Airliner-Friedhof in Frankreich - die Grazien von Merville

Airliner-Friedhof in Frankreich
Haben die Grazien von Merville noch eine Chance?

Veröffentlicht am 02.08.2024

Der Flugplatz Merville-Calonne liegt im Norden Frankreichs im Département Pas-de-Calais. Während des Zweiten Weltkriegs waren hier unter anderem mehrere Einheiten der deutschen Luftwaffe stationiert. Zu Zeiten des Kalten Kriegs erfolgte der Ausbau zu einer Basis für NATO-Jets. Allerdings blieb es bei einer Nutzung als Reserve-Stützpunkt. Heute dient Merville rein zivil vor allem der allgemeinen Luftfahrt. Auch die 1962 von den französischen Fluglinien Air France, Air Inter und UTA gegründete Ausbildungseinrichtung IAAG ist hier ansässig. Das Institut Aéronautique Amaury de la Grange schult Luftfahrttechniker. Daher finden sich einige alte Fluggeräte am Platz.

Gut versteckt auf der Wiese

Allerdings haben die drei Airliner schon deutlich bessere Tage gesehen. Mittlerweile sind sie vom Institutsgelände auf eine Wiese umgezogen. Versteckt hinter einer hohen Mauer rotten sie vor sich hin. Die Vickers Viscount 724 von Air Inter mit der Kennung F-BMCF sieht noch am besten aus. Der Turboprop (Konstruktionsnummer 54) ging 1955 frisch aus der Fabrik an Trans-Canada Air Lines. In den 60er Jahren übernahm Air Inter die Maschine. Nach der Außerdienststellung stiftete die Fluglinie in den 70er Jahren die Viscount dem IAAG zur Schulung. Seit den 89er Jahren trotzt sie im Freien den Elementen und erhielt 2007 eine neue Lackierung. Angesichts des heutigen Zustands hätte man sich den Aufwand wohl sparen können.

Jets schwarz vor Dreck

Buchstäblich schwarz vor Schmutz präsentiert sich die Sud Aviation Caravelle 12. Die F-GCVK wurde am 19. Juni 1972 an Sterling Airways ausgeliefert und flog am Januar 1982 bei Air Inter. Nach der Außerdienststellung im Jahr 1993 kam sie ebenfalls als Ausbildungsobjekt nach Merville und dämmert nun im Gras vor sich hin. Das Schicksal teilt sie sich mit der Boeing 727-228 F-BOJA. Der Tri-Jet befand sich von 1968 bis 1991 im Liniendienst bei Air France und landete anschließend ebenfalls im IAAG-Institut. Allerdings hat das Airliner-Trio seit Jahren keine Auszubildenden mehr gesehen. Zwar existieren wohl Pläne, die Flugzeuge zu einer besonderen Camping- Einrichtung umzufunktionieren. Aber das Vorhaben wirklich realisiert wird, steht in den Sternen. Auf jeden Fall wären erhebliche Umbauten notwendig. Für die Boeing 747-3B3 von UTA auf der anderen Seite des Geländes kommen solche Maßnahmen zu spät: Ein Feuer in der Kabine am 16. März 1985 ließ sie zum Totalverlust werden. Heute ist nur noch die Hülle der Cockpitsektion in einem Freizeitareal am Flugplatz Merville erhalten.