Eine der größten F-16-Flotten weltweit steht in der Wüste: Auf dem gigantischen Lagerplatz auf der Davis Monthan Air Force Base bei Tucson in Arizona parken die USA ihr ausgemustertes militärisches Fluggerät. Die Maschinen dienen als eiserne Reserve, Ersatzteillieferanten oder bleiben nur übergangsweise, bis sich ein neuer Nutzungszweck ergibt. Verantwortlich ist die 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group, kurz AMARG.
Ende April bemerkten aufmerksame Beobachter auf dem nahe gelegenen internationalen Zivilflughafen von Tucson einen ungewöhnlichen Besucher: eine Antonow An-124 einer Chartergesellschaft aus der Ukraine. Das Transportflugzeug mit der Kennung UR-82027 landete am 25. April, und nahm eine brisante Fracht auf, wie zahlreiche Posts in den sozialen Netzwerken wenig später offenbarten: mindestens zwei gut verpackte Rümpfe von F-16-Kampfjets. Einen Tag später startete die Antonow wieder. Wie auf öffentlichen Flug-Tracking-Seiten zu sehen war, führte ihr Weg nach Polen, und zwar nach Rzeszów.
Endziel Ukraine?
Da der Flughafen als Umschlagplatz von militärischen Gütern für die Ukraine gilt, lag der Verdacht nahe, dass auch die F-16 diese Bestimmung haben. Bisher haben die USA zwar ihre Zustimmung zur Übergabe von Fighting Falcons an die Ukraine seitens NATO-Partnern gegeben. Aber Flugzeuge aus eigenem Bestand waren tabu. Dies scheint sich nun geändert zu haben.
Aktuell befinden sich 343 Exemplare der Falcon-Familie im AMARG-Inventar, darunter 145 frühe F-16A und 26 doppelsitzige F-16B. Viele davon werden zu QF-16 umgerüstet, die dann als Zieldrohnen bei der USAF zum Abschuss freigeben werden.
F-16-Kampfjets werden kannibalisiert
Mittlerweile bestätigten die USA die Ukraine als Empfänger der Fracht aus Tucson. Allerdings legt das Pentagon Wert darauf, dass es sich um nicht mehr einsatzfähige Einheiten handele. Wie ein Sprecher der US Air Force klarstellte, habe man die "Aufrechterhaltung der von Europa an die Ukraine gespendeten F-16 unterstützt, indem sie der Ukraine ausgemusterte und völlig einsatzunfähige F-16 als Ersatzteile zur Verfügung stellte. Diese F-16 wurden aus dem aktiven US-Einsatz ausgemustert und sind nicht flugfähig. Ihnen fehlen wichtige Komponenten wie ein Triebwerk oder ein Radar, so dass sie für den Einsatz nicht wiederhergestellt werden können".

Seit Mitte 2024 befindet sich die F-16 im Einsatz bei den ukrainischen Streitkräften.
Kampf gegen Ersatzteilmangel?
Wie viele aktive Fighting Falcons derzeit in der Ukraine fliegen, ist nicht offiziell bekannt. Bis dato haben Belgien, Dänemark, die Niederlande und Norwegen die Lieferung von knapp 100 Jets versprochen, darunter auch einige Maschinen als Ersatzteilspender.
Ob es bereits ernsthafte Probleme mit der Teileversorgung gibt, ist nicht bekannt. Bisher sind zwei Maschinen samt ihren Piloten im Einsatz verloren gegangen.