Oldie im Jungbrunnen: Neues Leben für alten Tornado

Oldie im Jungbrunnen
Neues Leben für alten Tornado

Zuletzt aktualisiert am 01.03.2021

Als Anfang der 80er-Jahre die ersten Tornados bei der Luftwaffe in Dienst gingen, dachten wohl die Wenigsten daran, dass einige dieser frühen Tornado-Exemplare auch 40 Jahre später noch in der Luft sein würden. Inzwischen ist die Nachfolge des "Klappdrachen" bei der Bundeswehr zwar geklärt. Bis die Erben des Tornado aber tatsächlich auf dem Hof stehen, wird noch rund ein Jahrzehnt ins Land ziehen. So lange müssen die alten Haudegen weiter ihren Mann stehen. Und damit sie das tatsächlich schaffen, schickt die Luftwaffe einige ihrer gut 90 Tornados nacheinander in den Jungbrunnen: In Manching hauchen Spezialisten den alternden Schwenkflüglern neues Leben ein.

Ende der Belastungsgrenze

Als erster Kandidat für die Verjüngungskur schwebte vor fast vier Jahren, am 24. Mai 2017, der Tornado mit der Kennung 43+42 auf dem Flugplatz von Manching ein. Die 43+42 hatte den Großteil ihrer Karriere in den USA verbracht und war als Trainingsflugzeug auf dem Stützpunkt Holloman zu Hause gewesen. Entsprechend hart und häufig war der Jet beansprucht worden. In fast vier Jahrzehnten Dienstzeit sammelte die 43+42 rund 5.400 Flugstunden. Das brachte diverse Bereiche ihrer Zelle an den Rand der Belastungsgrenze. Diese Bereiche mussten in Manching aufwendig erneuert werden. Sechs Soldaten der Bundeswehr und 14 Techniker von Airbus nahmen sich deshalb der Maschine an. Und krempelten den Oldie in insgesamt rund 2.000 Arbeitsschritten einmal komplett "auf links".

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Ein "Klappdrachen" als Großbaustelle

Nach der Ankunft in Manching wurde die 43+42 zunächst entlackt und auf äußere Schäden untersucht. Danach ging es ans Eingemachte: Die Mitarbeiter zerlegten den Tornado weitestgehend in seine Einzelteile. Dabei wurde klar, dass viele zentrale Strukturkomponenten verschlissen waren und gegen Neuteile ausgetauscht werden mussten – insgesamt rund 400. Das Problem dabei: Alle diese Teile mussten neu produziert werden. "So etwas gibt es nicht von der Stange", so Stabsfeldwebel Lars König, der das Projekt von Seiten der Bundeswehr mit betreute. So sei etwa der Tausch des Ringspants zwischen der vorderen und der mittleren Rumpfsektion niemals eingeplant gewesen. "Für diese Arbeiten musste zunächst das Rumpfmittelteil vom Rumpfvorderteil des Flugzeugs getrennt werden", berichtet die Luftwaffe.

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Maßarbeit auf ein hundertstel Millimeter

Zusätzlich bedingte der "Strip" des Tornado auch die Herstellung neuer Spezialwerkzeuge und Stützvorrichtungen sowie absolute Präzision: "Normalerweise verbindet die Außenhaut die Spante stabil miteinander", erklärt Lars König. "Doch für diese Arbeiten haben wir auch die Seitenbeplankung entfernt. Deshalb musste die Stützvorrichtung auf ein hundertstel Millimeter genau passen, damit sich das Luftfahrzeug beim Ausbauen der Spante nicht verzieht."

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Fit bis zum Ende

Die Früchte ihrer Arbeit ernteten die Tornado-Spezialisten schließlich am 8. Februar: An diesem Tag, das Wetter meinte es leider nicht ganz so gut mit dem Team, hob der runderneuerte Tornado 43+42 nach fast dreieinhalb Jahren Bauzeit zu seinem zweiten Jungfernflug ab. Frisch lackiert und wie aus dem Ei gepellt, schob sich der Schwenkflügler mit der Nachbrenner-Kraft seiner beiden RB199-Turbofans in den trübgrauen Winterhimmel über Manching, wo sie anschließend auch wieder landete. In Manching bleibt die 43+42 voraussichtlich noch bis Mitte März. Anschließend startet der Tornado in Büchel beim Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in seinen neuen Lebensabschnitt. 2.600 Flugstunden hat er nun bis zur veranschlagten Grenze von 8.000 Stunden noch offen. Das sollte gut bis Ende 2030 reichen.