Es ist jetzt genau 24 Jahre her, da zeigte Dassault – ebenfalls in Le Bourget auf dem Pariser Aérosalon – eine Rafale mit Rumpfrückentanks. Die an die Stromlinie des Fighters angepassten Spritbehälter, sogenannte CFT (Conformal Fuel Tanks), waren damals am Rafale-Prototyp B01 montiert. In den Serienbau schafften es die Dassault-Rumpftanks nicht, die Idee verschwand in der Schublade. Jetzt kramen die Franzosen das Konzept wieder hervor: Am Stand des französischen Verteidigungsministeriums ist, neben einer Rafale M der Marine Nationale, die Rafale B mit der Seriennummer 362 ausgestellt – mit dicken Kerosintanks auf dem Rücken.

Die stromlinienförmig gestalteten Conformal Fuel Tanks liegen seitlich auf dem Rafale-Rumpfrücken auf.
Vor- und Nachteile von Rumpftanks
Mit der Einführung konformer Rumpftanks könnte Dassault bei der Rafale gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen erhöht sich durch den Anbau der Tanks die maximal mögliche Reichweite des Fighters und damit auch die Flugdauer. Das macht die Rafale im Einsatz unabhängiger von Luftbetankung. Zum anderen kann auf klassische Unterflügel-Zusatztanks verzichtet werden, was – zumindest theoretisch – Platz für zusätzliche Waffen schafft, die sich statt der Tanks unter die Delta-Tragflächen schnallen lassen. Der Nachteil, dass sich auf dem Rumpf aufliegende Tanks im Falle eines Luftkampfs auf kurze Distanz nicht abwerfen lassen und damit die Manövrierbarkeit des Jets einschränken, könnte in modernen Kampfszenarien, die sich in hohem Maß auf Schläge aus der Distanz konzentrieren, verschmerzbar sein.

Die Rafale B mit der Seriennummer 362 gibt in Le Bourget einen Ausblick auf die "Super-Rafale" F5.
Rafale-Standard F5
Die CFT-Lösung ist sicher das optisch auffälligste Merkmal an der auf der Messe gezeigten Rafale 362. Darüber hinaus aber möchte Frankreich, nach eigener Aussage, mit dem ausgestellten Zweisitzer auch einen Fingerzeig auf den geplanten Rafale-Standard F5 geben. Der soll unter anderem eine Kampfdrohne als "Loyal Wingman" an die Seite bekommen und mit dieser interagieren können. Außerdem ist ein stark verbessertes AESA-Radar auf Basis des RBE-2AA von Thales eingeplant, das den Projektnamen RBE2 XG trägt und in allen Bereichen deutlich leistungsstärker als das derzeit verwendete Modell sein soll.
Eine neue Version des Optronique Secteur Frontal (OSF), des optoelektronischen Frontsensors der Rafale, steht ebenfalls auf der Liste. Dazu kommen umfangreiche Verbesserungen im Bereich der elektronischen Kriegsführung, ein verbessertes, leistungsgesteigertes M88-Triebwerk namens "T-Rex" sowie eine Reihe neuer Waffen. So soll die Rafale F5 beispielsweise auch als Träger für Wegwerfdrohnen dienen, die über einen Datenlink aus dem Rafale-Cockpit gesteuert werden. Auch als Träger der in Entwicklung stehenden Hyperschallrakete ASN4G ist die Rafale F5 vorgesehen.

Auch ein Arsenal möglicher Waffen für die Rafale F5 wird in Paris präsentiert. Dazu zählt zum Beispiel die modifizierte Lenkbombe Hammer 250 XLR von Safran.
Wann kommt die "Super-Rafale"?
Die ersten Rafale F5 werden voraussichtlich nicht vor 2033 zu den Einsatzkräften stoßen. Zwischen den projektierten und den aktuell gängigen Standard setzt Dassault daher noch die Rafale F4.3, deren Flugtests in Kooperation mit der französischen Generaldirektion für Rüstung (DGA) vor Ende dieses Jahres starten sollen. Läuft alles nach Plan, könnten die ersten Rafale F4.3 um 2028 oder 2029 ausgeliefert werden – bevor dann, wieder einige Jahre später, die "Super-Rafale" F5 das Zepter übernimmt.