Peregrine sollte als erste kommerzielle Landefähre weich auf dem Mond aufsetzen sollen, doch der Traum des US-Unternehmens ist geplatzt. Sieben Stunden nach dem Start mit einer neuen Vulcan Centaur am Montag von der Cape Canaveral Space Force Station in Florida musste Astrobotic eine Anomalie melden: Es gelang nicht, das Raumfahrzeug stabil Richtung Sonne auszurichten, um die Batterie mithilfe seiner Solarpaneele aufzuladen.
Kurz vor einem bekannten Zeitraum des Kommunikationsausfalls schaffte es das Astrobotic-Team mithilfe eines improvisierten Manövers doch noch, die Solarpaneele zur Sonne auszurichten. Allerdings zeigte sich, dass es ein Problem mit dem Antriebssystem gibt. Peregrine verliert Treibstoff. Die Lageregelungsantriebe würden weit über ihren erwarteten Lebenszyklus hinaus arbeiten, um ein unkontrolliertes Taumeln zu verhindern, so Astrobotic.
Nutzlasten schicken Daten
"Angesichts des Treibstofflecks gibt es leider keine Möglichkeit, weich auf dem Mond zu landen", teilte Astrobotic am Dienstag schließlich mit. Allerdings sei noch soviel Treibstoff vorhanden, dass man Peregrine als Sonde nutzen könne. Am frühen Freitagmorgen war Peregrine 362.102 Kilometer von der Erde entfernt, das entspricht 94 Prozent des Abstands zwischen Erde und Mond.
Die ursprünglichen Schätzungen zur Betriebsdauer des Raumfahrzeugs konnte Astrobotic mehrmals nach oben korrigieren. Das liege daran, dass die Leckrate sich stärker verringert habe als angenommen. Peregrine wird voraussichtlich bis zum frühen Sonntamorgen Treibstoff haben, so die jüngste Schätzung vom Freitag.
Am Donnerstag teilte Astrobotic mit, dass man nach einem geplanten Kommunikations-Blackout Daten von allen neun Nutzlasten empfange, die mit dem Lander kommunizieren können. Alle zehn Nutzlasten, die Energie benötigen, würden damit versorgt, darunter auch der M-42-Strahlendetektor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die restlichen zehn Nutzlasten seien passiv. Zudem empfange man wertvolle Daten und belege die Weltraumtauglichkeit von Komponenten und Software, die auch beim nächsten, größeren Mondlander namens Griffin zum Einsatz kommen sollen.
Ventil als Ursache
Astrobotic geht derzeit davon aus, dass ein Ventil zwischen dem Helium-Druckmittel und dem Oxidator die Ursache für die Antriebsanomalie ist. Es habe sich nach der Betätigung während der Initialisierung nicht wieder verschlossen. "Dies führte zu einem Ausströmen von Hochdruck-Helium, der den Druck im Oxidatortank über die Betriebsgrenze hinaus ansteigen ließ und den Tank zum Bersten brachte", so Astrobotic.
Am Montagabend hatte Astrobotic das erste Foto von Peregrine im All veröffentlicht (oben). Darauf ist eine beschädigte Isolierung zu sehen. Das sei der erste visuelle Hinweis auf eine Antriebsanomalie, die sich mit den Telemetriedaten decke, so Astrobotic.