Bei seiner ersten Mondmission M1 will das japanische Unternehmen ispace ein selbst entwickeltes und gebautes Landegerät mit zwei Nutzlasten zum Mond bringen. Der Start an der Spitze einer Falcon 9 vom SLC-40 der Cape Canaveral Air Force Station in Florida ist nach Problemen mit der Rakete aktuell für den 11. Dezember um 2.38 Uhr (8.38 Uhr MEZ) geplant.
Der Hakuto-R-Lander soll Ende April 2023 im Atlas-Krater auf der nordöstlichen Mondvorderseite landen. Das Landegerät ist mit ausgefahrenem Landewerk 2,3 Meter hoch und 2,6 Meter breit und wiegt trocken rund 340 Kilogramm. Es hat eine Nutzlastkapazität von 30 Kilogramm. Beim Antriebssystem griff ispace auf europäisches Knowhow von ArianeGroup zurück. Am Standort Lampoldshausen in Baden-Württemberg wurde nicht nur der Antrieb gebaut, dort fand auch die Integration in den Mondlander statt.
Als Nutzlasten führt der Lander den kleinen Rover Rashid der Vereinigten Arabischen Emirate sowie den japanischen Miniroboter Transformer mit. Rashid wiegt zehn Kilogramm, ist mit Kameramast 70 Zentimeter hoch und einen halben Meter breit. Er soll einen Mondtag (fast 15 Erdtage) lang mit einem optischen Mikroskop und einer Wärmebildkamera Bilder liefern. Bei Transformer handelt es sich um eine kleine, 250 Gramm leichte Kugel mit acht Zentimetern Durchmesser und einer Kamera. Der Transformer verwandelt sich auf dem Mondboden in einen kleinen Zylinder, der sich fortbewegen kann.
Spätere Mission im Rahmen des Artemis-Programms der NASA
Die Bilder von Rashid und Transformer werden über den Lander zur Erde übertragen. Die europäische Weltraumorganisation ESA unterstützt die Mission mithilfe ihres Estrack-Netzwerks. Estrack ist ein globales System aus Bodenstationen, die Verbindungen zwischen Satelliten und Sonden sowie dem ESOC-Missionskontrollzentrum in Darmstadt herstellen. So können die ispace-Mitarbeiter im Kontrollzentrum in Tokio Kommandos an den Mondlander schicken. Auch die wissenschaftlichen Daten nach der Landung finden ihren Weg zur Erde mithilfe von Estrack.
Wenn die Mission erfolgreich verläuft, wäre es die erste japanische Mondlandung und auch der erste privat entwickelte und finanzierte Lander, dem eine sanfte Landung auf dem Erdtrabanten gelingt. Die israelische Non-Profit-Organisation SpaceIL war 2019 mit einem ähnlichen Vorhaben gescheitert, weil das Haupttriebwerk des Beresheet-Landers im Lauf des Abstiegs zur Mondoberfläche Probleme bereitete.
ispace begann seine Arbeiten an einem eigenen Lander, wie SpaceIL, im Rahmen des Google Lunar XPrize, der im Januar 2018 ohne Sieger endete. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Tokio hat mittlerweile 214 Mitarbeiter. Das Hakuto-R-Programm besteht bislang aus drei geplanten Missionen: der nun startenden M1, bei der die Landefähigkeit demonstriert werden soll, der M2 im Jahr 2024, wo es auch um Exploration geht, sowie der M3 im Rahmen des NASA-Artemis-Programms im Jahr 2025, die auf der Rückseite des Mondes landen soll.