Bei einer Telefonkonferenz am 19. September warnte das Aerospace Safety Advisory Panel (ASAP) der NASA, dass die Starship-Mondlandefähre von SpaceX um "Jahre zu spät" sein könnte für die Artemis-III-Mission, die nach aktuellem Planungsstand Mitte 2027 starten soll.
Zu diesem Ergebnis kommt das Gremium nach einem Besuch der Starbase von SpaceX in Boca Chica, Texas, sowie Treffen mit hochrangigen Unternehmensvertretern im August. "Der Zeitplan für das HLS [Human Landing System; d. Red.] steht vor erheblichen Herausforderungen und könnte unserer Einschätzung nach für eine Mondlandung mit Artemis III im Jahr 2027 um Jahre zu spät sein", sagte das ASAP-Mitglied Paul Hill, ehemaliger Direktor für Missionsbetrieb und früher Flugdirektor am Johnson Space Center der NASA.
Bei Artemis III sollen erstmals seit Apollo 17 wieder Menschen auf dem Mond landen – zuerst mit dem Starship von SpaceX. 2021 hatte die NASA SpaceX damit beauftragt, das erste HLS für das Artemis-Mondprogramm zu bauen. Für spätere Artemis-Missionen soll auch der Blue-Moon-MK2-Lander von Blue Origin zum Einsatz kommen.
Wichtige Technologien noch nicht demonstriert
Hill hatte SpaceX gemeinsam mit den früheren NASA-Astronauten Charlie Precourt und Kent Rominger besucht. Ein großes Problem sei die Demonstration eines Treibstofftransfers im niedrigen Erdorbit, der für einen Starship-Flug zum Mond nötig ist. Die Arbeiten an dieser Fähigkeit seien durch Verzögerungen bei der Version 3 des Starship und laufender Verbesserungen am Raptor-Triebwerk aufgehalten worden, so Hill.

Damit das Starship zum Mond oder weiter fliegen kann, muss es im niedrigen Erdorbit zunächst an einem anderen Starship Treibstoff tanken.
Gleichzeitig war das ASAP-Gremium voll des Lobes für das, was SpaceX bereits erreicht hat, darunter die Startkadenz der Falcon 9, die vor allem durch den Aufbau der Starlink-Satellitenkonstellation getrieben ist. Das führe zu einer "beispiellosen Erfahrung in der Herstellung von Raumfahrzeugen und Trägerraketen, Startvorbereitung und Flugbetrieb". Es gebe keinen Wettbewerber, weder staatlich noch aus der Industrie, der über diese Kombination von Faktoren verfüge, die zu einem so hohen Fertigungs- und Flugtempo führten, was sich wiederum positiv auf Zuverlässigkeit und Kosten auswirke. "Dies führt jedoch zu konkurrierenden Prioritäten für die Entwicklung von Starship und HLS, was sich auf den Zeitplan für Artemis auswirken könnte", sagte Hill.
Das Panel äußerte insgesamt Zweifel am Artemis-Programm. Die Vorbereitungen für die bemannte Mission Artemis II, die Anfang 2026 um den Mond fliegen soll, seien zwar auf Kurs. Das Gremium sehe aber den Weg für Artemis 3 und darüber hinaus als ungewiss und etwas unklar an, sagte das ASAP-Mitglied Bill Bray. Das sei für die Sicherheit und Risikolage des Programms in Zukunft nicht gut. Problematisch sei neben den Mondlandefähren auch die Entwicklung eines neuen Mondanzugs durch Axiom Space.