Matthias Maurer gehörte zu den zehn Finalisten der letzten Bewerberrunde 2009, nun rückt er offiziell in den europäischen Astronautenkorps nach. Am Donnerstag wurde der promovierte Materialwissenschaftler im Beisein von ESA-Generaldirektor Jan Wörner und Brigitte Zypries, Bundeswirtschaftsministerin und Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, im ESOC in Darmstadt der Öffentlichkeit vorgestellt. „Als Teil des europäischen Astronautenteam wird er die Wissenschaft und Forschung weiter voranbringen. Und er kann mit seiner Arbeit junge Menschen für hochkomplexe Technik begeistern", sagte Zypries.
"Es ist ein unglaubliches Gefühl, die Aussicht auf einen eigenen Raumflug zu haben", sagte Maurer. Denn eigentlich hatte er sich schon darauf eingestellt, dass es mit dem Traumberuf Astronaut nichts wird, als 2009 aufgrund der begrenzten Flugmöglichkeiten nur sechs europäische Raumfahrer ausgewählt wurden. Doch der frühere ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain habe ihn dafür begeistert, auch ohne Aussicht auf einen Ausflug ins All bei der ESA zu arbeiten. So war Maurer ab 2010 im European Astronaut Centre als Cruise Support und Eurocom tätig und unterstützte dabei ESA-Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS. Seit 2012 ist Maurer verantwortlich für Projekte, beispielsweise die Vorbereitung von Raumflügen mit neuen internationalen Partnern. Seine Erfahrung und bisherige Ausbildung bei der ESA kamen dem 46-Jährigen nun zugute. Er sei der einzige der vier nicht ausgewählten Astronautenkandidaten, der bei der ESA geblieben ist.
Bereits 2015 wurde Maurer in den Reservestatus des Europäischen Astronautenkorps in Köln berufen. Seine Grundausbildung zum Raumfahrer wird er im Herbst dieses Jahr beenden. Für seine bisherige Tätigkeit bei der ESA hat er bereits viele Trainingseinheiten absolviert, die auch angehende Astronauten durchlaufen müssen. Im September 2014 nahm er an der CAVES-Übung teil, bei dem sich künftige Raumfahrer in Höhlen auf Sardinien auf Missionen im All vorbereiten. Im vergangenen Sommer verbrachte Maurer bei der Unterwasser-Missionssimulation NEEMO 21 der NASA vor der Küste Floridas 16 Tage unter Wasser, um Hardware und Experimente für die ISS zu testen und Forschungsstrategien und Werkzeuge für zukünftige Missionen zum Mars zu prüfen. Auch ein Winter-Überlebenstraining in Russland hat er bereits hinter sich. Neben Russisch lernt das Sprachtalent - er spricht nach eigenen Angaben sieben Sprachen - derzeit auch Chinesisch.
Maurer ist der nunmehr zwölfte deutsche Astronaut. Sein Kollege Alexander Gerst wird 2018 zu seinem zweiten sechsmonatigen Aufenthalt auf der ISS aufbrechen. Einen Flug zur ISS hält auch Maurer für sich selbst für realistisch, er könne sich aber ebenso für eine Mondmission begeistern. Wann genau Maurer die Möglichkeit für einen Flug ins All erhält, ist allerdings noch unklar und auch abhängig von anderen Raumfahrt-Nationen wie den USA, Russland und China. Bis 2019 jedenfalls sind bereits alle Flüge zur ISS besetzt. "Ich hoffe aber, das Warten wird nicht mehr so lange dauern wie die vergangenen Jahre", sagte er.
Matthias Maurer : ESA setzt auf weiteren deutschen Astronauten
Das Astronautenkorps der europäischen Raumfahrtagentur ESA erhält Verstärkung: Der Saarländer Matthias Maurer wurde am Donnerstag im Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt vorgestellt.
