Nicht nur in der militärischen Luftfahrt ist Quanten-Sensorik ein Zauberwort der Zukunft. Dabei handelt es sich um eine fortschrittliche Sensor-Technologie, die Interaktionen mit der Umwelt aufspürt – und zwar auf atomarem Niveau. High-Tech-Sensoren erkennen aufgrund der Untersuchung einzelner Atome Veränderungen in elektrischen und magnetischen Feldern, die von Bewegungen oder selbst minimalen Energieemissionen erzeugt werden. So lassen sich beispielsweise Flugzeuge mit hoher Präzision erkennen, selbst wenn sie nicht auf dem Radarbildschirm erscheinen.
Was wie Science-Fiction klingt, wird langsam zur Realität. Auch in der DARPA stößt das Thema von der wissenschaftlichen Grundforschung langsam ins Ingenieurswesen vor. Die Defense Advanced Research Projects Agency soll sicherstellen, dass die USA an der Spitze der technologischen Entwicklung in der Verteidigung bleiben. Daher arbeitet die Agentur an vielen, meist geheimen Projekten. Sie war auch maßgeblich an der Einführung der ersten Stealth-Maßnahmen beteiligt, die in den 70er Jahren mit dem F-117-Vorgänger Have Blue begonnen hatten. Seitdem legten die USA bei neuen Kampfflugzeugen großen Wert auf geringe Entdeckbarkeit.
Verstecken nicht mehr möglich
Diese Tarnkappen-Strategie "ist eine Zukunft, die nicht mehr lange halten wird", sagte der stellvertretende DARPA-Direktor Rob McHenry nun in einem Webinar des Mitchell Institute for Aerospace Studies. Die Leistungsfähigkeit von Quanten-Sensorik auch Domänen-übergreifend (etwa vom Weltraum in den Luftraum) in Verbindung mit der Fusion verschiedener Sensoren und der Auswertung durch Künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass "wir nicht mehr realistisch in der Lage sind, uns im Einsatz zu verbergen." Daher kommen wieder eher traditionelle Themen wie Geschwindigkeit, Überlebensfähigkeit und Wendigkeit ins Spiel.
Umdenken bei Kampfjets
Gerade bei Kampfflugzeugen steht laut McHenry die Balance zwischen Offensiv- und Defensiv-Waffen auf dem Prüfstand. Kriegsschiffe seien beispielsweise dafür ausgelegt, sich zu verteidigen, einen Treffer einzustecken, und trotzdem weiterzukämpfen. "Wenn man unsere Flugzeuge betrachtet, ist hier vieles davon nicht wahr." Daher müsse man die defensive Seite stärker ausbauen, etwa durch die Einführung von "Anti-Flugkörper-Flugkörpern".
Im Umkehrschluss ermöglichten die neuen Sensoren natürlich auch die Entdeckung und Verfolgung feindlicher Flugobjekte "praktisch überall und zu jeder Zeit." Über den Zeithorizont der Einführung möglicher Quantensensoren gab der DARPA-Manager indes keine Auskunft. Die nächste Generation der US-Kampfjets wird mit Boeing F-47 und Northrop Grumman B-21 Raider auf jeden Fall noch der Stealth-Ära angehören.