Kolumbien wollte sich, als Ersatz für seine Kfir-Kampfjets aus Israel, einen Schwung neuer Saab Gripen E beschaffen. Nun heißt es: aus dem Deal wird wohl nichts, die USA stellen sich quer. Aber was hat "Uncle Sam" überhaupt mitzureden? Und was heißt das für Saab?
Das hatten sich Saab und Kolumbiens Regierung ganz anders vorgestellt, dabei schien eigentlich alles zu passen: Die Kolumbianer sind auf der Suche nach einem Nachfolgemuster für ihre IAI Kfir, die allmählich auf das Ende ihrer Lebensdauer zufliegen. Saab bot Bogotá die Saab JAS-39 Gripen E an – ein hochmodernes Kampfflugzeug zu einem attraktiven Preis, dazu optional von der Latino-Endmontagelinie in Brasilien, wo Embraer die neue Gripen-Generation in Lizenz baut. Im Raum stand ein Geschäft mit etwa drei Milliarden Euro Umfang – aus dem jetzt vielleicht aber doch nichts wird, weil die neue US-Regierung dazwischenfunkt.
Was Washington mit einem Deal zwischen Schweden und Kolumbien zu tun hat? Ganz einfach: das Triebwerk! Die "Super-Gripen" wird vom US-amerikanischen F414-GE-39E aus dem Hause General Electric angetrieben. Und für eben jenes verweigerten die USA Saab laut Medienberichten die notwendige Freigabe für einen Weiterexport nach Kolumbien. Alternativ drängt Washington die Kolumbianer parallel ganz unverblümt, auf die F-16V von Lockheed Martin umzusatteln.
Saab konnte die Gripen E/F bislang nur nach Brasilien verkaufen, wo der neue Fighter bei Embraer auch in Lizenz gefertigt wird.
"Kauft lieber F-16V!"
Die Stoßrichtung der Trump-Administration ist damit klar: Sie will US-Unternehmen bei globalen Rüstungsgeschäften in die Pole-Position bringen. Ob das im konkreten Fall gelingt, bleibt abzuwarten. Auf dem Papier stünde für Kolumbien auch die Dassault Rafale zu Wahl, die in dem südamerikanischen Land bereits einmal einen Fighter-Wettbewerb gewann. Allerdings hatte sich der französische Fighter seinerzeit für Bogotá als zu teuer erwiesen – zudem hatte Saab mit Zulieferverträgen für kolumbianische Unternehmen dieses Mal ein besonders ansehnliches Paket geschnürt. Der Eurofighter Typhoon wäre ein weiterer Kandidat, bei dem kein US-Embargo zu befürchten ist. Preislich bewegt sich der Eurofighter jedoch im selben, (zu) hohen Segment wie die Rafale. Theoretisch könnte Kolumbien deshalb auch nach China ausweichen und Chengdu J-10C bestellen – was für die USA wiederum eine saftige Retourkutsche wäre. Danach sieht es momentan aber nicht aus.
Geht das jetzt so weiter?
Für Saab und die Gripen E/F kündigt sich auf dem weltweiten Rüstungsmarkt zugleich ein womöglich systematisches Problem an. Denn was die USA einmal durchsetzen, können sie im Grunde immer wieder veranstalten, um die unliebsame Konkurrenz aus Schweden aus dem Spiel zu kegeln. Konkret ist die Super Gripen derzeit etwa in Peru ein Thema, für die Nachfolge von MiG-29 und Mirage 2000. In Thailand steht Saab mit der Gripen E im Wettstreit gegen die F-16V – eine Blaupause zum nun geplatzten Kolumbiengeschäft. Außer Brasilien, das 36 Gripen E und F bestellte, konnte Saab für seinen neuen Fighter bis jetzt keinen Exportkunden gewinnen. Dafür hatte der schwedische Jet in jüngerer Vergangenheit gleich in mehreren Wettbewerben das Nachsehen gegenüber der Rafale und vor allem der Lockheed Martin F-35A.
Ob Kolumbien sich angesichts des künstlich erzeugten Drucks aus Wahington tatsächlich für die F-16V entscheidet? Die linksnationale Regierung um Präsident Gustavo Petro ist den "Gringos" im Norden politisch eigentlich nicht sehr wohlgesonnen. Alternativen zur F-16V wären, wie gesehen, durchaus vorhanden. Alternativen allerdings, die man sich am Ende auch leisten können muss.
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