Die Boeing 737 MAX 8 mit der Registrierungsnummer ET-AVJ startete um 08:38 Uhr Ortszeit vom Addis Abeba Bole International Airport. Der Pilot hatte einen Notruf abgesetzt und die Freigabe zur Rückkehr zum Platz erhalten. Daraufhinging der Kontakt um 08:44 Uhr verloren. Die Absturzstelle liegt bei Sishoftu, etwa 60 Kilometer südöstlich der äthiopischen Hauptstadt. Alle 149 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder an Bord von Flug ET 301/10 nach Nairobi kamen ums Leben.
Bei einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag sagte Tewolde Gebremariam, der Chef von Ethiopian, dass es noch zu früh sei, über die Ursache zu spekulieren. Das abgestürzte Flugzeug war laut Airlines am Morgen von Johannesburg zurück nach Addis Abeba gekommen. Die letzte größere Wartung der erst Ende 2018 ausgelieferten Maschine war am 4. Februar durchgeführt worden. Sie hatte etwa 1200 Flugstunden. Im Cockpit waren mit Yared Getachew ein Senior Captain mit einer kumulativen Flugzeit von mehr als 8000 Stunden sowie der Erste Offizier Ahmed Nur Mohammod Nur, der eine Flugzeit von 200 Stunden hatte.
Derzeit laufen die Maßnahmen, um die Identität der Opfer zu ermitteln. In Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, einschließlich des Flugzeugherstellers Boeing, der äthiopischen Zivilluftfahrtbehörde und anderer internationaler Einrichtungen, werden Untersuchungen zur Ermittlung der Unfallursache durchgeführt, so Ethiopian.
Flugverbot für 737 MAX durch Ethiopian, China und Indonesien
Am Montagmorgen teilte die Airline mit, dass sie sich zu einem Flugverbot für die 737 MAX entschlossen hat: „Nach dem tragischen Unfall von ET 302 am10. März mit der B-737-8 MAX (ET-AVJ) hat Ethiopian Airlines beschlossen, die gesamte B-737-8 MAX-Flotte mit Wirkung vom 10. März 2019 bis auf weiteres zu grounden. Obwohl wir die Ursache des Unfalls noch nicht kennen, mussten wir uns entscheiden, diese spezielle Flotte als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung am Boden zu lassen“.
Unterdessen hat auch die Civil Aviation Administration of China am Montagvormittag ein Flugverbot für die Boeing 737 MAX 8 verhängt. „Am 11. März um 9:00 Uhr erteilte die Civil Aviation Administration eine Mitteilung mit der Bitte, dass inländische Verkehrsfluggesellschaften am 11. März 2019 vor 18:00 Uhr den kommerziellen Betrieb der Boeing 737-8 aussetzen sollten“ hieß es offiziell. Zur Begründung wurde angeführt: „Am 10. März stürzte ein Flugzeug der Boeing 737-8 vonEthiopian Airlines ab, was nach dem Unglück des indonesischen Lion Air am 29. Oktober die zweite Luftkatastrophe mit der Boeing 737-8 war. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei den beiden Flugzeugabstürzen um neu gelieferte Boeing 737-8-Flugzeuge handelt, die alle in der Startphase auftraten, weisen sie gewisse Ähnlichkeiten auf. Gemäß dem Managementprinzip der Nulltoleranz für Sicherheitsrisiken“ sei daher ein Grounding notwendig.
In Indonesien leitete die Generaldirektion Luftverkehr des Verkehrsministeriums am Montag Schritte für ein vorläufiges Flugverbot und eine Inspektion aller im Land fliegenden 737 MAX ein. Die Inspektionen beginnen schon morgen (12. März 2019). „Wenn zum Zeitpunkt der Inspektion Probleme festgestellt werden, ist es dem Flugzeug untersagt, zu fliegen, bis es vom Fluginspektor als repariert erklärt wird“, so die Behörde in einer Mitteilung. Laut dem Generaldirektor für Luftverkehr, Polana B. Pramesti, wurde dieser Schritt unternommen, um die Flugsicherheit in Indonesien zu gewährleisten.
Die amerikanische FAA hat bis Montagmittag keine Maßnahmen eingeleitet. Man beobachte die Entwicklung, hieß es. Die europäische EASA gab am Montag ein Statement heraus: „Die Agentur folgt der Untersuchung aufmerksam und steht in Kontakt sowohl mit der FAA als auch mit dem Hersteller“.
Der Unfall der neuen 737-Version ereignete sich weniger als fünf Monate, nachdem ein Flugzeug der Lion Air am 29. Oktober 2018 nach dem Start vor Jakarta ins Meer gestürzt war. Ein Faktor waren dabei Probleme mit den Geschwindigkeitsmessern und den Anstellwinkelgebern, so dass die Maschine eigentlich nicht hätte starten dürfen. Ein neues Kontrollsystem steuerte anhand der falschen Geschwindigkeitsdaten zu stark gegen. Es wurde von der Crew nicht deaktiviert, die dann die Kontrolle über die Maschine verlor.
UPDATE:
Ethiopian Airlines teilte am Montagmittag mit, dass an der Unglückstelle die beiden Datenschreiber des verunglückten Flugzeugs sichergestellt werden konnten. Dabei handelt es sich um den Stimmenrekorder und den Datenrekorder. Die beiden Datenschreiber werden nun in ein Speziallabor gebracht und ausgewertet.
Einer der beiden Festplattenrekorder soll stark beschädigt sein. Zunächst war noch nicht bekannt, ob er sich noch auslesen lässt. Die beiden Rekorder sind auf extreme Beschleunigungswerte, wie sie bei Abstürzen aufreten können, auf Feuer, Explosionen und eine Lage unter Wasser ausgelegt. Außerdem sind sie nahe des hinteren Druckschotts eingebaut, an einer strukturell besonders widerstandsfähigen Stelle. Kleine Peilsender erleichtern das Auffinden.
