Am 29. Januar 2010 war es so weit: Russlands erstes Stealth-Flugzeug rollte in Komsomolsk am Amur an den Start. Suchoi-Testpilot Sergej Bogdan gab vor der schneebedeckten Kulisse Schub, und der massige Jet beschleunigte auf der Piste. Noch trug der PAK FA, wie der T-50-Prototyp des Jägers der fünften Generation auch bezeichnet wurde, keinen Anstrich. Bei seinem 46-minütigen Jungfernflug habe sich das Flugzeug "exzellent" verhalten, hieß es später von Seiten des Herstellers.
Der perspektivische Flugkomplex der Frontfliegerkräfte, auf Russisch Perspektiwny Awiazionny Kompleks Frontowoi Awiazii, hebe die russische LuftfahrtiIndustrie auf ein völlig neues technologisches Niveau, meinte damals der Suchoi-Generaldirektor Michail Pogosjan. "Diese Flugzeuge werden zusammen mit modernisierten Kampfflugzeugen der vierten Generation das Potenzial der russischen Luftstreitkräfte für die nächsten Jahrzehnte definieren." Entsprechend hoch waren die Erwartungen.
So plante das russische Verteidigungsministerium bis 2025 die Beschaffung von rund 200 Flugzeugen. Auch für den Export gab sich nicht nur Pogosjan optimistisch. "Ich bin fest davon überzeugt, dass unser gemeinsames Projekt seine westlichen Konkurrenten an Kosteneffizienz übertreffen und nicht nur die Verteidigungskraft der russischen und indischen Luftstreitkräfte stärken, sondern auch einen bedeutenden Anteil am Weltmarkt gewinnen wird", sagte er. Zu diesem Zeitpunkt war stand noch eine Beteiligung Indiens samt Großbestellung zur Disposition. So erwartete Suchoi Aufträge für bis zu 300 Maschinen.
Deutlich weniger Flugzeuge
Doch wie bei teuren und komplexen Militärprogrammen üblich, kam es anders. Verspätungen, technische Probleme wie Risse in der Struktur und hohe Kosten bremsten die Su-57, wie der Tarnkappenjäger jetzt heißt, zunehmend. So erfolgte der erste Auftrag für Serienflugzeuge erst im August 2018 – und dann auch nur für ganze zwei Flugzeuge. Erst im Mai 2019 nahm das Programm Fahrt auf. Dank optimierter Fertigungsverfahren und verbesserter Infrastruktur sollen bis zum Jahr 2028 insgesamt 76 Jets an die Streitkräfte gehen.
Die erste Su-57 kam schließlich im Dezember 2020 ins Inventar. Aber die nächsten Einheiten kamen eher tröpfchenweise zur Luftwaffe. Bis heute sollen zwischen 20 und 30 Exemplare verfügbar sein. Über ihre Einsätze ist nicht allzu viel bekannt. Zumindest zwei Su-57 sollen 2018 in Syrien geflogen sein, und im Ukraine-Krieg machte das Muster eher durch Verluste von sich reden. So wurde ein Jet am Boden von ukrainischen Drohnen beschädigt, und eine Suchoi musste eine in Probleme geratene Ochotnik-Kampfdrohne über feindlichem Gebiet abschießen. Seit kurzem scheint Russland indes die Su-57 für gefährliche Missionen zur Unterdrückung der gegnerischen Luftabwehr einzusetzen. Allerdings wartet das Muster weiter auf sein endgültiges Triebwerk, das AL-51F. Ob und wann es zum Einsatz kommt, ist noch offen.
Exportaufträge bleiben Mangelware
Handfeste Exporterfolge kann die Su-57 bis dato jedoch nicht verbuchen. Indien war bereits früh ausgestiegen und konzentriert sich eher auf die Modernisierung der Su-30MKI-Flotte mit einheimischen Systemen. Auf der Airshow China in Zhuhai im vergangenen November zeigte Russland sein Flaggschiff erstmals im Ausland. Die Maschine beeindruckte das Publikum mit ihrer Kraft und Wendigkeit. Aufsehen erregte auch die Ankündigung von Alexander Michejew: Während der Messe verkündete der Chef des staatlichen russischen Rüstungsexport-Unternehmens Rosoboronexport die ersten Verträge zur Lieferung einer Exportversion an ausländische Kunden. Aber bis heute folgten keine weiteren Details oder Informationen.
Auch wenn die Stückzahlen noch überschaubar sind, stellt die Su-57 einen deutlichen Leistungssprung für Russlands Luftstreitkräften dar. Trotz der Verspätungen vergingen nach dem Erstflug nur knappe zehn Jahre bis zur ersten Auslieferung. So viel schneller war die westliche Konkurrenz auch nicht. Zum Vergleich: Der Prototyp der F-22 hob im September 1997 ab, der erste Einsatzverband erhielt das neue Muster im Januar 2005. Allerdings waren zahlreiche Vorversuche und ab 1990 Tests mit dem YF-22-Technologieträger erfolgt. Von den ursprünglich vorgesehenen 750 Stück blieben nur 187 Serienflugzeuge übrig. Und in Europa startete das erste Entwicklungsflugzeug (DA1) des Eurofighters im März 1994 – in Dienst ging der Kampfjet 2003, mit noch eingeschränktem Fähigkeitspotenzial.