18,5 Milliarden Euro, ein Viertel mehr als noch vor drei Jahren – das hat der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher gefordert. Am Ende wurde es nicht ganz so viel, aber mit 16,9 Milliarden Euro handelt es sich doch um das größte ESA-Drei-Jahres-Budget in der bisherigen Geschichte der europäischen Weltraumorganisation.
"Wir haben nicht exakt das bekommen, was wir wollten, aber man muss es in den Kontext setzen", twitterte Aschbacher am Ende der Sitzung. Man habe 2016 10,3 Milliarden Euro erhalten, 2019 14,5 Milliarden Euro und nun, in Zeiten von Krieg, Covid und Energiekrise, 16,9 Milliarden Euro, das entspreche einem Plus von 17 Prozent. "Ein großer Erfolg, der zeigt, dass Europa verstanden hat, dass die Raumfahrt Lösungen bietet." Zum Vergleich: Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat allein im Fiskaljahr 2022 24,04 Milliarden US-Dollar (rund 23 Milliarden Euro) zur Verfügung.
Deutschland beteiligt sich mit 3,5 Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung um sechs Prozent im Vergleich zur letzten Ministerratskonferenz 2019 in Sevilla. Die Bundesrepublik ist damit größter Beitragszahler vor Frankreich (3,2 Mrd. Euro) und Italien (3 Mrd. Euro). Vor der Konferenz hatten Medien über eine geplante Kürzung des deutschen Raumfahrtbudgets auf 2,8 Milliarden Euro berichtet.
Sichere Konnektivitätslösung für die EU
"Auf der heutigen ESA-Ratstagung auf Ministerebene haben wir gemeinsam mit allen Ministern der ESA-Mitgliedstaaten eine weitere Etappe zur Stärkung der europäischen Weltrauminfrastruktur erreicht, auf die sich alle Bürger täglich stützen und die von Klimaüberwachungssatelliten über Navigation bis zu Telekommunikation reicht", so der deutsche Wirtschaftminister und Vizekanzler Robert Habeck, der von seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire den Vorsitz im ESA-Ministerrat übernommen hat.
Nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine hat auch in der Raumfahrt gezeigt, wie wichtig Europas Unabhängigkeit ist. Russland fällt als Kooperationspartner aus – Sojus-Raketen starten nicht mehr vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou und die mit Russland geplante ExoMars-Mission, zu der Europa einen Rover beisteuert, wurde auf Eis gelegt. Im Krieg demonstrieren zudem private Satellitenkonstellationen wie Starlink von SpaceX ihre Potenz.
Schlüsselthemen der Ministerratskonferenz in Paris waren unter anderem der Beitrag der ESA zur vergangene Woche angekündigten sicheren EU-Satellitenkonstellation IRIS2 (Infrastructure for Resilience, Interconnectivity and Security by Satellite; feste Beitragszusagen von 35 Millionen Euro für eine erste Phase, 685 Millionen Euro für eine zweite Phase sollen 2023 bestätigt werden), 600 Millionen Euro zusätzlich für die Entwicklung der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 sowie Gelder für eine Neuorganisation der ExoMars-Mission, um die russischen Beiträge, darunter ein Mars-Landemodul, zu ersetzen.
Deutschland will mehr Wettbewerb bei Trägerraketen
Auch die europäische Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS soll bis 2030 verlängert werden. Zudem gaben die Minister grünes Licht für die Einleitung des nächsten Loses Europäischer Servicemodule (ESM) für die NASA-Raumkapsel Orion. So soll die Rolle beim Artemis-Mondprogramm gestärkt und auch Flüge von drei ESA-Astronauten zur geplanten Raumstation im Mondorbit namens Lunar Gateway und eine europäische Mondlandung ermöglicht werden.
Kurz vor Beginn der Konferenz hatten Deutschland, Frankreich und Italien eine gemeinsame Erklärung zur künftigen Nutzung von Trägersystemen in Europa unterzeichnet, die unter anderem die Förderung von Microlaunchern beinhaltet. Vor allem Deutschland favorisiert die Idee, dass privat entwickelte kleine Trägerraketen künftig auch für ESA-Missionen in Frage kommen. "Die Unterzeichnung dieser Stellungnahme ist wirklich ein wichtiger Schritt für die Raumfahrt in Europa", so Aschbacher.