So funktioniert die Enteisung bei Flugzeugen: FLUG REVUE erklärt

Gefahr im Winter
So funktioniert die Enteisung bei Flugzeugen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 16.11.2025
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Um solche fatalen Folgen zu vermeiden, wird ein Flugzeug bei Bedarf nicht nur am Boden von Eis befreit, auch im Flug müssen Möglichkeiten zur Enteisung (thermische oder mechanische Entfernung von Eisstücken) und/oder Eisverhütung (Vorbeugung der Eisbildung) gegeben sein.

Viele Ursachen

Eine Reihe von Faktoren können zur Vereisung an kritischen Strukturflächen wie Flügelvorderkanten, Lufteinlässen, Radoms oder wichtigen Instrumenten führen. Dazu zählen Lufttemperaturen zwischen 0 Grad und –40 Grad Celsius, Wasser in der Luft oder eine Temperatur der Flugzeugoberfläche unter 0 Grad Celsius. Auch beim Sinkflug aus größeren Höhen können Eisansammlungen auftreten, wenn feuchte Luft unter 0 Grad durchquert werden muss, da sowohl die Flugzeughaut als auch der Kraftstoff noch kälter als der Gefrierpunkt sind. Der Vergaser eines Kolbenmotors kann bei Nebel oder hoher Luftfeuchte zwischen –7 und +21 Grad Celsius Außentemperatur ebenfalls vereisen.

Jede Menge Probleme

Die Folgen vereister Flächen sind vielfältig. Eine Veränderung der Flügelprofilform führt zu einem höheren Widerstand und einer höheren Geschwindigkeit: Die Strömung kann abreißen, Steuerung, Trimmung oder Messsonden wie das Pitot-Rohr können blockieren, das Flugzeuggewicht kann steigen, Propeller unrund laufen oder das Innere des Triebwerks beschädigt werden.

Verschiedene Lösungsansätze

Schutz vor Vereisung bieten verschiedene Systeme, die mechanisch oder thermisch funktionieren oder Enteisungsflüssigkeit nutzen. Bei Propellerflugzeugen kommen vor allem pneumatische Enteisungsmatten an der Vorderkante des Tragflügels oder Leitwerks zum Einsatz, die in Intervallen aufgeblasen werden und so durch die mechanische Auf- und Ab-Bewegung vorhandenes Eis entfernen. Heißluftsysteme werden oft bei großen Transportflugzeugen verwendet. Die zur Verdampfung des Wassers oder zum Anschmelzen des Eises benötigte heiße Luft wird den Triebwerken entnommen. Zu den thermischen Systemen zählen auch Varianten, die mit Heizfolien zum Schutz gegen Eisbildung arbeiten. Flüssigkeitsschutzsysteme auf Glykolbasis setzen den Gefrierpunkt herab. Sie können sowohl zur Eisverhütung als auch zur Enteisung eingesetzt werden. Vom Eis befreit werden müssen auch die Cockpitscheiben, entweder per Heizfolien oder Flüssigkeit. Die Systeme werden nur bei Bedarf aktiviert. Dieser lässt sich elektronisch oder durch Sichtprüfung feststellen, nachts auch mithilfe von Flügel- und Triebwerksscheinwerfern.