Wie weit die AMRAAM bei dem Test, der wohl bereits im Herbst 2024 stattfand, aber erst jetzt bekanntgegeben wurde, tatsächlich flog, halten Raytheon und das Air Combat Command der US Air Force unter Verschluss. Die neue Maximalreichweite der AIM-120 ist genauso geheim wie die alte – weshalb nicht viel mehr übrig bleibt, als dem Hersteller zu glauben, wenn er mitteilt, dass es sich um "den längsten bekannten Schuss" mit einer AMRAAM handelte.
Die Waffentests, bei der eine Lockheed Martin F-22 Raptor als Trägerflugzeug herhielt, erfolgten nach Raytheon-Informationen im Luftraum der Eglin Air Force Base in Florida – mutmaßlich irgendwo über dem Golf von Mexiko. Im Rahmen einer von der Air Force ausgegebenen Form-, Fit- und Function-Refresh-Strategie (F3R) will das Tochterunternehmen des US-Konzerns RTX die bewährte AMRAAM fit für die Zukunft machen. Ziel der Tests in Eglin war es laut RTX, "die verlängerte Flugdauer" der modifizierten Luft-Luft-Rakete zu demonstrieren – und damit zu beweisen, "dass die Waffe die Tödlichkeit von Flugzeugen der fünften Generation deutlich erhöhen kann."

Die AIM-120 AMRAAM (Advanced Medium-Range Air-to-Air Missile) zählt als radargelenkte Luft-Luft-Lenkwaffe seit vielen Jahren zur Standardbewaffnung westlicher Kampfjets. Ihre Reichweite ist geheim, vermutlich fliegt die aktuelle Variante AIM-120D etwa 160 bis 180 Kilometer weit.
AMRAAM als Zukunftswaffe
"Um in Zukunft in hart umkämpften Gefechtsfeldern die Luftüberlegenheit zu erlangen, sind die Präzision und die Tödlichkeit von Luft-Luft-Raketen entscheidend", kommentierte Raytheon-Manager Sam Deneke die Versuche. Die AMRAAM gelte – insbesondere in ihrer aktuellen Ausführung AIM-120D – "bereits als Goldstandard im Bereich der Luftüberlegenheit", so Deneke weiter. "Diese Tests beweisen, dass sie für die USA und ihre Verbündeten auch in den kommenden Jahrzehnten eine entscheidende Rolle spielen wird."
Tatsächlich hat sich die AIM-120 AMRAAM in über drei Jahrzehnten Einsatzzeit als kampferprobte Luftüberlegenheitswaffe bewährt. Laut Raytheon ist die BVR-Rakete auf 14 Plattformen in 43 Ländern integriert, hat mehr als 6.000 erfolgreiche Einsätze mit scharfer Munition absolviert und in diversen aktiven Konflikten ihre Leistungsfähigkeit bewiesen.
Mehr Leistung dank optimierter Software
Für die F3R-Weiterentwicklung der AMRAAM und die Erhöhung der Reichweite sind laut Hersteller keine Änderungen an der Rakete selbst nötig. Man habe nichts am Antrieb verändert, sondern lediglich Software und Systeme der Lenkwaffe optimiert. Der für Lenkwaffen zuständige Raytheon-Manager Jon Norman gab zu Protokoll, dass die Aerodynamik und der Antrieb der AIM-120D schon immer das Potenzial für eine größere Reichweite hatten, dieses aber erst durch jüngste Softwareverbesserungen zur Geltung komme. Die AMRAAM fliege jetzt deutlich höher und weiter als bislang, so Norman. "Wir können beim Abschuss mit viel höherer Geschwindigkeit fliegen, was die Leistung der Rakete deutlich verbessert."
Veränderte Flugprofile
Laut Informationen des Air & Space Forces Magazine aus den USA beinhaltet das F3R-Update der im Test verwendeten AIM-120D modernisierte Elektronik, eine effizientere Batterie und optimierte Software mit Flugprofilen, die die hohe Geschwindigkeit und Flughöhe von modernen Plattformen wie der F-22 und F-35 ausnutzen.