Kampfflugzeuge der fünften Generation sind von Haus aus Einsitzer. Hochmoderne Computertechnik und Künstliche Intelligenz nehmen dem Piloten im Einsatz jede Menge Arbeit ab und machen den zweiten Mann im Cockpit entbehrlich. Das gilt nicht nur für die US-Muster F-22 und F-35 von Lockheed Martin, sondern auch für Chinas Chengdu J-20 und die Su-57 aus Russland. Allerdings gab es in der Vergangenheit bei Russen wie Chinesen vermehrt Überlegungen, auch Zweisitzer-Versionen der jeweiligen Superfighter zu entwickeln.
Während in China die Informationslage nebulös bleibt, scheint es Russland damit wirklich ernst zu sein. Der staatliche Rüstungskonzern Rostec bestätigte in der vergangenen Woche, dass er bereits an einer zweisitzigen Version der Su-57 arbeite. "Dieses Flugzeug kann in der Ausbildung von Flugpersonal gefragt sein, um die psychische Belastung unerfahrener Piloten zu verringern und auch lange Flüge über unscheinbares Gelände durchzuführen", heißt es in einer Erklärung der Rostec-Pressestelle. Einen konkreten Zeitplan für die Entwicklung nannte Rostec nicht.

Exportversion mit Zweimann-Cockpit
Den hat auch der Stellvertretende Premierminister Juri Borisow noch nicht parat. Jedoch machte Borisow am Rande einer Arbeitsreise in den Fernen Osten Russlands klar, wo er das künftige Einsatzfeld einer zweisitzigen Su-57 verortet: im Ausland nämlich. "Das Verteidigungsministerium und Suchoi planen, ein Flugzeug mit zwei Piloten zu entwickeln, das die Exportnachfrage nach diesem Modell ankurbeln wird", erklärte der Vize-Premier. Eine solche Version könnte im Ausland "zusätzliche Nachfrage schaffen", so Borisow weiter. Tage zuvor hatte Alexander Michejew, Chef des staatlichen Rüstungsexporteurs Rosoboronexport, laut einer Meldung der Tass verkündet, dass fünf südostasiatische Länder an der Su-57 interessiert seien.

Doppelsitzer für Indien?
Welche Nationen konkret Interesse an einem Su-57-Doppelsitzer haben könnten, verriet Michejew nicht. Allerdings sind derlei Überlegungen nicht neu: Im Rahmen des sogenannten FGFA-Programms (Fifth Generation Fighter Aircraft) umrissen Suchoi und der indische Flugzeugbauer Hindustan Aeronautics schon vor über zehn Jahren die Machbarkeit einer auf die Bedürfnisse Indiens zugeschnittenen Su-57-Version. Damals hieß der russische Kampfjet noch PAK T-50, doch Indien machte bereits damals klar, dass für die heimische Luftwaffe nur ein zweisitziger Ableger in Frage käme – analog zur Su-30MKI, einer für Indien entwickelten Su-30-Version. Zwar liegt das FGFA-Projekt seit rund zwei Jahren auf Eis, das Interesse Indiens an der Su-57 ist jedoch keineswegs erloschen. Gut möglich also, dass Russland vor allem Indien als Markt für eine doppelsitzige Version seines Top-Fighters im Blick hat.