Die türkische Polizei fliegt nun Kampfhubschrauber

Türkische Polizei
Mit Kampfhubschraubern auf Verbrecherjagd

Zuletzt aktualisiert am 13.04.2021

Sie ist 28 Jahre alt, Polizeikommissarin – und seit Kurzem die erste Kampfhubschrauber-Pilotin der Türkei: Neun Wochen lang dauerte ihre Ausbildung auf dem zweisitzigen TAI T129 Atak, nun sind der Hubschrauber und Özge Karabulut einsatzreif. Stolz und aufgeregt sei sie, wenn sie an ihre zukünftigen Aufgaben denke, erklärte Karabulut jüngst gegenüber türkischen Medien. Zuvor war sie bei der Polizei die Bell 429 geflogen, ab sofort nimmt sie im Dienst routinemäßig auf dem Pilotensitz des Atak Platz. Denn als erste zivile Polizeibehörde weltweit nutzt die türkische Emniyet Genel Müdürlüğü (Generaldirektion für Sicherheit) waschechte Kampfhubschrauber zur Verbrecherjagd.

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"Zivile" Kampfhubschrauber

Neun der im eigenen Land gebauten T129 hat die türkische Polizei bestellt. Das erste Exemplar wurde am 17. Februar übergeben, inzwischen kam eine zweite Maschine hinzu. Bis Ende 2022 sollen alle neun T129 ausgeliefert sein. In der türkischen Armee steht der Helikopter bereits seit 2014 im Dienst, außerdem fliegt der Atak bei der paramilitärischen Jandarma. Rund 60 T129 hat Turkish Aerospace Industries (TAI) bislang produziert, aktuelle Ausführung ist die "Phase II" mit verbesserten Systemen und Fokus auf einheimische Komponenten. Die Polizei-Kampfhubschrauber haben ihren Hauptsitz auf dem Stützpunkt Gölbasi, nahe der Hauptstadt Ankara. Dort ist auch Özge Karabulut stationiert. Zusammen mit ihren Kameraden wird sie künftig allerdings vor allem im Südosten des Landes unterwegs sein – in jener Region, die seit Jahren durch Konflikte zwischen türkischer Regierung und kurdischen Separatisten geprägt ist.

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Schwer bewaffnet

Dass die Türkei in dieser Konfliktregion nun auf Kampfhubschrauber setzt, spricht Bände. Denn natürlich sind auch die Ataks der Polizei, wie ihre Pendants bei der Armee, schwer bewaffnet. Unterm Bug sticht zum Beispiel die massive 20-Millimeter-Gatling Typ M-197 ins Auge. Auch die Raketenbehälter unter den Stummelflügeln fliegen nicht zur Zierde mit, werden im Einsatz mit ungelenkten oder lasergelenkten 70-Millimeter-Raketen bestückt – mutmaßlich Roketsan Cirit aus türkischer Produktion. Dazu kommen die serienmäßigen Bordsysteme, wie etwa ein Hochfrequenz-Störsender und weitere Intrumente zur elektronischen Kampfführung sowie zum Selbstschutz.

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Proaktiv gegen Terroristen

Derart gerüstet, sollen die Polizei-Ataks im Rahmen eines "veränderten Missionsprofils", wie es heißt, den Kampf gegen das organisierte Verbrechen in der Grenzregion und vor allem gegen (kurdische) Terroristen aufnehmen. Bereits jetzt erfüllt die Polizei in diesem Bereich diverse Aufgaben und arbeitet mit Militär und Gendarmerie zusammen. Mit den T129 kann auch die zivile Behörde in Zukunft proaktiv gegen Gefährder vorgehen. Ein ganz normaler Polizeijob also? Özge Karabulut sieht es pragmatisch: "Das Ziel der türkischen Polizei besteht darin, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten und das Land zu beschützen. In diesem Sinne sind wir stets einsatzbereit und leisten unsere Pflicht." Wie auch immer diese Pflicht aussehen mag.