Hurra, sie leben noch: Die letzten Suchoi Su-22 "Fitter" des Kontinents sind, entgegen aller Unkenrufe, immer noch aktiv. Zwar werden sie wohl auch 2025 nicht wieder an ihre Heimatbasis Świdwin zurückkehren, weil dort die Vorkehrungen für den Betriebsstart der Nachfolgemuster KAI FA-50PL und Lockheed Martin F-35A weiterlaufen. Aber am Ausweichplatz Mirosławiec, eine gute Autostunde weiter südlich, trifft man am Himmel nach wie vor auf ihre Silhouette. Die markanten Schwenkflügel-Jagdbomber aus dem Kalten Krieg sollen, dem Vernehmen nach, ein weiteres Jahr an ihre vier Jahrzehnte währende Dienstzeit dranhängen. Die für Ende 2024 avisierte Außerdienststellung jedenfalls hat nicht stattgefunden.
Noch im April 2024 hatte Generalmajor Ireneusz Nowak, Generalinspekteur der polnischen Luftwaffe, in einem Interview gesagt, die letzten Su-22 würden zum Jahresende stillgelegt. Dass das womöglich doch nicht so kommen würde, ließ sich erahnen, als Mitte September 2024 das Flugzeugwerk WZL-2 in Bydgoszcz zum letzten Mal den Abschluss planmäßiger "Wartungs-, Überholungs- und Modernisierungsarbeiten" an einer polnischen Fitter bekanntgab. Rund 35 Jahre nach der ersten Routinewartung in Bydgoszcz nehme die Belegschaft "mit Tränen in den Augen" Abschied von dem legendären Jabo-Urgestein, schrieb WZL-2. Die Frage, die sich daraufhin fast aufdrängte, war die folgende: Warum entlässt man im September ein Flugzeug aus der Wartungshalle, wenn es im Dezember doch ohnehin zur Ausmusterung ansteht? Steckt dahinter womöglich ein anderer Plan?
40 Jahre Su-22 in Polen
Offensichtlich ja, lässt sich die Frage rund fünf Monate später beantworten. Die Zahl der noch aktiven "Fitter" bleibt offiziell zwar ungenannt – dafür feiern die Polen "40 Jahre Su-22" nun mit einem Sonderanstrich auf dem Doppelsitzer 509. Die Su-22UM-3K trägt aus diesem Anlass nicht nur eine weiß-rote "40" am Heck spazieren, sondern auf der vorderen Rumpfhälfte auch die alte, grün-braun-graue Lackierung, die Polens Su-22 bis zum Start finaler Modernisierungsmaßnahmen 2014 als Tarnschema führten. Der hintere Teil des Rumpfes ist dagegen im seither üblichen grauen Farbkleid gehalten. Der polnische Flugzeugfotograf Piotr Pokulniewicz erwischte die 509 kürzlich mit ihrem neuen Zweiton-Look beim Anflug auf den Fliegerhorst Mirosławiec.
Dieses Mal wohl endgültig
Wie lange die polnischen Su-22 dieses Jahr tatsächlich noch fliegen, ist unklar. Da sich die Zellen der Kampfjet-Dinosaurier aber mit großen Schritten dem Ende ihrer Lebensdauer nähern, die ersten FA-50PL in diesem Jahr und die ersten F-35A 2026 in Polen eintreffen sollen, wird spätestens Ende dieses Jahres wohl endgültig, unwiderruflich und tatsächlich Schluss sein für Europas letzte Suchoi Su-22.