Seit mehr als fünf Jahrzehnten flogen die "Fighting Marlins", so der Kampfname des Navy-Patrouillengeschwaders VP-40, mit der Lockheed P-3 Orion. Generationen von Piloten des heute in Whidbey Island (Washingten) stationierten Geschwaders durchlebten ihre Navy-Karriere auf dem Muster, das Lockheed einst aus dem Turboprop-Airliner L-188 Electra entwickelt hatte. Doch die Turboprop-Ära der VP-40, die Ende 1967 mit Ankunft der ersten P-3B ihren Anfang nahm, ging am 14. Mai 2020 offiziell und ein für alle Mal zu Ende: Als letztes Einsatzgeschwader der US Navy fliegt auch die VP-40 ab sofort mit der Boeing P-8A Poseidon, dem neuen Standard-Patrouillenflugzeug der US-Marine.
Deutliche Leistungssteigerung
Damit ist der Umstieg der aktiven U-Bootjagd- und Aufklärungsgeschwader der US Navy auf das neue Muster nach neun Jahren abgeschlossen. Die erste P-8A hatte Boeing im Jahr 2011 an die US-Marine ausgeliefert. Der zweistrahlige Jet basiert auf der zivilen 737-800, besitzt den Flügel der größeren 737-900, und bedeutet für die Navy-Crews im Einsatz gegenüber dem Vorgängermuster einen enormen Fortschritt. Die Poseidon ist größer, leistungsstärker, schneller und leiser als die Orion, kann mehr als 900 km/h schnell fliegen und auch in großen Höhen von bis zu 41000 Fuß (12500 Meter) operieren. Ihre Einsatzdauer beträgt rund vier Stunden, durch Luftbetankung kann der Aktionsradius massiv erweitert werden. Die P-8 besitzt einen internen Bombenschacht sowie zwei Pylone unter den Tragflächen und lässt sich für die U-Boot-Jagd mit Torpedos und Luft-See-Lenkraketen bestücken. Damit kann die Poseidon Ziele über und unter Wasser angreifen. Sie ist außerdem in der Lage, bis zu 129 Sonarbojen mitzuführen, mit deren Hilfe sie gegnerische U-Boote aufspüren kann.

International im Einsatz
Die US Navy verwendet die P-8A vor allem für Patrouillenflüge und Aufklärungsmissionen, doch das Aufgabenspektrum des Jets ist vielfältig. Von Überwachungs- und U-Boot-Jagd-Missionen bis hin zu Search-and-Rescue-Einsätzen deckt die Poseidon alles ab. Das hat sich auch international herumgesprochen: Neben der US Navy setzen die Seestreitkräfte Indiens, Großbritannens und Australiens, sowie bald auch Norwegens, Südkoreas und Neuseelands auf das Flugzeug, das damit zur letzten Variante der Boeing 737NG avanciert, die noch gebaut wird.