Starten künftig doch Raketen von der Nordsee aus?

OHB will Raketenstartplätze bauen
Starten künftig doch Raketen von der Nordsee aus?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 13.11.2025
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Starten künftig doch Raketen von der Nordsee aus?
Foto: OHB/KI-generiert

Der Bremer Satellitenhersteller erweitert sein Portfolio und will in Zukunft auch Infrastruktur rund um Raketenstartplätze anbieten. Die im Konzern vorhandenen Kompentenzen werden dafür im neuen Tochterunternehmen European Spaceport Company gebündelt. Entwickelt und gebaut werden sollen maritime und landbasierte Startplätze, sowohl mobil als auch ortsfest, sowie Bodensegmente, Missionskontrollzentren, Testeinrichtungen und Dienstleistungen. Das teilte OHB am 11. November mit.

OHB ist eigenen Angaben zufolge über verschiedene Tochterunternehmen an Aufbau und Weiterentwicklung europäischer Startmöglichkeiten beteiligt. MT Aerospace aus Augsburg zum Beispiel wirke seit fast 30 Jahren an Betrieb und Wartung sowie am Aufbau kritischer Infrastruktur am europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana mit.

Fehlende Lizenz verhindert Teststart

In den vergangenen Jahren hat sich OHB zudem gemeinsam mit Partnern intensiv mit Starts von kleinen Raketen, sogenannten Microlaunchern, von einer schwimmenden Plattform in der Nordsee aus beschäftigt. Die German Offshore Spaceport Alliance (GOSA) wurde im Dezember 2020 gegründet, beteiligt sind neben OHB unter anderem die Reedereigruppe Harren Group und das Logistikunternehmen BLG Logistics. GOSA wollte im Sommer 2024 ihre erste Demo-Mission von einem Schiff in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Deutschlands in der Nordsee aus starten. Am Ende fehlte eine Lizenz aus Großbritannien und verhinderte den Start einer kleinen, suborbitalen Rakete.

Raketenstarts von der Nordsee aus sind auch das Ziel der European Spaceport Company. Geplant ist die Umsetzung eines europäischen Offshore-Spaceports, wie OHB in einer Pressemitteilung schreibt. Zudem will das Unternehmen die Startkapazitäten in Kourou erweitern – um einen Startkomplex, von dem aus verschiedene Raketentypen abheben können. Bisher hat in Kourou jede Rakete ihren eigenen Startkomplex. Die European Spaceport Company will künftig aber auch Märkte außerhalb Europas bedienen. Laut Medienberichten will das neue Unternehmen bereits in 12 bis 18 Monaten das erste Mal starten.

Eine Startrampe für verschiedene Raketentypen

Die Entscheidung für die Gründung eines Tochterunternehmens wurde auch vom Ergebnis der kürzlich abgeschlossenen Studie OSLIOS (Offshore Spaceport – Lösungsfindung und Infrastrukturentwicklung für orbitale Starts) beflügelt, die vom Bundesverkehrsministerium mit 870.000 Euro gefördert und zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt wurde. Dabei ging es um die Entwicklung von Lösungen für mobile Startplattformen, die von verschiedenen Raketentypen genutzt werden können. Mit dieser könnten die Kapazitäten bereits existierender Startplätze bedarfsgerecht und unabhängig vom Raketentyp erweitert werden, heißt es in einer Pressemitteilung von OHB. Das habe den Vorteil, dass deutlich höhere Startkadenzen erreicht und dabei Teile der bereits bestehenden Infrastruktur wie Bodenstationen und Kommunikationseinrichtungen genutzt werden könnten, um Zeit und Kosten zu sparen.

"Europa braucht einen zuverlässigen und unabhängigen Zugang zum Weltraum. Das haben wir bei OHB schon seit Jahren im Fokus. Und natürlich gehören dazu auch Startplätze. Für das Offshore-Spaceport-Konzept leisten wir schon heute einen wesentlichen Beitrag dazu, und den werden wir zukünftig noch weiter ausbauen", so Marco Fuchs, OHB-Vorstandsvorsitzender.