Seit dem 24. Februar 2022 beherrscht der eskalierte Krieg in der Ukraine die Schlagzeilen. Russland und die Ukraine stehen sich bis heute in einem Abnutzungskampf gegenüber, dessen Folgen und Verluste auf beiden Seiten noch gar nicht seriös messbar sind. Insofern sind natürlich auch die Zahlen aktiver Kampfflugzeuge, die aus Russland und der Ukraine kommen, noch volatiler und noch schwerer nachprüfbar als das schon vorher der Fall war. Und auch global betrachtet ist der Fighter-Markt in jüngerer Zeit stark in Bewegung geraten – nicht nur wegen des Krieges in der Ukraine. Die Zahlen unserer Top 10-Liste der gegenwärtig meistgenutzten Kampfjets können daher nicht bis ins Detail verifiziert werden. Wir geben die aktuellen Trends im Folgenden nach bestem Wissen und Gewissen wieder. Hauptquelle für unser Ranking ist der jährliche "World Air Forces Report" von Flight Global in seiner aktuellen Ausgabe 2023.
Platz 10: Northrop F-5
403 aktive Flugzeuge

Die F-5-Familie ist eines der wenigen Beispiele von amerikanischen Kampfflugzeugen, die ihren großen Erfolg vor allem außerhalb der USA feierten. Als leichter Jäger und Jagdbomber konzipiert, erhielten zahlreiche befreundete Nationen die F-5A/B Freedom Fighter und später die verbesserte F-5E/F Tiger II. Bis 1987 wurden 2246 Serienmaschinen produziert. Erstflug des Prototypen war am 30. Juli 1959.
Aktuell größter Nutzer ist Südkorea mit 156 F-5E. In Europa setzt die Schweizer Luftwaffe noch 18 F-5E Tiger II ein – auf Flugshows begeistert auch deren Kunstflugteam "Partrouille Suisse" mit seinen sechs rot-weiß lackierten F-5E das Publikum. Die Patrouille Suisse ist damit das einzige Kunstflugteam in Westeuropa, das auf ein überschallschnelles Einsatzflugzeug setzt.
Hinsichtlich der Weiterentwicklung der F-5 lohnt außerdem ein Blick in den Iran. Hier existieren mit den Nachbauten Azarakhsh, Saeqeh (mit Doppelletitwerk) und Kowsar gleich drei heimische Derivate der in den 60er-Jahren noch an die Schah-Regierung gelieferten F-5A. Die Kowsar wurde erst im Sommer 2018 als iranische Eigenentwicklung der Öffentlichkeit präsentiert. Sie gleicht äußerlich der "normalen" F-5, soll aber moderne Avionik und ein neues Radar besitzen.
Aktiv genutzt wird die F-5 in Botswana (11), Brasilien (42), Chile (10), Honduras (4), Iran (35), Kenia (17), Mexiko (3), Marokko (22), Süd-Korea (156), Schweiz (18), Taiwan (27), Thailand (30), Tunesien (11), Venezuela (6) und Jemen (11).
Platz 9: Suchoi Su-25
480 aktive Flugzeuge

Die Su-25 wurde Ende der 60er Jahre als klassisches Schlachtflugzeug entwickelt. Die erste Maschine flog bereits am 22. Februar 1975. Mehr als 1000 Exemplare wurden gebaut, von denen viele exportiert wurden. Neben Russland (200 Flugzeuge) setzen zahlreiche Luftstreitkräfte in Afrika, Osteuropa und Asien auf die von der NATO "Frogfoot" getaufte Su-25. Außerdem besitzt Peru zwei aktive Su-25. In Russland, und auch in anderen Nationen, ist man bestrebt, das Flugzeug durch laufende Modernisierungen für die Zukunft fit zu machen. Die aktuelle Version ist die Su-25M3. Wie viele der global noch vorhandenen Exemplare tatsächlich flugbereit sind, ist jedoch offen. Im Ukrainekrieg kämpft die Su-25 seit Februar 2022 auf beiden Seiten mit. Die Ukrainer betreiben seit 2010 ein eigenes Modernisierungsprogramm (Su-25M1), das unter anderem ein Avionik-Upgrade und eine Verstärkung der Zelle beinhaltet.
Der russische Volksmund kennt die Su-25 auch unter dem Spitznamen "Gratsch" (Saatkrähe). Die Konstruktion des Erdkampfflugzeugs legt einen besonderen Fokus auf Robustheit. Die Frontscheibe besteht aus Panzerglas, das Cockpit ist von einer geschweißten, bis zu 24 Millimeter dicken Titanverkleidung umgeben. Ihr starkes Fahrwerk ermöglicht der Su-25 den Einsatz von schlecht präparierten Pisten, die Tanks in Rumpf und Tragflächen sind selbstabdichtend. Die beiden Tumanski R95Sh-Trebwerke lassen sich zur Not auch mit Benzin und Diesel betreiben. Außerdem steht für die Su-25 ein breites Waffenarsenal zur Verfügung.
Platz 8: Eurofighter Typhoon
526 aktive Flugzeuge

Der Eurofighter war ursprünglich als europäische Antwort auf die Top-Flugzeuge des Warschauer Pakts, MiG-29 und Su-27, in Auftrag gegeben worden. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs stand das Projekt mehrere Jahre auf der Kippe – ein teurer, hochagiler Luftüberlegenheitsjäger wurde nun nicht mehr gebraucht. Letztlich entschieden sich die Regierungen der an dem Projekt beteiligten Nationen Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien jedoch, die Entwicklung des Flugzeugs fortzuführen und dem Eurofighter eine neue militärische Rolle zuzuweisen: Der 1994 zum Erstflug gestartete Kampfjet, seit 1997 "Typhoon" genannt, ist nun ein veritables Mehrzweckkampfflugzeug, das verschiedenste Rollen ausfüllen kann.
Die Serienproduktion begann 2003, die ersten Einsatzmaschinen traten 2006 ihren Dienst an. Eine von der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH in Hallbergmoos angestrengte weltweite Vermarktung verfing vor allem in den Golfstaaten – hier steht der Eurofighter im Dienst bei den Streitkräften Saudi-Arabiens (72 Maschinen) und Omans (12). Dazu kommen Kuwait mit gegenwärtig sechs von insgesamt 28 bestellten Typhoons und Katar mit derzeit vier von 24 bestellten.
In Europa aktiv sind die Eurofighter in Großbritannien (119), Deutschland (138, laut Luftwaffe) und Italien (92). Spanien hat zusätzlich zu seinen 68 Eurofightern 20 bestellt. Österreich setzt 15 Eurofighter der Tranche 1 ein.
Platz 7: Lockheed Martin F-35
544 aktive Flugzeuge

Auf der Aufholjagd: Erst seit letztem Jahr befindet sich die F-35 im Ranking der zehn meistgenutzten Kampfflugzeuge weltweit. Der Stealth-Jagdbomber der fünften Generation wurde konzipiert um als Ersatz für die F-16 und andere ältere Modelle zu dienen und ist gegenwärtig in drei Versionen verfügbar: F-35A (konventionell startend und landend), F-35B (senkrecht startend und landend) und F-35C (Flugzeugträgerversion). Trotz anhaltenden Kinderkrankheiten schwimmt der Stealth-Jet von Lockheed Martin auf der Erfolgswelle. Knapp 800 F-35 sind momentan weltweit im Dienst, davon etwa 180 als Trainingsflugzeuge. Die Bestell-Liste ist länger denn je. Erstbestellungen kommen neben Deutschland (35 bestellt), auch aus Tschechien (24), Kanada (88), Belgien (34), Schweiz (36), Finnland (64), sowie weiteren Nationen.
In Australien (63), Japan (27), Süd-Korea (38), Niederlande (18), Italien (16), Israel (32), Norwegen (24) und Großbritannien (26) sind die Stealth-Jets bereist im Dienst. Die USA ist der mit Abstand größte Nutzer mit mehr als 300 aktiven Lightning II in der USAF, US Navy und dem United States Marine Corps.
Platz 6: Chengdu J-7 / F-7
798 aktive Flugzeuge

In den 60er Jahren begann China mit dem Nachbau der sowjetischen Mikojan MiG-21. Die als J-7 bezeichnete Maschine flog erstmals am 17. Januar 1966 und wurde in zahlreichen Versionen gefertigt. Die chinesische Luftwaffe setzt auch über 50 Jahre später noch auf den robusten Oldie: 378 J-7 fanden sich Ende 2022 im Bestand. Dazu kommen 30 weitere Flugzeuge, die von der chinesischen Marine betrieben werden.
Als F-7 exportierte China die Chengdu J-7 auch in andere Länder. Die Produktion endete erst im Mai 2013 mit der Übergabe der letzten Jets an Bangladesch. Die Vorzüge des Flugzeugs – insbesondere für die Streitkräfte ärmerer Nationen – liegen auf der Hand: Es ist günstig und technisch nicht besonders komplex, bietet aber dennoch ausreichende Kampfkraft und ist verhältnismäßig leicht zu warten. Mehr als 2400 Exemplare von J-7 und F-7 wurden gebaut, von denen derzeit noch 798 als aktiv gemeldet sind. Größte Nutzer neben China sind Pakistan mit 135 Maschinen (plus fünf FT-7-Trainer) und Nordkorea mit 120 Flugzeugen (Stand Anfang 2023).
Platz 5: Mikojan MiG-29
822 aktive Flugzeuge

Die MiG-29 aus der Spätphase des Kalten Krieges ist auch 2023 noch weit verbreitet. Seit dem Erstflug am 6. Oktober 1977 wurden mehr als 1600 Exemplare produziert. Größter aktueller Nutzer ist Russland mit rund 250 Maschinen.
In Deutschland waren bis 2004 ebenfalls 24 MiG-29 beheimatet. Die Maschinen flogen ab 1988 bei der NVA in Preschen und wurden später – nach Auflösung der DDR-Streitkräfte – von der Bundesluftwaffe übernommen.
Die neueste Version des einst bei der NATO gefürchteten Kampfflugzeugs firmiert unter der Bezeichnung MiG-29M, wobei die russischen Streitkräfte den Jet als MiG-35 bezeichnen. Neben stärkeren RD-33K-Triebwerken aus dem Hause Klimow besitzt der neueste Spross der MiG-29-Familie ein vierfach redundantes Flugmanagementsystem sowie drei farbige Multifunktionsdisplays im Cockpit. Außerdem ist die MiG-35 mit dem neuen AESA-Bordradar NIIR Schuk ausgestattet. Derzeit stehen acht MiG-35 bei der russischen Luftwaffe im Dienst, davon zwei Prototypen.
Russland plant, mittelfristig ihre alternden MiG-29-Varianten durch neue MiG-35 zu ersetzen. Anfang 2023 kündigte die russische Regierung die Wiederaufnahme der Serienproduktion an. Rund 22 Nationen nutzen die MiG-29 noch, darunter Indien, Belarus, Bulgarien, Sudan, Ägypten und der Iran. In der NATO ist die MiG-29 noch durch Bulgarien und Polen vertreten. Die Slowakei spendete Anfang 2023 ihre MiG-29 an die Ukraine. Serbien fliegt ebenfalls MiG-29.
Platz 4: Boeing F/A-18 Hornet / Super Hornet
828 aktive Flugzeuge

Der Prototyp der F/A-18 startete am 18. November 1978 zu seinem Jungfernflug. Die zweite Generation F/A-18E/F Super Hornet fliegt seit 1995. Der größte Teil der heute aktiven (Super) Hornets, rund 550 Stück, fliegt natürlich in den USA bei Navy und Marine Corps. Weitere Nutzer sind Australien (24 F/A-18F und zwölf EA-18G), Finnland (F/A-18C/D, 55), Kanada (F/A-18C/D, 63), Kuwait (34 F/A-18C/D, F/A-18E/F im Zulauf), Malaysia (F/A-18D, 8), die Schweiz (F/A-18C/D, 25) und Spanien (F/A-18C/D, 72).
Die zweistrahlige F-18 geht auf einen Entwurf der Firma Northrop zurück und war von Beginn an auf den Flugzeugträgereinsatz zugeschnitten. Als Standard-Kampfflugzeug der US Navy ersetzte sie die alternden Muster Vought A-7 Corsair II und McDonnell F-4 Phantom II. Zudem stellte sie eine willkommene Ergänzung zur größeren Grummann F-14 Tomcat dar.
Mit dem Vorgängerentwurf YF-17 war Northrop zuvor in einem von der US Air Force ausgelobten Wettbewerb gegen die General Dynamics F-16 angetreten – und hatte den Kürzeren gezogen. Doch anstatt das Projekt zu begraben, verbündete sich Northrop mit McDonnell Douglas. Die aus dieser Zusammenarbeit entstandene F/A-18 machte bei der Marine Karriere. Ab dem Jahr 2000 wurden nur noch F/A-18E/F und die EloKa-Version EA-18G Growler gebaut.
Anfang 2023 verkündete Hersteller Boeing das Ende der Super Hornet-Produktion. 2025 soll Schluss sein, nach mehr als 2.000 gefertigten Hornets, Super Hornets and EA-18G Growlers und 40 Jahren Produktionszeitraum. 76 Flugzeuge aus einem Auftrag der U.S. Navy muss Boeing noch ausliefern. Die Übergabe des letzten Jets an die US-Marine ist für 2025 vorgesehen.
Platz 3: Boeing F-15 Eagle
961 aktive Flugzeuge

Als Hochleistungsabfangjäger entworfen, ging die F-15 Eagle am 14. November 1974 offiziell bei der US Air Force in Dienst. Zwischen dem Erstflug am 27. Juli 1972 und der Indienststellung der Eagle vergingen somit lediglich 27 Monate. Später folgten Exporte nach Japan und Saudi-Arabien.
Mit der Einführung der modernisierten F-15E, die Ende 1986 erstmals abhob, bekam das Programm weiteren Schub. Auch Singapur und Südkorea entschieden sich in den Folgejahren für die Eagle. Dazu kamen Aufträge aus Israel (F-15I), Südkorea (F-15K) sowie Ende 2016 aus Katar (F-15QA).
Die zweisitzige F-15E "Strike Eagle" und ihre moderneren Derivate erweiterten das Einsatzspektrum der F-15 erheblich. War das Flugzeug bis dato vor allem in seiner originären Rolle als Abfangjäger in der Pflicht, lässt sich die "Strike Eagle" auch mit umfangreicher Luft-Boden-Bewaffnung bestücken. Herauszuheben ist dabei die hohe Zuladung: Die F-15E kann mehr als 11.000 Kilogramm Waffen aufnehmen.
Vor über 50 Jahren startete die F-15 Eagle von der Edwards AFB zu ihrem Erstflug, und ein Ende ist für das einst als Luftüberlegenheitsjäger konzipierte Muster noch längst nicht abzusehen: Die neue F-15EX Eagle II steht als Wachablösung schon ind en Startlöchern.
Platz 2: Suchoi Su-27 / Su-30
1060 aktive Flugzeuge

Obwohl die Su-27 größer und komplexer ist als die MiG-29, hat der Abfangjäger den kleineren Jet bei den aktiven Stückzahlen überflügelt. Großen Anteil daran haben allerdings die Mehrzweckvariante Su-30 sowie die Fertigung der Flanker in China.
Der Prototyp T-10-1 flog erstmals am 20. Mai 1977. Erst nach einer umfangreichen Überarbeitung des Entwurfs wurde das Muster zu einem Erfolg. Die seriennahe T-10-S startete am 20. April 1981 zu ihrem Jungfernflug.
Die Su-27 ähnelt in mehrfacher Hinsicht ihrem Gegenstück, der Boeing F-15 Eagle. Ähnlich dimensioniert und ebenfalls mit doppeltem Seitenleitwerk versehen, begann auch die "Flanker" ihre Karriere als Luftüberlegenheitsjäger. In Gestalt der zweisitzigen Su-30 mauserte auch sie sich in späteren Jahren zum Mehrzweckkampfflugzeug und Jagdbomber. Bis heute verkörpert sie das Rückgrat der russischen Luftstreitkräfte – 385 Exemplare der Typen Su-27, Su-30 sowie Su-35 "Super Flanker" sollen dort aktuell ihren Dienst verrichten.
Im Westen wurde die Su-27 vor allem dank der "Pugatschow-Kobra" berühmt und berüchtigt - ein spektakuläres Flugmanöver, das der Testpilot Wiktor Pugatschow 1989 auf dem Aerosalon Paris erstmals vorführte und das die besondere Aerodynamik der Su-27 eindrucksvoll unterstrich. Weitere Nutzer sind unter anderem Usbekistan, Vietnam, Algerien, Äthiopien, sowie Indonesien.
Platz 1: Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon
2184 aktive Flugzeuge

Mit 2184 Flugzeugen stellt die F-16 Fighting Falcon rund 15 Prozent der globalen Kampfjet-Flotte. Damit ist der einstrahlige Kampfjet, der am 2. Februar 1974 erstmals abhob, der unangefochtene Spitzenreiter unseres Top 10-Rankings und so etwas wie der VW Golf unter den Kampfflugzeugen.
Dank Großbestellungen aus den USA und aus Europa erreichte die ursprünglich von General Dynamics entworfene F-16 schon früh hohe Stückzahlen. Ihr relativ günstiger Anschaffungspreis machte sie auch für kleinere Nationen interessant. So entwickelte sich die F-16 rasch zum neuen NATO-Standardkampfflugzeug.
Zahlreiche Verbesserungen und ein fortwährendes Modernisierungsprogramm sorgten dafür, dass der kampfstarke Falke auch heute längst nicht zum alten Eisen gehört. Die Serienproduktion läuft seit 1976. Neueste Version ist die F-16V Block 70/72, die in Greenville produziert wird. Als Gebrauchtflugzeug steht die F-16 ebenfalls hoch im Kurs.
Die aktuell größten Nutzer der F-16 sind die USA (775), gefolgt von Israel (175), der Türkei (157), Ägypten (168), Südkorea (118) und Griechenland (114). Mehr als 4500 Exemplare sind insgesamt gebaut worden oder sind noch bestellt.