Sikorsky-Superhubschrauber für NATO und Südkorea? Neuer Anlauf für gescheiterten Flugschrauber

Flugschrauber in der Offensive
Sikorsky-Superhubschrauber für die NATO?

Zuletzt aktualisiert am 01.04.2025

Er soll um die 15 Tonnen wiegen, mindestens 180 Knoten (333 km/h) schnell sein und spätestens ab 2040 die heute gängigen Mehrzweck-Militärhubschrauber der NATO wie Black Hawk, Cougar oder NH90 beerben. Das "Next Generation Rotorcraft" (NGRC), das die sechs NATO-Mitglieder Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien und die Niederlande Mitte 2022 zur Fahndung ausschrieben, könnte im Westen der Startschuss sein für eine Hubschrauber-Plattform der Zukunft. Griechenland stieg zwar zwischenzeitlich wieder aus, dafür ist jetzt auch Kanada mit im Boot und es geht munter weiter. Ein Milliardengeschäft, an dessen Seite sich zudem mit dem ähnlich gelagerten XUH-Programm in Südkorea noch ein weiterer möglicher Markt gesellt.

Während in Ostasien der heimische Rüstungskonzern Korea Aerospace Industries (KAI) mitmischt, treten im NGRC-Wettkampf der NATO Airbus Helicopters mit dem RACER-Konzept, Leonardo mit einem Kipprotor-Muster auf Basis der Bell V-280 Valor und Sikorsky mit einem Derivat seines Flugschraubers X2 gegeneinander an. Derzeit läuft die "Konzeptstudie Nummer 5", für die die NATO-Beschaffungsagentur NSPA die teilnehmenden Hersteller mit der Erarbeitung entsprechender Studien beauftragte.

US Army (Sgt. Dana Clarke)

Sikorskys Flugschrauber

Für den US-Hersteller Sikorsky könnten die Ausschreibungen NGRC und XUH eine neue Chance sein, sein im eigenen Land bei der US Army gescheitertes Konzept doch noch zum Erfolg zu führen. Sikorsky hatte für den Army-Kampfhubschrauber-Wettbewerb FARA die S-97 Raider und für die ähnlich angelegte Suche nach einem Black Hawk-Nachfolger zusammen mit Boeing die Defiant X entwickelt. Beide Designs fußen auf der Sikorsky-Flugschrauber-Technologie der 2008 erstmals geflogenen X2 mit Fly-by-wire-Steuerung, koaxialem Hauptrotor und Druckpropeller im Heck für den schnellen Horizontalflug. Doch während das FARA-Programm von der US Army 2024 ganz gestrichen wurde, hatte die Defiant X im direkten Duell gegen Bells V-280 Valor das Nachsehen. Auch ein Einspruch gegen die Entscheidung half Sikorsky nicht.

Raider in der Flugvorführung

Entsprechend hoch scheint das Interesse, mit dem Flugschrauber-Entwurf, wenn schon nicht vor der Haustür, so doch wenigstens in anderen Teilen der Welt zu reüssieren. Zumindest lud Sikorsky – bereits im Februar – ausgewählte Offizielle, Industriepartner, Militärs und Medienvertreter aus mehreren europäischen Ländern sowie aus Südkorea und Saudi-Arabien nach West Palm Beach in Florida ein, um sich am Hauptsitz des Sikorsky Development Flight Center selbst ein möglichst eindrückliches Bild vom X2-Konzept zu machen. Dazu durften die angereisten Gäste im Simulator eine S-97 Raider steuern, sich in Gesprächen und Vorträgen mit der Flugschrauber-Technik vertraut machen – und schließlich, als Krönung des zweitägigen Werksbesuchs, einer exklusiven Flugdemonstration des Raider-Prototyps mit Testpilot Bill Fell am Steuer beiwohnen.

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Neuer Anlauf für Defiant-X?

Wie die Designs von Sikorsky für den NGRC-Wettbewerb der NATO und gegebenenfalls auch für das koreanische XUH-Programm am Ende konkret aussehen, wird sich voraussichtlich im Oktober dieses Jahres zeigen. Dann läuft die Frist ab, die die NSPA den im Triell stehenden Herstellern für die Vollendung ihrer Studien gesetzt hat. Zu erwarten ist, dass der Vorschlag der US-Amerikaner stark der für die Army entworfenen Defiant X ähneln wird. Die seinerzeit vorgegebenen Rahmendaten umfassten eine Marschgeschwindigkeit von 520 km/h und eine Gefechtsreichweite von 560 Kilometern. Sikorsky wollte die Defiant X zu diesem Zweck mit zwei Honeywell HTS7500-Triebwerken ausrüsten, die jeweils 7.500 PS Leistung zur Verfügung stellen sollten. Der Testträger SB>1 Defiant war noch mit älteren, schwächeren und durstigeren T55-714A-Turbinen ausgestattet – mit denen er im Horizontalflug immerhin eine Höchstgeschwindigkeit von 457 km/h erreichte.