Ariane 6: Ein Test geglückt, einer abgebrochen

Ariane 6 vor dem Erstflug
Ein Test geglückt, einer abgebrochen

Veröffentlicht am 20.12.2023

Auf der Zielgeraden zum Erstflug der Ariane 6 gibt es einen kleinen Stolperer: Beim vierten Heißlauftest (HFT-4) der Oberstufe auf dem Testgelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen kam es am 7. Dezember zu einem Fehlstart. "Leider hatten wir einen Abbruch zwei Minuten nach Beginn des Heißlauftests", sagte Toni Tolker-Nielsen, ESA-Direktor für Raumtransport bei einer Pressekonferenz am 14. Dezember. Die Gründe dafür würden noch untersucht.

Bei HFT-4 sollten zunächst ein normaler Start eines Fluges der Oberstufe und anschließend widrige Bedingungen simuliert werden. Ziel des Tests war es, die Stabilität der Stufe und ihr Verhalten unter extremen und unerwarteten Gegebenheiten zu bewerten. Zwei Minuten nach dem Zünden des Vinci-Triebwerks und der neuen Auxiliary Power Unit (APU) sei der Test automatisch abgebrochen worden, heißt es im jüngsten Update der Ariane-6-Launcher-Task-Force. Sie besteht aus dem Top-Management der ESA, der französischen Raumfahrtagentur CNES, ArianeGroup und Arianespace. Die Sensoren hätten festgestellt, dass einige Parameter die vorgegebenen Schwellenwerte überschritten. "Die Triebwerke wurden in der vorgesehenen Sequenz abgeschaltet, das Oberstufentestmodell und der Prüfstand in einen sicheren Zustand versetzt und die Tanks entleert", so der Bericht der Task Force.

Wackelt die angekündigte Startperiode?

Dafür gab es vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, eine Erfolgsmeldung. Dort wurde am 15. Dezember ein Test der kombinierten Haupt- und Oberstufe namens CTLO-3 (Combined Test Loading 3) abgeschlossen. Dabei wurde erneut eine Startsequenz der Ariane 6 auf der Startrampe durchgespielt, inklusive Betankung mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff. Auch hier ging es um widrige Bedingungen. Allerdings lag der Fokus nicht auf der Oberstufe, sondern auf der kompletten Trägerrakete und der Startrampe.

CTLO-3 umfasste einen Startabbruch und eine Zündung der Schubkammer des Vulcain-2.1-Hauptstufentriebwerks. "Der Probelauf wurde überaus zufriedenstellend ausgeführt, und der Countdown verlief exakt nach Plan. Der Test war ein voller Erfolg", so die Task Force. Für Ende Januar 2024 ist in Kourou noch ein Test der Abkopplung der oberen und unteren Betankungsarme geplant.

Die Ursachen für den Fehlstart der Oberstufe in Lampoldshausen werden derzeit untersucht, Ergebnisse für Mitte Januar 2024 erwartet. "Es gibt derzeit keine Anzeichen dafür, dass der Abbruch das angekündigte Datum für den Erstflug verzögern wird", so Tolker-Nielsen. Der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher hatte Ende November mitgeteilt, dass die Ariane 6 zwischen dem 15. Juni und dem 31. Juli 2024 erstmals abheben soll.