Europäische Vega-Rakete beim Start verlorengegangen

Erste Fehlfunktion einer Vega
Europäische Vega-Rakete beim Start verlorengegangen

Zuletzt aktualisiert am 11.07.2019
Der Satellit FalconEye1 wird auf seinen Start vorbereitet.
Foto: ESA/CNES/Arianespace/Optique Video du CSG - P. Baudon

Zunächst sah alles nach einem normal ablaufenden 15. Start der kleinsten europäischen Trägerrakete aus. Sowohl der Startbetreiber Arianespace als auch CEO Stéphane Israël meldeten am 11. Juli den erfolgreichen Start der Mission VV15 um 3.53 Uhr deutscher Zeit (22.53 Uhr Ortszeit am 10. Juli), die den Erdbeobachtungssatelliten FalconEye1 in einen sonnensynchronen Orbit bringen sollte.

Fehlfunktion zwei Minuten nach dem Start

Etwa zwei Minuten nach dem Start führte eine „Anomalie“ kurz nach Zündung der zweiten Stufe zu einem abrupten Ende der Mission, wie Arianespace in einer kurzen Pressemitteilung am Donnerstagmorgen bekanntgab. Die Flugdaten würden zur Zeit bereits untersucht, um die Gründe für die Fehlfunktion herauszufinden. Weiterhin soll in den kommenden Stunden eine unabhängige Untersuchungskommission eingerichtet werden, heißt es in der Mitteilung weiter. Weitere offizielle Details sind zur Stunde noch nicht bekannt.

So sieht die zweite Stufe der Rakete aus. Das Bild zeigt die Integration der Stufe.
2017 ESA/CNES/Arianespace/Optique Video du CSG - P. Piron

Nach dem Start hätten die Triebwerke der drei Stufen insgesamt sechs Minuten und 32 Sekunden feuern sollen, um die Rakete zu beschleunigen. Die erste Stufe sollte eine Minute und 54 Sekunden nach Liftoff abgetrennt werden, die zweite Stufe eine Sekunde danach zünden. Die Separation der dann ausgebrannten zweiten Stufe war drei Minuten und 38 Sekunden nach dem Raketenstart geplant.

So arbeitet die Vega im Normalfall

Für die zweite und dritte Stufe kommen Zefiro Feststoff-Antriebe zum Einsatz. Die zweite Stufe ist 8,39 Meter lang, misst 1,9 Meter im Durchmesser und ist mit 23.814 Kilogramm des gummiartigen Feststoff-Treibstoffs HTPB 1912 beladen. Im Vakuum kann während einer maximalen Brenndauer von 78 Sekunden ein maximaler Schub von etwa 1.120 Kilonewton erreicht werden. Das Gehäuse der Stufe besteht aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK) und ist mit Filament, also Fasern, umwickelt. In der Düse kommen Biegegelenke zum Einsatz, elektromechanische Aktuatoren steuern die Schubleistung.

An Bord: ein Erdbeobachtungssatellit für die Arabischen Emirate

Nach 57 Minuten und neun Sekunden war das Aussetzen des 1197 Kilogramm schweren Satelliten FalconEye1 auf einem sonnensynchronen Orbit in 611 Kilometern Höhe vorgesehen. FalconEye1 wurde von Airbus und Thales Alenia Space gefertigt und sollte von den Vereinigten Arabischen Emiraten betrieben werden. In seinem Inneren waren hochauflösende optische Messinstrumente zur Erdbeobachtung angebracht, eine Bodenstation sollte die Daten empfangen und weiterverarbeiten. Gebaut worden war er für die Unterstützung der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate und zur Bereitstellung von Bildmaterial für kommerzielle Zwecke. Ein identischer Satellit, Falcon Eye2, sollte ursprünglich im Laufe des Jahres folgen, ebenfalls an Bord einer Vega. Welche Auswirkungen der Fehlstart hat und wie lange die Vega nun am Boden bleibt, ist noch nicht bekannt. Airbus und Thales Alenis Space haben sich bislang noch nicht öffentlich geäußert.

2017 ESA-CNES-Arianespace Optique Video du CSG - S. Martin

Der Start war bereits zweimal verschoben worden

Im Vorfeld war der Start bereits zweimal verschoben worden, am 5. und am 7. Juli. Gründe dafür waren laut Arianespace Höhenwinde, die die letzte Vorbereitungsphase der Rakete und einen Start verunmöglichten. Es war bereits der sechste Start einer europäischen Rakete im Jahr 2019. Auch eine Vega war bereits im Frühjahr gestartet, sie brachte am 21. März den Erdbeobachtungssatelliten PRISMA für die italienische Raumfahrtagentur ins All.

Die Vega ist für den Start von kleinen bis mittleren Satelliten ausgelegt. Die 29,3 Meter hohe und 137 Tonnen schwere Rakete kann etwa 1500 Kilogramm Nutzlast in einen polaren Orbit transportieren. Typischerweise ist sie vierstufig ausgelegt.