Die Galileo-Satelliten 33 und 34 sollen am 17. Dezember, um 6.01 Uhr MEZ (2.01 Uhr Lokalzeit) vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ihre Reise in den mittleren Erdorbit in 23.222 Kilometern Höhe antreten. Sie starten erstmals mit der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 62 (Konfiguration mit zwei Feststoffboostern). "Es wird eine ziemliche lange Mission, da die beiden Satelliten 3 Stunden und 55 Stunden nach dem Start [von der Oberstufe] getrennt werden", sagte Caroline Arnoux, Leiterin des Ariane-6-Geschätsbereichs bei Arianespace bei einer Pressekonferenz am 9. Dezember. Für die Ariane 6 ist es der fünfte Start seit dem Erstflug am 9. Juli 2024.

Die beiden Galileo-Satelliten finden nebeneinander Platz unter der Nutzlastverkleidung der Ariane 6.
Die beiden Satelliten gehören zu den letzten der ersten Galileo-Generation. Bei OHB in Bremen, wo sie gebaut wurden, lagern noch vier weitere. Sie sollen 2026 und 2027 ebenfalls mit Ariane 62 starten. Die Navigationssatelliten-Konstellation besteht aktuell aus 31 Satelliten, von denen derzeit 27 in Betrieb sind. Darunter finden sich auch noch drei sogenannte In-Orbit-Validation-Satelliten. Diese IOV-Satelliten waren die ersten des Galileo-Systems und wurden 2011 und 2012 gestartet. Gebaut wurden sie damals von Astrium (heute Airbus). Die Galileo-Konstellation hat nach Angaben der ESA die volle Kapazität im Januar 2025 erreicht.
"Diese Satelliten vervollständigen die Familie von 34 Satelliten, die wir ‚full operational constellation‘-Satelliten nennen, die seit 2010 von OHB beschafft wurden", so Andrea Cotellessa, Leiter des Galileo-Weltraumsegment-Büros der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Die ESA verantwortet im Galileo-Programm die Beschaffung und Vorbereitung der Satelliten im Auftrag der Europäischen Kommission. Die ersten der zwölf Satelliten dieses Loses, das die ESA 2017 bestellt hat, wurden 2021 mit der vorletzten Sojus-Rakete von Kourou aus gestartet.
Neuer Dispenser für Ariane 6
Die Satelliten 33 und 34 kamen bereits am 6. November per Flugzeug in Französisch-Guayana an. Seitdem wurden sie auf den Start vorbereitet, betankt und auf dem Dispenser montiert, der als mechanische und elektrische Schnittstelle zwischen Satelliten und Trägerrakete fungiert. Für die Ariane 62 wurde ein neuer, leichterer Dispenser entwickelt. "Der Hauptfokus lag darauf, das Gewicht zu optimieren, eine Leichtbaustruktur umzusetzen", sagte Cotellessa. Der Dispenser wiegt rund 150 Kilogramm, die Satelliten zusammen etwa 1450 Kilogramm. Dabei habe man die Hauptschnittstellen beibehalten, die seit dem Start der ersten Full-Operational-Capability-Satelliten (FOC) 2014 genutzt werden.

Für Starts von Galileo-Satelliten mit Ariane 6 wurde ein neuer Dispenser entwickelt. Er bildet die Schnittstelle zwischen Satelliten und Rakete.
Kommende Woche findet die Verkapselung in der Nutzlastverkleidung statt, anschließend werden die Satelliten zur Startrampe befördert und auf der stehenden Trägerrakete integriert. Nach dem Start dauert es rund drei Monate, bis die Satelliten ihren endgültigen Orbit erreicht haben. In diesem Zeitraum werden auch ihre Navigationsnutzlasten getestet. "Erst dann können wir bestätigen, ob die Mission erfolgreich ist", erklärt Guerric Pont, Leiter der Galileo-Abteilung der Agentur der Europäischen Union für das Weltraumprogramm (EUSPA), die die Satelliten betreibt.
Galileo verfügt über eine wachsende Nutzerzahl, aktuell sind es rund 4,5 Milliarden weltweit. "Die meisten von Ihnen sind regelmäßige Nutzer von Galileo, ob Sie sich dessen bewusst sind, oder nicht", sagte Eric Chartre, stellvertretender Referatsleiter für Satellitennavigation bei der Europäischen Kommission. Und dabei geht es nicht nur um Positionsbestimmung, wo man mittlerweile auf eine hohe Präzision von wenigen Zentimetern Abweichung kommt. Man entwickle immer mehr Dienste für die militärische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Nutzung, so Chartre.
Neue Galileo-Services
Anfang 2026 soll der öffentlich regulierte Dienst (Public Regulated Service, PRS) seine anfängliche Betriebsfähigkeit erreichen. Dabei handelt es sich um ein besonders geschütztes, verschlüsseltes Navigationssignal für staatlich-autorisierte, zivile Nutzer. Es ist vom Schutz her vergleichbar mit dem militärischen Teil des US-amerikanischen GPS. Chartre kündigte ebenfalls den Notfallwarndienst (Emergency Warning Satellite Service, EWSS) an, über den Zivil- und Katastrophenschutzorganisationen der EU-Mitgliedsstaaten künftig direkt, unabhängig vom Mobilfunk, Warnmeldungen an mobile Endgeräte übertragen können.
Derzeit werden bereits die Galileo-Satelliten der zweiten Generation entwickelt – allerdings nicht vom bisherigen Hauptauftragnehmer OHB, sondern von Airbus und Thales Alenia Space. Beide Unternehmen sollen je sechs Satelliten liefern. Sie sollen zusätzliche Kapazität und noch höhere Robustheit und Resilienz für militärische und zivile Nutzer bereitstellen. Die Nutzlast wird Software-definiert und damit flexibler sein. Zudem erhalten die neuen Navigationssatelliten elektrische Antriebe.
Die nächste Galileo-Generation
Die Galileo-Satelliten von Airbus und Thales Alenia Space sind mehr als doppelt so groß und deutlich schwerer (2,5 t vs. 730 kg) als die OHB-Satelliten der aktuellen ersten Generation. "Das wird eine weitere Herausforderung für unsere Kollegen von Arianespace, uns in den Weltraum zu bringen mit diesen großen Biestern der zweiten Generation, von denen wir die ersten in ein paar Jahren starten werden", sagte Chartre schmunzelnd. Die Galileo-Satelliten der zweiten Generation sollen nach wie vor in dualer Konfiguration mit einer Ariane 62 starten, allerdings werden sie für den Start übereinandergestapelt. Zum Einsatz wird dann die Block-2-Weiterentwicklung der Ariane 6 kommen. Sie soll 2026 in Dienst gestellt werden und umfasst größere P160C-Feststoffbooster und ein verbessertes Vinci-Oberstufentriebwerk mit mehr Schub.





