Im Tiefflug: Rafale rasiert Stromleitungen ab

Im Tiefflug
Rafale rasiert Leitung ab - ganzes Dorf ohne Strom

Zuletzt aktualisiert am 23.02.2021

Le Castellet im Département Alpes-de-Haute-Provence ist ein kleines, eigentlich ziemlich unspektakuläres Dorf in Südostfrankreich. Nicht ganz 300 Menschen wohnen hier, eine gute Autostunde nördlich der nächstgelegenen Großstadt Marseilles. Sie alle hatten am Nachmittag des 17. Februar plötzlich keinen Strom mehr in ihren Häusern. Mehr als drei Stunden lang blieb die Küche kalt – und schuld daran war die franzöische Luftwaffe.

Training in 80 Metern Höhe

Doch der Reihe nach: Eine Rotte Dassault Rafale machte sich an besagtem Tag auf der Luftwaffenbasis Saint-Dizier kurz nach der Mittagspause klar zu einer Übungsmission. Die Jets gehörten zur 4e Escadre de chasse (4. Jagdgeschwader) der Armée de l'Air, die in Saint-Dizier ihre Basis hat. Auf dem Stundenplan der Piloten stand ein Flugtraining in geringer Höhe, für das sie Kurs auf die rund 650 Kilometer entfernte Region um Le Castellet nahmen. In einer Flughöhe von nur 80 Metern über Grund rasten die beiden Rafales schon kurze Zeit später durch das dünnbesiedelte Gelände.

Armée de l'Air

Auf Kollisionskurs mit der Stromleitung

Dummerweise kreuzte sich ihr Flugweg vor Ort mit der Mittelspannungsleitung, die Le Castellet mit Strom versorgt: Einer der Kampfjets kollidierte mit der Leitung und rasierte dabei drei Kabel ab. Der Pilot bemerkte die Kollision sofort, die Übung wurde beendet. Die Rafale landete rund zehn Minuten später auf dem nahegelegenen Stützpunkt Orange-Caritat. Deutliche Spuren am Flugzeug legen dar, dass sich die Stromleitung nicht kampflos ergeben hatte: Nach der Landung aufgenommene Fotos zeigen Beschädigungen an Lufteinlauf, Zusatztank und dem Rumpfwulst vor dem linken Canard der Rafale. Die durchtrennten Kabel versursachten in Le Castellet einen kleinen Brand, als sie zu Boden fielen, weshalb die Feuerwehr zunächst einen 100-Meter-Sicherheitsbereich um die Unfallstelle zog.

Glimpflicher Ausgang

Weitere Schäden hatten Luftwaffe und Dorf zum Glück nicht zu vermelden. Kurz nach 17 Uhr war die Stromversorgung in Le Castellet wieder hergestellt, das Feuer gelöscht und die am Unfallort vorbeiführende Straße D12 wieder für den Verkehr freigegeben. Der Bürgermeister des Dorfes, Benoit Gouin, erklärte gegenüber der Zeitung La Provence: "Die Flugzeuge sind sehr tief geflogen. Es gab keinen Schaden, außer den Unannehmlichkeiten." Die Armée de l'Air bedauerte den "äußerst seltenen Vorfall" ausdrücklich und hat bereits die Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen.