Spectrum-Trägerrakete vor dem Erstflug

Münchner Raketenbauer Isar Aerospace
Spectrum-Trägerrakete vor dem Erstflug

Zuletzt aktualisiert am 25.02.2025
Spectrum-Trägerrakete vor dem Erstflug
Foto: Wingmen Media

Das bayerische Start-up Isar Aerospace bereitet sich auf den ersten Testflug seiner kleinen Trägerrakete Spectrum vor. Man habe im Rahmen integrierter Testreihen die Unter- und Oberstufe umfassend geprüft und die darin verbauten Triebwerke erfolgreich gezündet, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung am 21. Februar. Der Erststart soll "so bald wie möglich" vom norwegischen Weltraumbahnhof Andøya Spaceport aus stattfinden. Noch fehlt allerdings die Genehmigung durch die norwegische Zivilluftfahrtbehörde NCAA. Der genaue Zeitraum für den ersten Testflug werde mit dem Erhalt der Startlizenz festgelegt.

Die jüngsten Tests der Unterstufe wurden in der Woche vom 10 bis 16. Februar durchgeführt. Dabei wurden erstemals gleichzeitig alle neun Aquila-Triebwerke bei einem 30 Sekunden dauernden Heißlauftest gezündet. Die Oberstufe des Microlaunchers war bereits im dritten Quartal 2024 mit erfolgreichen Heißlauftests qualifiziert worden.

Die Spectrum ist eine leichte, zweistufige Trägerrakete für kleine und mittlere Satelliten. Nach Angaben von Isar Aerospace hat sie eine Nutzlastkapazität von 1000 Kilogramm in einen niedrigen Erdorbit und 700 Kilogramm in einen sonnensynchronen Orbit. Die Spectrum ist 28 Meter hoch und hat einen Durchmesser von zwei Metern. Die erste Stufe wird von neun selbst entwickelten Aquila-Flüssigkeitsraketenriebwerken à 74 kN angetrieben, die Oberstufe von einem fürs Vakuum optimierten, mehrfach wiederzündbaren Aquila (95 kN). Als Treibstoff kommen Flüssigsauerstoff und Propan zum Einsatz. Das Aquila-Triebwerk funktioniert nach dem Gasgenerator-Zyklus. Dabei wird ein Teil der Treibstoffe in einem Gasgenerator verbrannt und das heiße Gas treibt die Treibstoffpumpen an.

Nächste Raketen werden schon gebaut

"Wir sind so gut wie startklar. Für den Testflug fehlt nur noch die Lizenz", so Daniel Metzler, CEO und Mitgründer von Isar Aerospace. Die Trägerraketen für den zweiten und dritten Flug seien bereits in der Produktion. "Unabhängig davon, wie weit wir [beim Erstflug; d. Red.] kommen, werden wir hoffentlich eine enorme Menge an Daten und Erfahrung sammeln. Daraus können wir für die nächsten Flüge lernen", sagt Josef Fleischmann, CTO und Mitgründer von Isar Aerospace.

Nach Angaben von Isar Aerospace ist der erste Testflug der Spectrum auch der erste Start einer Orbitalrakete aus Kontinentaleuropa. "Der Zugang zum Weltraum vom europäischen Festland ist eine entscheidende Ressource, um Souveränität und Resilienz zu sichern", so Metzler.

Isar Aerospace gehört neben der Rocket Factory Augsburg und HyImpulse zu einer Szene junger deutscher Raumfahrtunternehmen, die kleine Trägerraketen entwickeln. Rocket Factory Augsburg musste am 19. August 2024, wenige Wochen vor dem geplanten Erstflug des Microlaunchers RFA One einen herben Rückschlag hinnehmen. Bei einem Triebwerkstest der ersten Stufe auf der Startrampe des Saxavord Spaceport auf den Shetlandinseln kam es zu einer Anomalie, die zur Explosion der Stufe führte. Der Erstflug wurde daraufhin auf 2025 verschoben. Mitte Januar meldete die Rocket Factory Augsburg, dass sie von der britischen Zivilluftfahrtbehörde CAA ihre Lizenz für den Start der RFA One erhalten hat. Man konzentriere sich nun auf die letzten technischen Vorbereitungen für den ersten Testflug. Die RFA One hat drei Stufen und soll 1300 Kilogramm in einen sonnensynchronen Orbit bringen können. Sie ist 30 Meter hoch und hat einen Durchmesser von zwei Metern.

HyImpulse hat am 3. Mai 2024 die Suborbitalrakete SR75 erfolgreich von der Kooniba Test Range in Südaustralien aus gestartet. Besonderheit bei HyImpulse ist der Antrieb: Es handelt sich um einen Hybridantrieb, der Kerzenwachs und Flüssigsauerstoff nutzt. HyImpulse arbeitet an einer größeren, mehrstufigen Orbitalrakete namens SL1, die Ende 2025 erstmals abheben soll. Sie ist 32 Meter hoch und wiegt 50 Tonnen. Je nach Gewicht der Nutzlast (maximal 600 Kilogramm) soll sie bis auf 500 Kilometer Höhe fliegen können und damit niedrige Erdorbits erreichen.