Wir wissen sofort, wie spät es ist. Eine analoge Uhr abzulesen, ist für uns Mitteleuropäer eine Kulturtechnik, die wir schon von Kindesbeinen an gelernt haben. In Sekundenbruchteilen interpretieren wir bei einer analogen Uhr die Stellung zweier Zeiger. Und bei einem Blick nach draußen wissen wir auch sofort, ob es 12 Uhr mittags oder 12 Uhr nachts ist. Das funktioniert instinktiv und erfordert kein Nachdenken – sofern eine gute Ablesbarkeit des Zifferblatts gegeben ist. Digitalanzeigen hingegen müssen regelrecht gelesen und gedanklich umgesetzt werden, was im Regelfall deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Dass die beiden Fliegerchronographen von Junghans und Sinn als Instrumente taugen, ist unverkennbar.
Das Zwölf-Stunden-Zifferblatt
Das Zifferblatt einer analogen Uhr ist in zwölf Stunden unterteilt. Was für uns heute selbstverständlich ist, hat seinen Ursprung in der Antike. Bereits bei den ersten Sonnenuhren – vor mehr als 3000 Jahren – wurde der lichte Tag in zwölf gleiche Teile eingeteilt, ebenso die Nacht. Das ist eine Vereinfachung, wie wir wissen, da sich die Licht- und Nachtstunden an einem gegebenen Ort buchstäblich täglich ändern. Spätestens mit der Verbreitung von Räderuhren im 15. Jahrhundert hat es sich durchgesetzt, den Volltag in zwölf Tag- und zwölf Nachtstunden zu unterteilen. Die unterliegt dem Sexagesimalsystem, also der Rechnung auf der Basis 60. Eine Minute hat 60 Sekunden, eine Stunde 60 Minuten. Entsprechend sind auch die Skalen von Uhren aufgebaut. Oben steht die 12 – bei Fliegeruhren oft auch ein Dreieck mit zwei gegenüber-liegenden Punkten – als Anfang und Ende eines halben Tages, dann folgen elf weitere Ziffern.

Die Junghans Pilot Automatik bietet ein ansprechendes, reduziertes Zifferblattdesign und eine gute Ablesbarkeit aller Anzeigen.
Schwarz-Weiß ist Trumpf
Mitunter dienen auch nur Strich-Indexe als Stundenmarker, wobei der bei zwölf Uhr dann in der Regel etwas markanter ausgeführt ist. Bei Pilotenuhren am gängigsten ist die Kombination aus beidem sowie jeweils vier Zwischenstriche zwischen den zwölf Stundenmarkern, die ja auch gleichzeitig die Minuten indizieren. Eine Ausnahme in den Skalengestaltungen bilden die sogenannten Beobachtungsuhren, Baumuster B. Deren äußere Hauptskala ist den Minuten gewidmet und entsprechend mit den Ziffern 5 bis 55 bestückt. Ergänzt wird sie von einer konzentrisch angelegten Stundenskala in der Mitte des Zifferblattes. Solche Uhren wurden in den 1940erJahren von Wempe, A. Lange & Söhne, IWC sowie den Pforzheimer Marken Stowa und Laco gebaut. Die beiden Letztgenannten haben heute moderne Interpretationen dieser damaligen "Profiuhren" in der Kollektion. Damit die Skalen gut ablesbar sind, braucht es einen hohen Kontrast. Aus diesem Grund sind die Zifferblätter sowohl von Instrumenten als auch von Instrumentenuhren in aller Regel schwarz lackiert, Skalen und Zeiger weiß. Für eine schnelle eindeutige Ablesbarkeit müssen Sekunden- und Minutenzeiger immer so lang sein, dass sie in ihre Skala hineinreichen. Der Stundenzeiger jedoch muss deutlich kürzer sein. Das Design des Zeigers trägt ebenfalls zu einer guten Ablesbarkeit bei. Hier erweisen sich Zeiger in Form eines Pfeiles oder auch Balkenzeiger mit einer angesetzten Spitze als sinnvoll.

Während bei vielen Chronographen nur die Zeitanzeige mit Superluminova ausgestattet ist, leuchtet bei diesem Laco-Modell auch der Drehring.
Leuchtkraft durch Leuchtmasse
Damit das Ganze nicht nur bei Tageslicht funktioniert, sind diese Zeiger, Stundenindexe und -ziffern mit einer speziellen Leuchtmasse beschichtet. Wobei die Bezeichnung Leuchtmasse missverständlich ist, weil sie technisch gesehen nicht selbst leuchtet, sondern nur UV-Licht speichert und diese gespeicherte Energie als Licht wiedergibt. Weil die Speicherfähigkeit nicht unendlich hoch ist, lässt die Leuchtkraft dieser Leuchtmasse im Laufe der Nacht langsam nach. Die erste bekannte Leuchtmasse war ein Gemisch, das einen hohen Anteil Radium enthielt. Dieses radioaktive Material erwies sich aber als extrem gesundheitsgefährdend – insbesondere für die Mitarbeiter, die die Zifferblätter bemalten. Der Einsatz von Radium endete Anfang der 1960er Jahre. Damals begann der Siegeszug von Tritium. Das ist zwar ebenfalls radioaktiv, aber weitaus weniger gefährlich als Radium. Es hat eine Halbwertszeit von 12,3 Jahren. Tritium bot ebenfalls eine anhaltende Leuchtkraft und wurde daher schnell zur bevorzugten Leuchtmasse. Ganz ohne Nachteil war aber auch Tritium nicht. Dessen Leuchtkraft nimmt mit der Zeit ab – wobei man eher über Jahrzehnte als Jahre redet – und muss dann ersetzt werden. Im Laufe der Zeit verändert Tritium auch seine Farbe und kann unter anderem von einem hellen Grün zu hellen Braun- oder Beigetönen verblassen. Die Strahlung des schwach radioaktiven Tritiums ist nicht in der Lage, Uhrengehäuse zu durchdringen und stellt daher keine Gefahr für den Träger dar. Die Verarbeitung jedoch stellt eine latente Gefahr für Mitarbeiter der Uhren- und Zulieferindustrie dar, weshalb Tritium-basierte Farben auf Zifferblättern 1998 verboten wurden. Inzwischen dominiert ein Material, das unter dem Markennamen Superluminova bekannt und in verschiedenen Farben erhältlich ist. Dessen Pigmente leuchten aufgrund anorganischer Phosphoreszenz nach.

Superluminova speichert die Energie von Licht und UV-Strahlen, die dann in der Dunkelheit nachleuchten. Hier die Hanhart Fly Aerosphere.
Wenn es Nacht wird
Doch kennt die Uhrenindustrie auch selbstleuchtende Indexe. Diese interessante Nische besetzt die Schweizer MB Microtech AG, die sogenannte Tritium-Gaslichtquellen unter der Produktbezeichnung Trigalight herstellt. Hier handelt es sich um luftdicht verschlossene Röhrchen aus Mineralglas, die auf der Innenseite mit Leuchtstoff beschichtet und mit gasförmigem Tritium gefüllt sind. Die vom Tritiumgas emittierten Elektronen aktivieren den Leuchtstoff permanent und bieten damit auch bei vollkommener Dunkelheit eine einwandfreie Ablesbarkeit. MB Microtech verbaut diese Trigalights in Uhren ihrer Eigenmarke Traser und verspricht mindestens zehn Jahre Leuchtdauer sowie die Reparaturfähigkeit ihrer Uhren. Eine leuchtende Markierung, meist ein Dreieck, markiert auch immer die Spitze des Fliegerdrehrings. Der verfügt über eine Skala mit 60er-Teilung und eignet sich daher auch für die minutengenaue Kurzzeitmessung, was bei Streckenflügen mitunter sehr nützlich ist. Man bringt einfach die Pfeilmarkierung des Drehrings mit der Spitze des Minutenzeigers zur Deckung und kann so ablesen, wie viele Minuten man schon in eine bestimmte Richtung geflogen ist. Wer es noch genauer wissen will, nutzt einen Chronographen. Bei dem muss der Pilot dann meist etwas genauer hinschauen, denn in aller Regel sitzt der Minutenzähler in einem sogenannten Totalisator. Da freut sich der Betrachter dann, wenn dieses Hilfszifferblatt den Raum auf dem großen Blatt so gut wie möglich ausnutzt. Am leichtesten geht es mit Chronographen, bei denen auch der Minutenzähler aus dem Zentrum angezeigt wird. Dann funktioniert die Ablesbarkeit der gestoppten Zeit ebenso intuitiv wie bei der Uhrzeit.