Nach der erfolgreichen zweiten Mission der New Glenn am 13. November hat Blue Origin eine Reihe von Verbesserungen an der Schwerlastrakete angekündigt, um Nutzlastkapazität, Startfrequenz und Zuverlässigkeit zu erhöhen. Die ersten Upgrades sollen bereits beim nächsten Start eingeführt werden. Er soll Anfang 2026 stattfinden und einen Prototyp von Blue Origins Mondlandefähre Blue Moon Mark 1 ins All befördern. Die Verbesserungen betreffen Antrieb, Struktur, Avionik, Wiederverwendbarkeit und Bergungsbetrieb, wie Blue Origin am 20. November mitteilte.
Wesentliche Neuerung sind stärkere Triebwerke für beide Stufen. Die sieben BE-4-Triebwerke der ersten Stufe sollen eine Leistungssteigerung von 17,2 auf 19,9 MN erfahren. Das von Blue Origin selbst entwickelte BE-4 habe mit den aktuellen Treibstoffbedingungen auf dem Teststand bereits 2780 kN geleistet, so Blue Origin. Das Raumfahrtunternehmen des Amazon-Gründers Jeff Bezos will mithilfe von Treibstoffunterkühlung noch dieses Jahr mehr als 2800 kN Schub aus dem BE-4 kitzeln. Aktuell stellt jedes BE-4 knapp 2450 kN Schub bereit. Als Treibstoff nutzen die Triebwerke der ersten, wiederverwendbaren Stufe Flüssigmethan und Flüssigsauerstoff.
Auch die zwei BE-3U-Triebwerke der Oberstufe sollen leistungsfähiger werden. Blue Origin will im Verlauf der nächsten Missionen von den ursprünglichen 1423 kN Gesamtschub auf 1779 kN kommen. Auf dem Prüfstand habe das mit Flüssigsauerstoff und Flüssigwasserstoff betriebene Triebwerk bereits 941,5 kN Schub erzeugt, so Blue Origin.
Blue Origin macht SpaceX Konkurrenz
Das Unternehmen will zudem eine wiederverwendbare Nutzlastverkleidung, ein kostengünstigeres Tankdesign und einen leistungsfähigeren und wiederverwendbaren Thermalschutz einführen.
Blue Origin plant aber auch eine vergrößerte Variante der New Glenn. Die Schwerlastrakete New Glenn 9x4 soll, wie der Name andeutet, neun Triebwerke in der ersten Stufe und vier Triebwerke in der Oberstufe bekommen. Damit soll sie mehr als 70 Tonnen in den niedrigen Erdorbit (low earth orbit, LEO), mehr als 14 Tonnen direkt in den geosynchronen Orbit und mehr als 20 Tonnen in eine Flugbahn zum Mond befördern können. Zudem soll sie eine größere Nutzlastverkleidung mit einem Durchmesser von 8,7 Metern erhalten, damit kommt sie an die neun Meter des Starship von SpaceX heran.
Zum Vergleich: Die bisherige New Glenn, die damit zur New Glenn 7x2 wird, hat nach Angaben von Blue Origin eine Nutzlastkapazität von 45 Tonnen in den LEO und mehr als 13 Tonnen in einen geostationären Transferorbit (GTO). Ihre Nutzlastverkleidung hat einen Durchmesser von sieben Metern. Das Starship von SpaceX soll nach älteren Unternehmensangaben in der wiederverwendbaren Basisversion auf rund 100 Tonnen in den LEO und 21 Tonnen in den GTO kommen. Allerdings befindet sich die riesige Mond- und Marsrakete noch in der Entwicklung.
Nach Angaben von Blue Origin sollen beide Raketen nebeneinander betrieben werden und den Kunden mehr Startoptionen bieten, darunter für Mega-Satellitenkonstellationen, Flüge zum Mond und in den tiefen Weltraum sowie für nationale Militärmissionen wie den Aufbau des geplanten Schutzschildes Golden Dome.





