Super Flanker: Bekommt der Iran Ägyptens Su-35S?

Super Flanker im Export
Bekommt der Iran Ägyptens Su-35S?

Zuletzt aktualisiert am 11.01.2022

Mindestens 24 Suchoi Su-35S bestellte Ägyptens Regierung im Mai 2018 bei der staatlichen Flugzeugbau-Holding OAK in Russland. Gut 15 Stück davon hat OAK in Komsomolsk am Amur schon gebaut, bezahlt haben die Ägypter auch – aber dass jemals eine der bestellten "Super Flanker" in Ägypten offiziell ihren Dienst antritt, scheint trotzdem ausgeschlossen. Denn Ägyptens Luftwaffe hatte die Rechnung ohne die USA gemacht, als sie sich für den russischen Top-Kampfjet entschied. Die drohten der ägyptischen Regierung vehement und wiederholt mit Sanktionen und dem Ende militärischer Unterstützung – weshalb Kairo seine Suchoi-Order letztlich auf Eis legte. Schließlich stammt ein Großteil der Ausrüstung der ägyptischen Streitkräfte von US-Herstellern.

United Aircraft Corporation

Super-Flanker für Teheran?

Nun stehen die fertigen Fighter aber schon beim KnAAPO-Flugzeugwerk auf dem Hof, und so sucht OAK – im Auftrag Ägyptens, wie es heißt – eifrig nach alternativen Abnehmern. Die Hoffnung, elf Su-35S an Indonesien zu verkaufen, zerschlug sich Ende 2021, die Indonesier strichen das Muster von ihrer Wunschliste. Schenkt man einem Artikel des iranischen Journalisten und Militärexperten Babak Taghvaee Glauben, könnten die ägyptischen Su-35S aber schon bald im Iran landen. Demnach sind die Jets Teil eines großen, auf 20 Jahre angelegten Rüstungspakets, das der Iran und Russland noch im Januar vertraglich festzurren wollen, und das einen Gesamtwert von zehn Milliarden US-Dollar besitzen soll. Darin enthalten sind laut Taghvaee neben den 24 Su-35S unter anderem zwei S400-Flugabwehrsysteme sowie ein Militärsatellit. Außerdem soll es Modernisierungsprogramme für die bereits vom Iran genutzen MiG-29 und Su-24 geben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Piloten in den Startlöchern

Allein die Kosten für die Su-35S, inklusive Equipment, werden mit drei Milliarden US-Dollar beziffert – eine Summe, die der Iran Babak Taghvaee zufolge nicht in Devisen, sondern in Barrel Rohöl bezahlen will. Das erscheint einerseits skurril, besitzt Russland doch selbst große Erdölreserven. Allerdings dürfte ein solch teures Geschäft – so es denn zustande kommt – für die Islamische Republik nur so überhaupt wirtschaftlich stemmbar sein.

Laut Taghvaee wurden bereits 30 Piloten aus den Reihen der iranischen Luftwaffe auserkoren, um sich bei Vertragsabschluss nahtlos in Russland auf der Su-35S ausbilden zu lassen. Alle 24 Flugzeuge könnten außerdem bis Mitte 2022 übergeben werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Nur Spielchen?

Westliche Beobachter geben sich dennoch skeptisch. Der Analyst Nikola Mikovic etwa vermutet, dass Russland einen sich anbahnenden Deal mit dem Iran gegenüber dem Westen als Druckmittel zur Durchsetzung eigener Interessen, zum Beispiel im Ukraine-Konflikt, nutzen könnte – um die Iraner letztendlich wieder fallenzulassen, sobald diese Interessen erfüllt seien. Der renommierte Militärautor Tom Cooper verweist dagegen auf die Iran-interne Rivalität zwischen der regulären Luftwaffe (IRIAF) und der einflussreichen Iranischen Revolutionsgarde (IRGC): "Ich würde zuerst gerne hören, dass das IRGC der IRIAF die Erlaubnis erteilt hat, solche Sachen zu beschaffen, und dann, dass Teheran tatsächlich das notwendige Geld hat – bevor ich irgendwelche nützlichen Schlussfolgerungen ziehe", so Cooper in einem Beitrag für das Portal "The Aviation Geek Club".

United Aircraft Corporation

Kein AESA-Radar

Gegenüber dem US-Magazin Forbes merkte Cooper zudem an, dass die angedrohten US-Sanktionen für Ägypten wohl nicht der einzige, wenn auch der entscheidende, Grund gewesen seien, von der Su-35S-Order Abstand zu nehmen. So besitze die Su-35S kein AESA-Radar, sondern bislang "nur" ein Radar mit passiver elektronischer Strahlschwenkung (PESA) in Gestalt des Irbis-E, was nicht dem Standard moderner westlicher Fighter entspräche. "Es hatte [für die Ägypter] also keinen Sinn, für etwas zu bezahlen, das den verfügbaren westlichen Jets der Generation 4+ eindeutig unterlegen war – und dann unter den Folgen des Endes der US-Militärhilfe zu leiden", unterstreicht der Militärexperte. Aus ähnlichen Gründen sah jüngst auch Algerien von einer Bestellung der Su-35S ab – und modernisiert stattdessen lieber seine Su-30-Flotte.