Die SR75 von HyImpulse ist am Freitag von der Kooniba Test Range in Südaustralien aus zu ihrem Erstflug gestartet. "Um 14:40 PM ACST oder 7:10 AM CET hob die Trägerrakete erfolgreich ab und das Hybrid-Raketenantriebssystem der Trägerrakete hat wie geplant funktioniert. Nach dem erfolgreichen Abheben wird die SR75 für weitere Untersuchungen und Analysen der Daten geborgen", so HyImpulse in einer Pressemitteilung. Der Testflug ging bis auf eine Höhe von rund 50 Kilometern.
Es ist die erste kommerziell entwickelte deutsche Trägerrakete seit Jahrzehnten, die abhebt. Das Unternehmen Otrag (Orbital Transport- und Raketen Aktiengesellschaft) hatte bereits in den späten 1970er Jahren eine Rakete entwickelt und Testflüge von Afrika und Schweden aus durchgeführt. Derzeit arbeiten mit Isar Aerospace und Rocket Factory Augsburg zwei weitere deutsche Start-ups an leichten Trägerraketen.
Das Besondere an der zwölf Meter hohen und 2,5 Tonnen schweren einstufigen Suborbitalrakete SR75 ist ihr Antrieb: Es handelt sich um einen von HyImpulse entwickelten Hybridantrieb, der Kerzenwachs (Paraffin) und Flüssigsauerstoff nutzt. Damit vereint das Unternehmen die Vorteile eines Flüssigantriebs mit jenen eines Feststoffmotors: Wiederzündbarkeit, Möglichkeit der Schubregulierung, hohe Leistung.
Orbitalrakete SL1 soll nächstes Jahr fliegen
Der Hybridantrieb soll künftige Raketen einfacher und kostengünstiger machen, zudem sei er sicherer als konventionelle flüssige oder feste Treibstoffe, so HyImpulse. Das 2018 als Spinn-off des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gegründete Start-up aus Neuenstadt am Kocher gibt an, dass die Produktionskosten rund 40 Prozent geringer seien als bei herkömmlichen Raketenantrieben. Damit reduzierten sich die Satellitenstartkosten sogar um die Hälfte im Vergleich zu bisherigen Trägerraketen. Die SR75 soll einmal Nutzlasten bis zu 250 Kilogramm auf Höhen bis zu 150 Kilometer bringen können.
"Mit diesem erfolgreichen Start, der uns mit wertvollen Daten für künftige Entwicklungen versorgt, haben wir unser technisches Konzept validiert und unsere Marktreife demonstriert", so Dr. Christian Schmierer, Mitgründer und einer der beiden CEOs von HyImpulse. Mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro sei das Auftragsbuch bereits gut gefüllt und wachse monatlich weiter.
HyImpulse arbeitet an einer größeren, mehrstufigen Orbitalrakete namens SL1, die Ende 2025 erstmals abheben soll. Sie ist 32 Meter hoch und wiegt 50 Tonnen. Je nach Gewicht der Nutzlast (maximal 600 Kilogramm) soll sie bis auf 500 Kilometer Höhe fliegen können und damit niedrige Erdorbits erreichen.