Ukrainische Luftwaffe ernüchtert: F-16 ohne Chance gegen Russlands Su-35S

Ukrainische Luftwaffe ernüchtert
Alte F-16 ohne Chance gegen Russlands Su-35S?

Zuletzt aktualisiert am 14.03.2025

Es gab eine Zeit, da konnte Juri Ignat, Chef der Kommunikationsabteilung des ukrainischen Luftwaffenkommandos, die Ankunft der ersten F-16 aus dem Westen kaum erwarten. Damals setzte Ignat öffentlich große Hoffnungen in die gebrauchten NATO-Fighter und sparte nicht mit Vorschusslorbeeren: "Wenn wir die F-16 haben, werden wir diesen Krieg gewinnen", verkündete der Pressesprecher im Mai 2023. Die F-16 könnten zu einem zentralen Teil der ukrainischen Luftverteidigung werden – insbesondere dort, wo die Abdeckung mit bodengestützter Flugabwehr Lücken aufweise. Allerdings räumte Ignat im November desselben Jahres auch ein, dass er weniger auf die veralteten F-16AM/BM der Europäer setze, sondern gerne modernere Fighting Falcons beschaffen würde.

Knapp zwei Jahre später – Ignat war zwischenzeitlich als Pressechef der Luftwaffe suspendiert, kehrte im Januar 2025 aber wieder auf seinen Posten zurück – ist die Euphorie über den "Game Changer" F-16 restlos der Ernüchterung gewichen. Denn die zusammengekratzten Altbestände aus Dänemark, den Niederlanden, Belgien und Norwegen können die Erwartungen, die man auf sie projizierte, offensichtlich nicht erfüllen. Speziell gegen Russlands Top-Fighter Suchoi Su-35S sehen die F-16 der Ukrainer wenig Land, wie Juri Ignat dieser Tage im Gespräch mit dem ukrainischen Portal Novyny Live konstatierte. "Die F-16 unserer Partner" seien schlicht "nicht fortschrittlich genug, um im direkten Duell mit der Su-35 zu konkurrieren."

Kurzsichtige F-16

Vor allem, führte Ignat weiter aus, fehle den in die Ukraine gelieferten F-16 auch die Fähigkeit, die von den Russen aus großer Entfernung abgefeuerten Lenkwaffen wirksam zu bekämpfen. Tatsächlich sind die teilweise über 40 Jahre alten Kampfjets technisch nicht (mehr) auf der Höhe der Zeit. Das an Bord befindliche Radar Westinghouse AN/APG-66 mit mechanischer Strahlschwenkung und 150 Kilometern Reichweite ist dem (passiv) elektronisch geschwenkten, deutlich größeren und sehr viel leistungsstärkeren Irbis-E der Su-35S, das bis zu 400 Kilometer weit blicken kann, klar unterlegen. "Das Radar der Su-35 verschafft ihr einen deutlichen Vorteil bei der Lageerfassung", konstatierte der einstige F-16-Pilot John Venable für die US-Denkfabrik Heritage Foundation. Mit anderen Worten: Die Su-35S kann die F-16 erkennen, erfassen und – in Kombination mit Langstrecken-Luft-Luft-Raketen wie der Wympel R-37 – bekämpfen, lange bevor deren Pilot davon Wind bekommt.

Den ukrainischen F-16 fehlt zudem der von der NATO genutzte Datendienst Link-16, was die Netzwerkfähigkeiten der Flugzeuge im Gefechtsfeld stark einschränkt. Die USA weigerten sich bislang, den Datenlink für die Ukrainer nutzbar zu machen – aus Furcht, die Russen könnten sich des Systems bemächtigen.

Abhängigkeit von den USA

Die seit Kurzem grassierende Unsicherheit US-amerikanischer Unterstützung für die Ukraine hat bezüglich der F-16 überdies ein neues Problem geschaffen. Denn fällt der militärische Support der USA weg, erhalten auch die AN/ALQ-131-Störsender der ukrainischen F-16 keine neuen Updates mehr. Darauf weist der Analyst David Axe im US-Magazin Forbes hin und hebt die Bedeutung der USA für die F-16 der Ukraine hervor – obwohl sie selbst keine Maschinen in das Land geliefert haben. "Die Amerikaner halfen bei der Ausbildung der Piloten, lieferten Ersatzteile und Munition und stellten zudem ein Team der US-Luftwaffe ab, das die ECM-Pods AN/ALQ-131 der F-16 am Boden programmierte", so Axe.

Mithilfe der Radarstörsender könnten sich die Ukrainer "für einen kurzen Moment die Luftüberlegenheit verschaffen, um ein Ziel von strategischer Bedeutung und Wirkung zu erreichen", zitiert der Forbes-Artikel einen Vertreter der US Air Force. Allerdings gelte das nur, bis die Russen ihre Radare auf andere Frequenzen umprogrammierten. "Unter [US-Präsident] Biden hätte das USAF-Team möglicherweise mit der russischen Anpassung Schritt halten können, indem es die Frequenzen der AN/ALQ-131 ständig anpasste", schreibt Axe bei Forbes. Unter Trump müssten ukrainische Piloten womöglich "auf Störsender zurückgreifen, deren Programmierung bald veraltet sein könnte."

Ganzheitliche Luftverteidigung

Der ukrainische Luftwaffensprecher Ignat erörterte derweil seine Forderung nach einem umfassenden, ganzheitlichen Konzept für die ukrainische Luftverteidigung – bestehend "aus bodengestützter Flugabwehr, Systemen für die elektronische Kampfführung, idealerweise einem luftgestützten Radar, wie es uns bereits versprochen wurde." Außerdem brauche es Kampfflugzeuge mit besserem Bordradar sowie reichweitenstarke Luft-Luft-Raketen.

Fragt sich nur, wer diese Wunschliste erfüllen soll.