Suchoi Su-30MKI - besser als das Original: Indische Flanker für Armenien?

Suchoi Su-30MKI - besser als das Original
Armenien will russische Kampfjets - aber nicht aus Russland

ArtikeldatumVeröffentlicht am 03.11.2025
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Armenien würde sich gern mehr von der alten Schutzmacht Russland lösen – doch das ist nicht auf allem Ebenen gleich einfach. Was die Ausrüstung der Luftstreitkräfte angeht, plant die Regierung in Jerewan aber wohl einen strategisch ziemlich cleveren Schritt: Statt neue Kampfjets wie bislang in Russland zu ordern, klopft man in Indien an – um dort ebenfalls Flugzeuge russischen Ursprungs zu kaufen, allerdings aus indischer Produktion, mit indischem Kampfwert-Upgrade und indischer Bewaffnung.

Indien legt nämlich seine in Eigenregie modifizierte Suchoi Su-30MKI neu auf. Vorerst zwölf Exemplare der maßgeschneiderten Flanker-Variante sollen bei Hindustan Aeronautics neu gebaut werden, zeitgleich läuft ein Upgrade für große Teile der Bestandsflotte. Die Inder haben bereits 222 ihrer 272 bislang beschafften Su-30MKI selbst endmontiert und mit einheimischen sowie teils westlichen Systemen ausgestattet. Sie kennen sich mit der Su-30 also bestens aus – und haben den Flanker-Doppelsitzer im Vergleich zum russischen Original Su-30SM überdies deutlich verbessert.

Suchoi Su-30MKI Indien beim Rollen
Patrick Hoeveler

Armenische Su-30 ohne Raketen

Eben jene Su-30SM fliegt seit 2020 auch in Armenien. Die kleine Flotte von vier Exemplaren resultierte aus einer 2019 aufgegebenen Bestellung – besitzt aber einen gravierenden Schönheitsfehler: Die Armenier hatten die russischen Mehrzweck-Fighter seinerzeit ohne passendes Waffenpaket geordert. Im Bergkarabach-Krieg mit dem ungeliebten Nachbarn Aserbaidschan konnte Jerewan die Su-30 deshalb gar nicht nutzen. Gemäß russischer Gesetzgebung zur Ausfuhr von Rüstungsgütern wäre der Verkauf von Bewaffnung für die Su-30 an Armenien wohl auch gar nicht ohne Weiteres möglich gewesen – weshalb Teile der Armeeführung den Flanker-Kauf seinerzeit gar als "kriminellen Akt" brandmarkten.

Mit dem von indischen Quellen angekündigten (und seit geraumer Zeit als Gerücht im Raum schwebenden) Schwenk in Richtung Indien könnte Armenien nun gleich mehrere Probleme lösen – und das vermutlich sogar ohne irgendwen vor den Kopf zu stoßen. Denn die Su-30 einfach wieder auszumustern und stattdessen auf ein anderes Muster zu setzen, wäre für das finanziell eher klamme Land ein Kraftakt, der an Premierminister Nikol Paschinjan und seiner Regierung sicher nicht ohne heftige öffentliche Kritik vorbeigehen würde. Schließlich war es auch Paschinjans Kabinett, das seinerzeit die Su-30SM aus Russland beschaffte.

Indien als lachender Dritter?

Abermals Kampfjets in Russland zu kaufen, nachdem Jerewan in den vergangenen Jahren immer stärker auf Distanz zu Moskau ging und seit 2024 sogar seine Mitgliedschaft im Militärbündnis OVKS ruhen lässt, käme aber ebenfalls einem Gesichtsverlust gleich. Zumal Russlands Kampfjet-Produktion primär die gestiegenen Bedürfnisse des eigenen Militärs zu befriedigen hat.

Da käme Indien als möglicherweise lachender Dritter gerade richtig – und gar nicht allzu überraschend. Schon im Herbst 2024 hatte Jerewan sich an die indische Regierung gewandt, um für seine zahnlosen Su-30SM Luft-Luft-Raketen aus indischer Produktion zu erwerben. Auch ein Upgrade für das armenische Flanker-Quartett durch Hindustan Aeronautics stand zur Diskussion.

Suchoi Su-30MKI Detail Cockpit
Patrick Hoeveler

Indisches Upgrade für die Su-30

Gemäß einem Bericht des Portals Indian Defense News sollen die Verhandlungen für einen Su-30MKI-Deal jetzt in einer finalen Phase sein. Demnach geht es um acht bis zwölf neue Jets, dieses Mal inklusive zugehöriger (indischer) Bewaffnung. Konkret genannt wird in diesem Zusammenhang die Luft-Luft-Rakete Astra Mk.1, die eine Reichweite von rund 110 Kilometern besitzt. Auch die noch in Entwicklung befindliche Astra Mk.2 mit bis zu 200 Kilometern Reichweite soll angeblich als Waffe im Gespräch sein. Zudem wird die Su-30MKI mit dem neuen indischen AESA-Radar Virupaaksha (Uttam Mk.2) ausgestattet, anstelle des bislang verwendeten Bars N011M aus Russland mit passiver elektronischer Strahlschwenkung. Auch neue, in Indien entwickelte Systeme für den elektronischen Kampf sind vorgesehen.

Das sich anbahnende Geschäft mit Armenien wird auf 2,5 bis drei Milliarden US-Dollar beziffert. Die Lieferungen sollen laut Indian Defense News 2027 starten und bis Ende 2029 abgeschlossen sein. Beobachter werten dies als armenische Reaktion auf die Entscheidung des Erzrivalen Aserbaidschan, JF-17C-Kampfjets des aktuellsten Standards Block III aus Pakistan zu beschaffen.

Russland verdient wohl mit

Sollte es zwischen Jerewan und Neu-Delhi tatsächlich zu einer Unterschrift kommen, dürfte bei der Sache auch Russland nicht leer ausgehen. Zwar fertigen die Inder die Su-30MKI in Lizenz, werden aber für die Neuauflage ihrer Flanker-Produktion nach wie vor auch Baugruppen und Systeme aus dem Herkunftsland der Su-30 importieren müssen – womit die Russen an einem Deal Indiens mit Armenien mitverdienen würden.