Suchoi Su-34NWO: Mit dem Entenschnabel in die Zukunft

Suchoi Su-34NWO
Mit dem Entenschnabel in die Zukunft

Veröffentlicht am 30.12.2021

Unter den Mitgliedern der legendären "Flanker"-Familie sticht die Su-34 mit ihrem entenähnlichen Antlitz besonders heraus: die breite Nase und das Cockpit mit zwei nebeneinanderliegenden Sitzen machen den Jagdbomber unverwechselbar. Und obwohl ihre Entwicklung bereits Ende der 80er Jahre begann, wird die Su-34 für Russlands Luftwaffe in den kommenden Jahrzehnten bedeutsamer denn je. Denn noch immer fliegen in Russland über 100 Exemplare der Schwenkflügel-Veteranin Su-24, die in absehbarer Zeit das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Und als deren natürliche Nachfolgerin kommt in Russlands Fighter-Portfolio nur ein Muster in Frage: die Su-34.

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Kampfjet mit Komfort-Cockpit

124 Su-34 baute Suchoi in Nowosibirsk bislang in Serie. Der Hersteller erfüllte damit zwei Bestellungen aus den Jahren 2008 und 2010 über zunächst 32 und dann nochmals 92 Maschinen. Die Lieferung der ersten Su-34 an die Einsatzverbände begann 2010, inzwischen steht der markante Jagdbomber bei insgesamt vier Regimentern im Dienst. Piloten schätzen die Su-34 nicht nur wegen ihrer Fähigkeiten, sondern auch wegen ihres Komforts: Der Jet besitzt eine kleine Bordküche mit Mikrowelle und Kaffeemaschine, ein Urinal für dringende Grundbedürfnisse und eine Druckkabine. Das macht lange Einsätze deutlich weniger strapaziös. Die Sitze lassen sich im Flug zum Ausruhen in eine Liegeposition bringen, und wer sich unterwegs ein wenig locker machen möchte, kann sich dazu sogar aufrecht hinstellen. Bestiegen wird das Flight Deck der Su-34 von unten über eine Leiter im Bugfahrwerkschacht. So lässt sich die Druckkabine besser abriegeln.

Russisches Verteidigungsministerium

Bis zu 76 neue Su-34 für die Luftwaffe

Aus Russland ist zu hören, dass die Regierung bis 2027 wohl insgesamt 76 weitere Su-34 beschaffen möchte. Suchoi arbeitet deshalb schon seit längerer Zeit an einer grundlegend modernisierten Variante, der Su-34M. Allerdings kommt das Projekt offenbar langsamer voran als geplant. Zur Überbrückung bietet Suchoi den Jagdbomber zunächst mit dem teilmodernisierten Standard NWO an. Das Kürzel steht für "Nowije Widy Osnaschtschenija" – auf Deutsch: neue Arten von Ausrüstung. Von dieser Übergangsversion hat Russlands Regierung nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass im Sommer 2020 20 Exemplare bestellt.

Russisches Verteidigungsministerium

Neue Avionik an Bord

Was genau aber unterscheidet die Su-34 NWO von den bisherigen Su-34-Exemplaren? Vor allem geht es dabei um zwei Bereiche: Avionik und Bewaffnung. So sollen die NWO-Exemplare einen neuen Zentralrechner mit russischen Elbrus-Pozessoren für die Zielsuch- und Navigationssuite erhalten. Außerdem verpasst Suchoi der Su-34 NWO ein umfassendes Radar-Upgrade samt automatischem Tiefflugsystem und digitaler Karte. Generell ist es wohl das Bestreben des Herstellers, ausländische Komponenten im avionischen Bereich so weit wie möglich durch verbesserte Pendants russischer Bauart zu ersetzen.

Patrick Zwerger

Jagdbomber, Aufklärer, Störflugzeug

Zu den neuen Waffen für die Su-34 NWO zählen unter anderem der Seezielflugkörper Ch-35U und die lasergelenkte Luft-Boden-Rakete Ch-38ML sowie deren Derivat "Grom" (Donner). Auch eine elektrooptische Lenkbombe sowie neue Gleitbomben und die Luft-Luft-Rakete R-77-1 gehören künftig zum Waffenarsenal der Su-34. Darüber hinaus wollen die Russen die Su-34 mit Hilfe von maßgeschneiderten Funk- und Radar-Pods für die taktische Aufkkärung fit machen. Aktuell hat Russlands Luftwaffe auf diesem Gebiet nur die Su-24MR zu bieten. Ähnliches gilt für die verstärkte Verwendung der Su-34 NWO für die elektronische Kampfführung. Zwar lässt sich bereits die gegenwärtige Variante der Su-34 mit entsprechenden Störbehältern ausstatten, künftig soll dieser Aufgabenbereich dank verbesserter, stärkerer Störsysteme allerdings noch deutlich ausgebaut werden.