Wie viele Flugzeuge die Ukraine überhaupt noch hat, weiß niemand ganz genau. Klar ist, dass die in den vergangenen Wochen und Monaten gelieferten F-16 aus den Altbeständen einzelner NATO-Nationen eine wichtige – wenn auch technisch nicht ganz taufrische – Säule darstellen. Klar ist aber auch, dass Muster sowjetischer Bauart ebenfalls noch immer eine zentrale Rolle spielen. Vor Russlands Angriff im Februar 2022 setzte die Ukraine ausschließlich auf fliegerisches Militärgerät aus der Sowjetunion. Im Kampfjet-Repertoire fanden sich "Klassiker" wie die Mikojan-Gurewitsch MiG-29 und die Suchoi Su-27 als Speerspitze der Landesverteidigung, die auch heute noch im Dienst sind. Ferner setzte – und setzt – die Ukraine auf den Jagdbomber Su-24 und das Erdkampfflugzeug Su-25 für Luft-Boden-Angriffe.
Einer Pressemitteilung des ukrainischen Verteidigungsministeriums zufolge könnten diese Sowjet-Kampfjets bald mithilfe westlicher Systeme kampfwertgesteigert werden. Eine Delegation aus Kiew weilte demnach jüngst in Schweden, um ein solches Upgrade-Programm mit Vertretern des Flugzeugbau- und Rüstungskonzerns Saab zu diskutieren. Hauptgegenstand des Treffens sei "die Stärkung der Flugfähigkeiten der ukrainischen Streitkräfte" gewesen, schrieb das Kiewer Ministerium. Dabei habe man sich "auf mehrere Schlüsselbereiche" konzentriert. "Einer davon war die Frage der Modernisierung der bestehenden Flotte sowjetischer Flugzeuge mit moderner Avionik, darunter auch solche aus schwedischer Produktion", heißt es in der Erklärung weiter.

Die ukrainische Luftwaffe besaß bis zur Ankunft der ersten F-16 ausschließlich Kampfjets sowjetischen Ursprungs. Im Bild eine Suchoi Su-27UB.
Win-win-Situation?
Konkret geht es den Ukrainern nach eigenen Angaben um die Möglichkeit, ihre Sowjet-Fighter mit neuen Radarsystemen, besserem Selbstschutz und Elektronischen Gegenmaßnahmen (ECM) auszustatten. Nähere Details zu diesen Punkten und zu einer möglichen Umsetzung des Upgrade-Programms wurden nicht bekanntgegeben. Stattdessen unterstrich der ukrainische Vize-Verteidigungsminister Oleksandr Kozenko, dass ein derartiger Deal nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Schweden ein Gewinn wäre: "Die ukrainisch-schwedische Zusammenarbeit in diesem Bereich wird für beide Seiten von Vorteil sein, da die ukrainische Seite die Leistungsfähigkeit ihrer Flugzeuge steigern und die schwedische Seite sich anschließend mit den Schlussfolgerungen vertraut machen kann, die sich aus den Kampferfahrungen bei deren Einsatz schließen lassen", so Kozenko.

Vertreter Schwedens und der Ukraine besprachen die Modernisierung ukrainischer Sowjet-Kampfjets mit westlichen Systemen.
Auch Gripen für die Ukraine?
Neben den Gesprächen zur Modernisierung der sowjetischen Bestandsflotte ging es bei dem Treffen in Schweden laut der ukrainischen Seite auch um mögliche Lieferungen von Flugzeugmustern aus dem Hause Saab. Hier geht die Erklärung aus Kiew jedoch ebenfalls nicht ins Detail. Mutmaßlich geht es um eine mögliche, offiziell derzeit auf Eis liegende, Abgabe gebrauchter schwedischer JAS-39 Gripen. Man habe Maßnahmen besprochen, die "im Falle einer positiven politischen Entscheidung" getroffen werden könnten, so das ukrainische Verteidigungsministerium. Schweden hatte der Ukraine im vergangenen Jahr bereits zwei EriEye-Frühwarnflugzeuge Saab 340AEW zugesagt. Deren
Einen echten Durchbruch scheint es jedenfalls bei dem Treffen zwischen schwedischen und ukrainischen Vertretern noch nicht gegeben zu haben. Jedenfalls schließt die ukrainische Erklärung mit den Worten, man habe vereinbart, "die aktiven Konsultationen und Kontakte hinsichtlich der während des Treffens erzielten Vereinbarungen fortzusetzen."