Air India-Absturz: Elektronik-Brand im Heck? "Wichtige Anhaltspunkte" am Wrack

„Wichtige Anhaltspunkte“ am 787-Wrack
Elektronik-Brand im Heck bei Air India-Absturz?

Veröffentlicht am 22.07.2025
Absturz der Air India-Boeing 787 am 12. Juni 2025 in Ahmedabad.
Foto: AFP

Flugkapitän RS Sandhu hat 39 Jahre für Air India gearbeitet, unter anderem als Prüfer auf der 787-Flotte. Nach übereinstimmenden Informationen wird Sandhu, inzwischen Berater, für die weiteren Unfallermittlungen des AAIB zu Air India-Flug 171 als Experte für die 787 hinzugezogen.

Der Fall spaltet das Feld internationaler Flugunfallermittler. Die US-Transportsicherheitsbehörde NTSB geht in einer unveröffentlichten Einschätzung, über die vergangene Woche zunächst "Reuters" berichtet hatte, stark von einer absichtlichen Abschaltung der Treibstoffzufuhr in die Triebwerke aus. Der AAIB-Erstbericht, die bislang einzige offizielle Veröffentlichung zum Stand der Unfallermittlungen, weist lediglich auf einen auffälligen Wortwechsel im Cockpit kurz vor dem Absturz hin. "In der Aufzeichnung des Stimmenrekorders ist zu hören, wie einer der Piloten den anderen fragt, warum er die Triebwerke abgestellt hat", heißt es in dem Dokument. "Der andere Pilot antwortete, dass er dies nicht getan habe." Nach Medienberichten hatte der Erste Offizier den Kapitän mit dem Vorwurf konfrontiert.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Ermittlung in alle Richtungen

Das AAIB ärgerte sich zuletzt öffentlich über "spekulative und verfrühte" Festlegungen zur Absturzursache im Ausland – und ermittelt nach eigenen Angaben weiter in alle Richtungen. Wie die Zeitung "Indian Express" unter Berufung auf einen Insider schreibt, gehen die Ermittler dabei unter anderem "wichtigen Anhaltspunkten" am Wrack nach. Teams untersuchen demnach Indizien für einen Elektrobrand im Heck der 787-8 kurz vor dem Absturz. Das Heck wurde beim Einschlag in das Wohnheim abgerissen und war nicht der Treibstoffexplosion ausgesetzt.

"Es muss jetzt untersucht werden, ob der Elektrobrand im Heck auf einen Fehler zurückzuführen ist, der in einem der Systeme entstand, als das Flugzeug zum Start rollte, oder ob es sich um eine Brandentwicklung nach dem Aufprall handelt", sagte die Quelle aus dem Ermittlerkreis der Zeitung.

Flugschreiber im Heck schwer auslesbar

Der AAIB-Erstbericht weist in diesem Zusammenhang auf den Flugschreiber im Heck der 787-8 hin. "Der EAFR im Heck war erheblich beschädigt und konnte nicht mit den herkömmlichen Methoden ausgelesen werden", heißt es in dem Bericht. Der Flugschreiber im vollständig zerstörten vorderen Teil der Maschine war zwar "verbrannt und mit einer Rußschicht überzogen", technisch aber intakt.

"Jede Fehlfunktion des elektrischen Systems, die vor dem Abheben des Flugzeugs auftrat, hätte zu einer Unterbrechung der miteinander verbundenen Flugsensoren führen und in einem Kaskadeneffekt falsche Daten an die ECU (Engine Control Unit) des Flugzeugs leiten können, was die Treibstoffzufuhr unterbrochen haben könnte", sagte der Insider.