Die Boeing E-4B Nightwatch, so der offizielle Name, basiert auf der alten Jumbo-Jet-Version 747-200 und ist entsprechend in die Jahre gekommen. Der Wartungsaufwand für die fliegenden Kommunikationsplattformen, die im Alltag außerdem dem US-Verteidigungsminister für Auslandsreisen zur Verfügung stehen, wird zunehmend größer. Bis zur Indienststellung des Nachfolgemusters E-4C, das aktuell auf Basis gebrauchter Boeing 747-8I von Korean Air entsteht, ziehen allerdings noch ein paar Jahre ins Land. So lange müssen die vier E-4B noch durchhalten. Die letzte fertige E-4C soll laut Vertrag bis 2036 an die USAF gehen.
Normalerweise sind die US-amerikanischen Weltuntergangsflugzeuge, vier davon gibt es insgesamt, auf der Offutt Air Force Base in Nebraska stationiert. Doch von Zeit zu Zeit verschlägt es die E-4B auch für einen – meist längeren – Aufenthalt nach Texas. Auf dem Kelly Field, unweit der Air Force-Basis Lackland in San Antonio, kümmert sich Hersteller Boeing vertragsgemäß um die Depotwartung der wichtigen Vierstrahler. Auch die als Präsidentenflugzeuge genutzten VC-25 werden auf dem Kelly Field auf Vordermann gebracht.

Ein äußerst seltener Anblick: Weltuntergangsflugzeug Boeing E-4B Nightwatch beim Start in Fort Worth - unlackiert, nur in grün schimmernder Grundierung.
Abreise ohne Bemalung
Mutmaßlich von dort war auch die E-4B angereist, die Flugzeugfotografin Victoria Fontana am 17. September beim Start vom Meacham International Airport in Fort Worth vor die Linse flog. Das seltene Weltuntergangsflugzeug verließ Fort Worth mit dem Rufzeichen "Spice 98" und flog wieder zurück zum rund vier Autostunden nördlich gelegenen Kelly Field. Allerdings trug es bei seinem Abflug nicht die für die E-4B typische Lackierung in Weiß mit blauer Fensterlinie und US-Flagge am Heck – sondern lediglich eine grün schimmernde Zinkchromat-Grundierung, wie sie bei neu gebauten Boeing-Flugzeugen seit Jahrzehnten üblich ist. In dieser Gestalt, völlig ohne Farbe, bekommt man die ohnehin seltene E-4B so gut wie nie zu sehen. Entsprechend begeistert zeigte sich Fotografin Victoria, die in Fort Worth vor allem vor Ort neu produzierte F-35 von Lockheed Martin ablichtet, über den besonderen Fang.
Warum war die "Nightwatch" nackt?
Was die besondere 747 in Fort Worth trieb und warum sie den Airport komplett nackt verließ, bleibt unklar. Offizielle Stellungnahmen dazu existieren nicht. Womöglich wurde das Flugzeug für eine in San Antonio geplante Depotwartung mit anschließendem Neuanstrich entlackt. Victoria Fontana vermutet jedenfalls, dass die E-4B beim Unternehmen International Aerospace Coatings (IAC) zu Gast war, das am Meacham International Airport residiert. "Dort wurden schon früher E-4B lackiert", weiß die ortsansässige Planespotterin. Für diese Arbeiten habe IAC einen Vertrag mit Boeing besessen. "Ich gehe davon aus, dass dieser noch gültig ist."