Die beiden Ariane-6-Stufen traten von Bremen (dort wird die Oberstufe gebaut, die Hauptstufe kommt aus Les Mureaux) aus ihre Schiffsreise nach Französisch-Guayana an. Mitte Januar sollen sie am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou ankommen. Das teilte die Arianegroup am Dienstag mit.
In Kourou stehen die sogenannten kombinierten Tests an, sie sollen im April beginnen. Dazu gehört unter anderem einen Heißlauftest der Hauptstufe direkt am neuen Startplatz ELA-4. Dabei wird das Vulcain-2.1-Triebwerk mehrfach gezündet. Diese Tests dienen nach Angaben der Arianegroup der Erprobung aller Schnittstellen und der reibungslosen Kommunikation zwischen der Ariane 6 und den Bodenanlagen. Getestet werden zudem die Flugsoftwareprogramme und die Arbeitsschritte bei der Befüllung und Entleerung der Tanks. Die Booster hingegen werden nicht gezündet. Sie werden mit einem inerten Material befüllt, mit dessen Hilfe Gewicht und Abmessungen bei einem echten Start simuliert und die Andockvorgänge an der Trägerrakete getestet werden können.
Horizontale Integration der Haupt- und Oberstufe
Nach ihrer Ankunft in Kourou werden die beiden Stufen zunächst im neuen Arianegroup-Integrationsgebäude horizontal zusammengebaut. Erst danach wird die Ariane 6 aufgerichtete und auf ihrer mobilen Startrampe (Mobile Gantry) positioniert, bevor die Feststoffbooster angebracht werden.
Diese horizontale Integration ist ein wesentlicher Unterschied zur Ariane 5. Neu ist zudem, dass die Feststoffbooster und der obere Bereich der Rakete (einschließlich Nutzlastverkleidung und Nutzlast) direkt auf der Startrampe in der Mobile Gantry montiert werden.
Oberstufentest in Lampoldshausen
Derweil wird eine komplette Ariane-6-Oberstufe, das sogenannte Hot Firing Model (HFM), in Lampoldshausen am Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf Heißlauftests vorbereitet. Erprobt wird dabei auch das neue Hilfsaggregat APU (Auxiliary Power Unit), das zusammen mit elektrischen Pumpen dafür sorgt, dass der Tank auch ohne laufendes Triebwerk bedrückt werden kann. Die Tests sollen im Januar oder Februar beginnen.
Diese beiden Testreihen – Oberstufentests in Lampoldshausen und kombinierte Tests in Kourou – sind wichtige Meilensteine vor dem Erstflug der neuen europäischen Trägerrakete. Wann dieser stattfinden wird, ist allerdings noch unklar. Das zweite Halbjahr 2022 sei immer noch die Ausgangsbasis, sagte Daniel Neuenschwander, ESA-Direktor für Raumfahrzeugträger, nach der jüngsten Sitzung des ESA-Rats am 15. Dezember 2021. "Es ist noch zu früh, um ein präzises Datum zu nennen", so Neuenschwander. Es gebe immer noch Risiken im Programm.