60 Jahre Mil Mi-8: Eine Legende feiert Geburtstag

60 Jahre Mil Mi-8
Eine Legende feiert Geburtstag

Zuletzt aktualisiert am 25.06.2021

Die Entwicklung der Mi-8 durch das Konstruktionsbüro Mil begann in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. Chefkonstrukteur Michail Leontjewitsch Mil sah im Einsatz von Turbinentriebwerken die Chance, die Flugleistung und die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Hubschraubern mit Kolbenmotorantrieb deutlich zu verbessern. Allerdings lag seinerzeit der Fokus in der Sowjetunion eher auf der Raketenentwicklung, entsprechend gab es für Mil zunächst kein Budget. Um dennoch mit den Arbeiten beginnen zu können, verkaufte man die Mil Mi-8 den Funktionären als Weiterentwicklung der Mil Mi-4, des bis heute größten, in Serie gebauten Hubschraubers mit Kolbenmotorantrieb.

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Zu Beginn nur eine Turbine

Der Bau von zunächst fünf Prototypen begann im Jahr 1958 unter der Bezeichnung W-8. Zu dieser Zeit befanden sich heimische Gasturbinen für den Einsatz in Hubschraubern noch in der Entwicklung, daher kam zunächst ein modifiziertes Triebwerk vom Typ Iwtschenko I-24 aus dem Transportflugzeug Antonow An-24 zum Einsatz. Um Rotor und Getriebe der Mi-4 nutzten zu können, musste es in der Leistung gedrosselt werden.

Am 24. Juni 1961 startete der erste W-8-Prototyp unter dem Kommando von Testpilot Boris Wladimirovitsch Semskow zu einem kurzen Schwebeflug. Nur zwei Wochen später, am 9. Juli, nahm der Prototyp an der Luftfahrtparade auf dem Flugplatz Tuschino teil, indem er einen Kreis flog. 1962 begann die Flugerprobung des Prototypen W-8A, der mit zwei speziell für den Hubschrauber entwickelten Klimow TV-2-117-Motoren ausgestattet war.

Patrick Zwerger

Größer und stärker als die Mi-4

Die Konstruktion hatte sich im Gegensatz zur Mi-4 letztendlich deutlich verändert. Die Triebwerke und das Getriebe lagen auf dem Rumpf, was einen großen Laderaum mit Stehhöhe und großen Hecktüren ermöglichte. Die großflächige Verglasung des Cockpits sorgte für eine gute Rundumsicht, der Fünfblattrotor für respektable Flugleistungen, die den Ruf des Mi-8 als zuverlässigen Transporthubschrauber in entlegenen und unzugänglichen Gebieten der Welt festigten sollten.

Die Serienproduktion begann 1965 in der Fabrik Nr. 387 in Kasan, etwa 700 Kilometer östlich von Moskau, ab 1970 gab es zudem ein Werk in Ulan-Ude. Im Laufe der knapp 60-jährigen Produktionszeit wurde die Mi-8 fortlaufend weiterentwickelt und verbessert. Zunächst auf eine Nutzlast von zwei Tonnen ausgelegt, stieg die Kapazität zunächst durch Erhöhung der Motorleistung auf drei bis vier Tonnen, in den aktuellen Versionen der Mi-17 beträgt sie bis zu fünf Tonnen. Zahlreiche Sonderausstattungen für spezielle Szenarien wie Passagier- und Lastentransport, Ambulanz- und Landwirtschaftseinsätze, militärische Anwendungen als Nahunterstützungshubschrauber, fliegender Kommandoposten oder elektronische Kampfführung konnten geliefert werden.

Noch immer in Produktion

Noch heute ist die Mi-8/Mi-17-Baureihe in Produktion, wobei verstärkt Verbundwerkstoffe und moderne Avionik sowie leistungsgesteigerte Motoren zum Einsatz kommen und so aktuelle Luftfahrtstandards erfüllt werden können. In der Klasse der schweren zivilen Hubschrauber mit einem maximalen Abfluggewicht zwischen zehn und 16 Tonnen decken die Hubschrauber aus Kasan heute mehr als 90 Prozent des Weltmarktes ab, heißt es vonseiten des Herstellers Russian Helicopters.

Die Mil Mi-8 war überdies die Basis für die Entwicklung des Kampfhubschraubers Mil Mi-24. Während Triebwerke, Rotoren, Getriebe und andere mechanische Komponenten übernommen wurden, wurde der Rumpf entsprechend den Anforderungen neu gestaltet.