Airbus teilte am Donnerstag mit, nach einer "Fehldarstellung nicht-strukturellen Oberflächen-Verschleißes von Seiten eines A350-Kunden", ersuche Airbus um eine unabhängige, rechtliche Begutachtung, um den Fall auszuräumen. Beide Seiten hätten im Rahmen direkter und offener Gespräche keine Lösung erreicht.
Hintergrund ist eine Beschwerde von Qatar Airways, die mit einem Werftaufenthalt des Airbus A350-900, A7-ALL begann. Bei diesem Flugzeug, der zwölften A350 von Qatar, Werknummer MSN36, Auslieferung im November 2016, wurde im letzten Winter die Lackierung entfernt, um eine Neulackierung in Sonderfarben vorzunehmen. Nach dem Entfernen der oberen Lackschicht zeigten sich auf einer Schutzschicht auf der Außenhaut jedoch Schäden.
Deckschicht unter dem Lack ist beschädigt
Detailfotos davon, die im Internet kursieren, zeigen eine kunstharzartige Deckschicht, die, etwa wie beschädigtes Sicherheitsglas, von feinen Rissen durchzogen ist. An einzelnen Stellen sind die Splitter herausgefallen, so dass man das darunter liegende Kupfernetz erkennt, das noch über der eigentlichen, tragenden CFK-Außenhaut liegt und für Blitzschutz sorgt.
Qatar hatte das entlackte Flugzeug daraufhin, nur in der gelbgrünen Grundierung, nach Toulouse geflogen, wo Airbus nähere Untersuchungen vornahm. Ergebnis war, dass der Flugzeughersteller von lediglich kosmetischen Schäden sprach. Auch die Luftfahrtbehörde EASA vertrat diese Auffassung. Dagegen sperrte Qatars Luftfahrtbehörde 13 Flugzeuge von Qatar Airways. Die Airline aus Doha ist mit derzeit 53 A350 im Bestand der weltweit größte Betreiber.
Öffentlicher Schlagabtausch
Verschärft hatte sich der Konflikt, nachdem Qatar Airways im Umfeld der jüngsten Dubai Air Show mehrmals Airbus öffentlich kritisiert hatte und eine etwaige A350-Frachterbestellung von einer vorherigen Lösung der Außenhaut-Schäden abhängig gemacht hatte. Ein derartig öffentlicher Schlagabtausch zwischen Flugzeugherstellern und Kunden ist selten. Normalerweise werden die, durchaus ständig üblichen, Meinungsverschiedenheiten geräuschlos gelöst.
Airbus wirft Qatar Airways vor, ein spezifisches Problem zu Unrecht zum 'flugsicherheitsrelevanten Problem' hoch zu stilisieren. Dies verstoße gegen internationale Gepflogenheiten über Flugsicherheitsthemen. Für Airbus habe das Thema Sicherheit Top-Priorität. Die Oberflächenprobleme seien eingehend untersucht worden und seien nicht lufttüchtigkeitsrelevant für den gesamten A350-Bestand. Dies habe die EASA bestätigt.
Verteidigung vor Rufschädigung
Airbus bedauere, diesen Weg einschlagen zu müssen, aber nun müsse man die eigene Position verteidigen und den Ruf schützen. Man arbeite mit den Kunden zusammen, um jeglichen vorzeitigen Verschleiß, so bequem wie möglich, zu beseitigen. Der "genannte Kunde" habe diese Lösungen jedoch ohne Rechtsgrundlage alle ausgeschlagen. Die A350-Flotte erreiche mit 99,5 Prozent eine sehr hohe Einsatzzuverlässigkeit.
Airbus arbeite daran, einen konstruktiven Dialog mit "dem Kunden" in dieser Sache wiederherzustellen. Man sei jedoch nicht bereit, weiterhin ungenaue Stellungnahmen dieser Art hinzunehmen. Außerdem weise man darauf hin, dass eine zeitgleich laufende Änderungsanweisung der EASA hinsichtlich der Kupferfolie in 13 A350-Flügeln nichts mit dem obigen Thema zu tun habe. Hier sei bereits der Produktionsprozess geändert worden, was eine beschränkte Zahl von Flugzeugen betreffe.