Wie wär's mit einem Starfighter als Privatjet?

Starfighter zu verkaufen
Wie wär's mit einer F-104 als Privatjet?

Veröffentlicht am 13.10.2021

Na, wie wär's? Zufällig gerade 850.000 US-Dollar auf der hohen Kante und keine Ahnung, was Sie damit anstellen sollen? Jenseits des Atlantiks, im sonnigen Arizona, gäbe es da vielleicht was: Dort wartet aktuell ein waschechter Starfighter-Doppelsitzer auf einen neuen, finanzstarken Besitzer. Allerdings kein flügellahmes Halbwrack, sondern ein Exemplar der Spezies "rüstiger Rentner", das es kaum erwarten kann, endlich wieder Luft unter die Stummelflügel zu bekommen. In der Tat, was das Warbird-Verkaufshaus Platinum Fighter Sales da anzubieten hat, dürfte bei manchen großen Jungs (und Mädels) für Schnappatmung sorgen: Es ist einer der letzten noch flugfähigen Starfighter der Welt – Baujahr 1962.

Keith Charlot / Platinum Fighter Sales

Ein Privatjet der Extraklasse

Der Starfighter, die "bemannte Rakete", ist bis heute ein Mythos – gefürchtet, verteufelt und vergöttert gleichermaßen. Wäre das nicht ein höchst stilvoller Privatjet? Gut, Komfort gib's hier eher keinen, aber was ist schon Komfort gegen die Möglichkeit, mit 50.000 Fuß pro Minute senkrecht in den Himmel zu rasen und zweimal schneller als der Schall zu fliegen? Wenn Sie mit solch einem Gerät auf dem Flugplatz auftauchen, können all die Phenom- und Citation-Schnösel einpacken. Allerdings müssten Sie finanziell schon ein ordentliches Polster mitbringen, denn die Spritkosten für einen Starfighter dürften mindestens ebenso extravagant sein. Ganz zu schweigen von Lärm- und Emissionsgebühren – und der Tatsache, dass Sie nie und nimmer die Berechtigung bekämen, den deutschen Luftraum mit ihrer privaten 104 unsicher zu machen. Da müssten Sie sich zum Flugzeug wohl noch einen Zweitwohnsitz in den USA dazukaufen – am besten gleich mit eigener Startbahn.

Keith Charlot / Platinum Fighter Sales

Noch voll im Saft

Traum geplatzt? Tut uns leid... Falls es Sie tröstet, uns geht's nicht anders. Nichtsdestotrotz ist das zum Verkauf stehende Exemplar eine wahre Augenweide, mit seinem seidenmatt silbernen Lack und den rot-weiß-blauen Rennstreifen an Rumpf, Leitwerk und Flügel. Seine fast 60 Lenze sieht man dem Jet absolut nicht an, was aber wohl auch daran liegt, dass er seit November 2008 nicht mehr geflogen ist. Die Firma Fuel Fresh Inc., die den Starfighter im April 1996 erwarb, und in dessen Auftrag er nun verkauft wird, legt jedoch Wert darauf, dass der Starfighter sich an seinem Standort Mesa in den vergangenen 13 Jahren stets "in flugfähiger Lagerung" befand und tadellos in Schuss sei. Seit der Restaurierung durch die Firma Unlimited Aircraft in Chino Mitte der 80er-Jahre habe die 104 lediglich 400 Flugstunden gesammelt. Insgesamt hat die Zelle laut Steckbrief von Platinum Fighter Sales rund 2.500 Stunden auf dem Buckel.

Dienst in Kanada und Norwegen

Das Licht der Welt erblickte der Doppelsitzer einst als CF-104D mit der Seriennummer für die Royal Canadian Air Force. Bis 1973 war er in Cold Lake zu Hause, kam dann nach Bodø zur norwegischen Luftwaffe und schied am 9. Dezember 1982 offiziell aus dem Militärdienst aus. 1984 kehrte die Maschine per Schiffstransport in die USA zurück. Beim Combat Jets Flying Museum in Houston, Texas machte man sie wieder flügge, 1986 feierte sie in der Mojave-Wüste ihren zweiten Jungfernflug. Über die Experimental Aircraft Association aus Oshkosh, die ihn 1992 erwarb und bis 1995 auf ihrer jährlichen Flugshow vorführte, kam der Starfighter im April 1996 zu seinem aktuellen Eigentümer Fuel Fresh. Der stationierte seine Neuerwerbung, die seit rund 20 Jahren unter dem zivilen Kennzeichen N104 zugelassen ist, auf dem Phoenix-Mesa Gateway Airport.

Keith Charlot / Platinum Fighter Sales

Das volle Paket

Offensichtlich hatte Fuel Fresh mit dem Starfighter Einiges vor. Zumindest hat die Firma seit 1996 "unzählige Stunden" damit verbracht, Ersatzteile für den Mach 2-Oldie zu sammeln. Dazu zählen neben zwei  originalen J79-Tauschtriebwerken und vier Nachbrennern auch jede Menge Reifen, eine Cockpithaube sowie zahllose Verschleißteile. Scheune und Hangar seien voll, heißt es auf der Webseite von Platinum Fighter Sales. Klar, dass all diese Teile ebenso im Kaufpreis inbegriffen sind wie heiße Schleudersitze und ein nachgerüstetes Avionik-Paket von Collins. Der Starfighter sei von der US-Luftfahrtbehörde FAA außerdem in der Klasse "Experimental Exhibition" zugelassen. Dies entbinde seinen Betreiber von der Pflicht, Teile in festgelegten Betriebsintervallen zu tauschen. Ersetzt werden muss somit nur, was bei der jährlichen Inspektion als beschädigt oder verschlissen auffällt. Eine solche Zulassung sei in dieser Form heute "nicht mehr zu bekommen", betont Platinum Fighter Sales. Vor diesem Hintergrund seien allein die Papiere "eine Million Dollar wert", wie ein FAA-Beamter einst selbst angemerkt habe.