Passend dazu erhält die Mission den Namen Dragonfly (Libelle). Das Gefährt zur Erkundung des Saturnmondes erinnert entfernt an eine Drohne und wird von insgesamt acht Rotoren angetrieben. Bilder, die die NASA Ende Juni veröffentlichte, zeigen Kufen als Landegestell. Die Größe soll etwa bei der eines Marsrovers liegen. So wird die Libelle in der Lage sein, unterschiedliche Gegenden des zweitgrößten Mondes im Sonnensysten zu untersuchen und dabei rund 175 Kilometer zu überwinden. Nach Angaben der NASA entspricht diese Strecke annähernd der doppelten Distanz, die alle Marsrover zusammengenommen bis heute zurückgelegt haben.
Ähnlichkeiten zur Erde
Der größte Mond des Gasplaneten Saturn ähnelt laut NASA der Erde in einem frühen Stadium ihrer Entstehung. Das macht ihn gleichzeitig für eine wissenschaftliche Erkundung interessant, da sich Forscher Aufschlüsse darüber erhoffen, wie das Leben auf unserem Planeten entstanden sein könnte. Auf der Agenda von Dragonfly stehen deshalb Orte wie das organische Dünenfeld „Shangri-La“, welches in seinem Aussehen den Dünen Namibias ähnelt, bis hin zum Boden des Einschlagkraters „Selk“. Dort könnte flüssiges Wasser vorhanden sein und in ihm komplexe chemische Materialien – womöglich bereits seit Zehntausenden von Jahren. Neben der Suche nach Lebewesen (oder Spuren davon) untersucht die Libelle auch unteridische Seen und Flüssigkeitsreservoirs sowie die Atmosphäre und die Oberfläche des Titan.
Auf der Suche nach chemischen Prozessen
Zurzeit ist der Start der Mission für das Jahr 2026 angedacht. Bis der Saturnmond erreicht wird, gehen jedoch noch ein paar weitere Jahre ins Land: Erst 2034 soll Dragonfly dort ankommen und dann während der folgenden drei Jahre „dutzende vielversprechende Orte“ auf dem Titan aufsuchen, wie es in der Pressemitteilung der NASA heißt. Vielversprechend bedeutet für die Raumfahrtagentur vor allem Gegenden, in denen vermutlich bestimmte chemische Prozesse ablaufen, die auf der Erde zur Entstehung von Leben geführt haben könnten. Mithilfe der Instrumente an Bord von Dragonfly erhoffen sich die Wissenschaftler Aufschluss darüber, wie weit diese Prozesse auf dem Titan fortgeschritten sein könnten.
Die Atmosphäre des Titan besteht hauptsächlich aus Stickstoff und weist etwa die vierfache Dichte der Erdatmospähre auf. Die Bildung von Wolken und Regen ist auch dort zu beobachten, diese bestehen jedoch aus Methan. Andere organische Materialien fallen zu Boden wie Schnee. Die Temperatur auf der Oberfläche erreicht etwa -179 Grad Celcius, was der großen Entfernung zur Sonne geschuldet ist. Mit etwa 1,7 Milliarden Kilometern beträgt sie etwa das Zehnfache der Strecke zwischen Erde und Sonne.
Vierte Mission im New Fronier-Programm der NASA
Dragonfly soll im Rahmen des New Frontier-Programms (Neue Grenzen) der NASA entwickelt werden. Dazu zählen bereits die Missionen New Horizons zum Pluto und zum Kuiper-Gürtel, Juno zum Mars und OSIRIS-REx zum Asteroiden Bennu. Bei Entwicklung und Bau der Libelle sind neben diversen NASA-Instituten auch Lockheed Martin, die Pennsylvania State-Universität und die japanische Raumfahrtagentur JAXA beteiligt.
Zur Vorbereitung auf die Mission wurden die Daten der Cassini-Sonde verwendet, welche zwischen 2004 und 2017 13 Jahre lang den Gasriesen Saturn mit seinen markanten Ringen sowie seine Monde untersuchte. Im Rahmen dieser amerikanisch-europäisch-italienischen Mission erreichte der Lander Huygens, gebaut von der europäischen Raumfahrtagentur ESA, am 14. Januar 2005 den Titan. Nach seinem zweieinhalb Stunden dauernden Abstieg zur Oberfläche überlebte Huygens weitere 72 Minuten. Der Lander stellte damit gleich zwei Rekorde auf: für die erste (und einzige) Landung im äußeren Sonnensystem und für die Landung an dem am weitesten von der Erde entfernten Ort. Die Mission enthüllte, dass Titan einer der erdähnlichsten Himmelskörper ist, die bislang bekannt sind.