Die betroffene Hercules gehört zum 53rd Weather Reconnaissance Squadron aus Biloxi in Mississippi. Als einzige Staffel der US Air Force ist diese Reserveeinheit auf das Erforschen von Wirbelstürmen spezialisiert, die im Atlantik, der Karibik, dem Golf von Mexiko und dem mittleren Pazifik auftreten können und die beim National Hurricane Center in Miami überwacht werden. In der ruhigeren Wintersaison unternimmt die Einheit auch Unwetter-Messflüge entlang der sonstigen US-Küsten.
"Stärkere Belastung als üblich"
Am Dienstagnachmittag flog eine Hercules der Wetterforscher mit dem Rufzeichen "Teal 75" gezielt ins Auge des Wirbelsturms Melissa, der über Jamaika schwere Verwüstungen angerichtet hat. "Es kam dabei zu einem Ereignis, bei dem das Flugzeug kurzzeitig stärkere Belastungen erfuhr, als üblich", teilte das 53rd WRS mit. "Dies bedeutet nicht zwangsweise Schäden, aber es ist ein Standardverfahren, aus Sicherheitsgründen vor dem nächsten Einsatz eine Inspektion durchzuführen." Die WC-130J, 97-5303, kehrte vorzeitig zu ihrer vorgeschobenen Einsatzbasis Curacao auf den Niederländischen Antillen zurück.
Foto vom Navigator
Unser Foto stammt vom Navigator des betroffenen Flugzeugs, Oberstleutnant Mark Withee. Es zeigt die Hercules beim Erreichen des Auges des Hurrikans. Wie eine Steilwand umgibt das sogenannte "Stadion" den lokal wolkenlosen Innenraum des Sturmsystems. Die Herkules kehrte kurz nach dieser Aufnahme um. Sie hatte den Sturm bereits einmal durchquert, um aktuelle Messdaten über die Wetterentwicklung nach Miami zu funken.
Fünf Mann und eine offene Heckklappe
Für ihre Flüge haben die Hurricane Hunters insgesamt zehn WC-130J. Sie sind auf einem Palettensytem im Frachtraum mit meteorologischen Messinstrumenten ausgestattet. 20 Besatzungen der Einheit sind für die extrem herausfordernden Einsätze qualifiziert. Die strukturell und durch Hagel hoch belasteten Flugzeuge werden von 59 Technikern betreut. Im Einsatz fliegen die WC-130J mit jeweils fünf Besatzungsmitgliedern: Pilot, Co-Pilot, Navigator, Flugmeteorologe und Wetteraufklärungs-Lademeister. Letzterer wirft während des Fluges aus der geöffneten Heckklappe Fallschirm-Messsonden ab, die Wetterdaten und Meerestemperaturen an das Flugzeug funken. Der Navigator führt das Flugzeug per Radar an die meteorologisch interessantesten Positionen. Gegen die in den Sturmsystemen typischen, extremen Turbulenzen versucht sich die Besatzung durch Langsamflug zu schützen, was die strukturelle Belastung des Flugzeugs wesentlich vermindert.
Sturm zieht nach Kuba
Mittlerweile ist der Wirbelsturm der stärksten Kategorie fünf nach Kuba weitergezogen. Die Schäden in Jamaika sind so schwer, dass die dortige Regierung den Katastrophenfall ausgerufen hat. Der Sturm Melissa hat sich mittlerweile zu einer Kategorie drei abgeschwächt.





