Das neue Weltraumteleskop der ESA ist in seinem Zielorbit um den Lagrange-Punkt L2, 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, angekommen. Die europäische Raumfahrtagentur hat am Montag die ersten Testaufnahmen von Euclid veröffentlicht. Die Aufnahmen wurden von den beiden Instrumenten VIS (Visible Instrument, Kamera für den sichtbaren Bereich) und NISP (Nah-Infrarot Spektrometer und -Photometer) gemacht.
"Nach mehr als elf Jahren Design und Entwicklung von Euclid ist es aufregend und enorm emotional, diese ersten Bilder zu sehen", so der Euclid-Projektmanager Giuseppe Racca. "Es ist noch unglaublicher, wenn wir bedenken, dass wir hier nur ein paar Galaxien sehen, gemacht mit minimaler Systemoptimierung. Der vollständig kalibrierte Euclid wird letztendlich Milliarden von Galaxien beobachten und die größte 3D-Karte des Himmels aller Zeiten erstellen." Euclid soll vor allem dabei helfen, Erkenntnisse über dunkle Materie und dunkle Energie zu gewinnen.
Unerwartetes Lichtmuster
Das VIS soll künftig extrem scharfe Bilder von Milliarden von Galaxien aufnehmen, um ihre Formen zu vermessen. Allerdings erlebte das Euclid-Team einen Schreckmoment, als das Instrument eingeschaltet wurde: Es gab ein unerwartetes Lichtmuster, das die Bilder verunreinigte. Das Team fand heraus, dass vermutlich durch einen winzigen Spalt etwas Sonnenlicht in die Sonde eindringt – allerdings nur bei bestimmten Ausrichtungen. Durch die Vermeidung bestimmter Winkel kann VIS seine Mission erfüllen, so die ESA.

Das NISP macht Infrarotaufnahmen von Galaxien und misst die Menge an Licht, das sie in verschiedenen Wellenlängen emittieren. Damit lässt sich die Entfernung der Galaxien bestimmen. Durch die Kombination der Informationen von VIS und NISP kann die Verteilung der Galaxien im Universum kartiert werden. Das soll nach Angaben der ESA Informationen darüber liefern, wie Materie über riesige Entfernungen verteilt ist und wie sich die Ausdehnung des Universums im Laufe der kosmischen Geschichte entwickelt hat.

Über die kommenden Monate erfolgen weitere Tests und Checks, bevor Euclid seine wissenschaftliche Mission beginnt. Nach dem Ende der sogenannten Kommissions- und Leistungsverifikationsphase will die ESA weitere Aufnahmen veröffentlichen.