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Asteroidenabwehr-Mission Hera: Künstliche Bahnablenkung möglich?

    Asteroidenabwehr-Mission Hera
    Künstliche Bahnablenkung möglich?

    Die europäische Raumfahrtagentur ESA plant derzeit die Hera-Mission, welche einen Betrag zur Abwehr von Asteroiden leisten soll. Der Aufschlag einer NASA-Sonde auf einem kleinen Körper soll Aufschlüsse darüber liefern, wie sich dieser ablenken lässt, um so eines Tages mögliche Kollisionen mit der Erde verhindern zu können.

    Die europäische Hera-Mission soll den Einschlag und die anschließende Bahnveränderung auf dem Asteroiden Didymoon untersuchen.
    Foto: ESA - ScienceOffice.org

    Die Hera-Mission ist als Planeten-Verteidigungsmission angelegt. Wissenschaftler möchten damit erörtern, ob und wie stark sich die Umlaufbahn sowie die Umlaufzeit eines Himmelskörpers messbar verändern lassen. Als Ort des Geschehens haben sie sich den kleineren Zwilling des Doppelasteroiden Didymos ausgesucht. Dieser heißt Didymoon und misst in der Breite lediglich 160 Meter. Der 1,2 Kilometer vom Haupt-Asteoriden entfernte Asteroidenmond wird der bisher kleinste Himmelskörper sein, welches von einem menschengefertigten Objekt besucht wird. Zugleich ist Hera die erste geplante Mission zu einem Doppelasteroiden.

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    Wie stark lässt sich die Umlaufbahn eines Körpers von außen verändern?

    Die geringe Größe von Didymoon, dessen Orbit nur zwölf Stunden dauert, macht den Asteroidenmond für das Experiment besonders interessant. Folgender Ablauf ist dabei geplant: Zunächst soll die NASA-Sonde DART (Double Asteroid Redirection Test) auf Didymoon einschlagen und dadurch dessen Umlaufbahn um den größeren Bruder Didymos ändern. Wissenschaftler rechnen damit, dass der Aufprall Didymoon um etwa einen halben Millimeter pro Sekunde verlangsamen wird. Nach dem Einschlag kommt die europäische Hera-Mission ins Spiel. Die ESA-Wissenschaftler möchten Informationen sammeln, die sich aus Beobachtungen von der Erde aus nicht erschließen lassen. Dazu zählen die Masse des Körpers, seine Oberflächeneigenschaften und die Form des Kraters, der beim Aufschlag der DART-Sonde entstanden ist. Der Start der Mission ist für das Jahr 2022 geplant. Generalunternehmer für die europäische Mission ist die deutsche Firma OHB System AG mit Sitz in Bremen.

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    Schutz der Erde vor Gefahren aus dem Weltraum

    Mit der Mission möchte die ESA die Durchführbarkeit von Asteroidenablenkungen testen. Mit den gesammelten Daten soll Hera Einschätzungen zur Impulsübertragung und somit zur Effizienz von Ablenkungsverfahren eines Körpers liefern. Geplant ist außerdem, die Ergebnisse aus der Bahnveränderung in einen Zusammenhang mit der Zusammensetzung des Asteroiden sowie seiner Oberflächen- und Innenstruktur zu setzen. Aus diesen Parametern ließen sich laut ESA numerische Modelle entwickeln, die für die Berechnung zukünftiger Ablenkungsmissionen verwendet werden könnten. Getestet werden soll mit Hilfe der Modelle auch eine Anwendbarkeit dieser Technik für größere Asteroiden.

    Kleine Körper, von der Größe vergleichbar mit Didymoon, gehören zu einer riskanten Klasse erdnaher Asteroiden, da ihre Bahn aufgrund der geringen Maße nicht so leicht verfolgt werden kann. Dies ist bei größeren Körpern leichter. Noch kleinere Körper wiederum verglühen beim Eintritt in die Erdatmosphäte oder verursachen nur begrenzten Schaden beim Aufschlag. Ein Asteroid in einer vergleichbaren Größe wie Didymoon kann jedoch Verwüstungen anrichten, sollte er auf der Erde einschlagen. Hera soll nun einen Teil dazu beitragen, solche Szenarien künftig wenn möglich zu verhindern.

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    Erscheinungsdatum 05.09.2023