Der Flugzeugfriedhof von Warschau: Alte Antonow, Iljuschins und Co.

Antonow, Iljuschin und ukrainische Regionaljets
Zu Besuch bei Warschaus Airliner-Flugzeugfriedhof

Veröffentlicht am 26.03.2024

Ein kleiner Feldweg voller Schlaglöcher führt am Gelände des Flughafens Warschau-Frédéric Chopin entlang – dorthin, wo sich nie ein Passagier verirrt. In Höhe der Feuerwehrstation findet der Luftfahrt-Enthusiast jedoch hinter dem Zaun eine Reihe trauriger Gestalten, die durchaus einen Platz in einem Museum verdient hätten. Doch dafür dürfte es längst zu spät sein. Wenigstens hat man der Iljuschin Il-14P mit der Kennung SP-LNE die Würde gelassen, auf eigenen Beinen im Feld zu stehen.

Flughafen Warschau Il-14 abgestellt
Patrick Hoeveler

Airliner für Sondereinsätze

Das zweimotorige Verkehrsflugzeug hatte im Jahr 1956 in der damaligen Sowjetunion das Licht der Welt erblickt und flog anschließend für die polnische Staatsfluglinie LOT. Der letzte Betreiber war das Unternehmen Aeropol. Noch schlimmer hat es die Schwestermaschine SP-LNB erwischt. Hier liegt nur noch der Rumpf der einst stolzen Il-14 in der Wiese, scheinbar von Einschusslöchern durchsiebt. Beide Airliner waren im Jahr 1967 für Einsätze zu Luftbildmessungen umgerüstet worden. Im August 1974 bekam die SP-LNB mit der Kalibrierung von Flugsicherungsanlagen eine neue Aufgabe. In dieser Rolle flog sie noch bis 1990, dann übernahm die Let L-410 diese Mission. Die beiden Iljuschins stellte man in Warschau ab, wo sie bis heute stehen.

Embraer Regionaljet-Hecks am Flughafen Warschau
Patrick Hoeveler

Regionaljets aus der Ukraine

Als Übungsobjekt für die hiesige Flughafenfeuerwehr dient die ebenfalls lange ausgemusterte Antonow An-24 von LOT. Der Turboprop mit der Kennung SP-LTA hat wie die anderen Insassen schon bessere Tage gesehen, die alte Lackierung lässt sich bestenfalls noch erahnen. Das Muster flog noch bis Anfang der 90er Jahre im Liniendienst. Deutlich jüngeren Datums sind die vier Embraer-Regionaljets, die den angeschlagenen Oldies Gesellschaft leisten, wenn auch mittlerweile ohne Triebwerke. Die ERJ 145 stammen von der ukrainischen Fluglinie Dniproavia, die im Jahr 2017 das Geschäft einstellen musste. Die Gesellschaft betrieb insgesamt 23 Exemplare des brasilianischen Produkts sowie zwischenzeitlich sechs Boeing 737 und eine 767. Warum die UR-DNQ, die UR-DNW und die anderen beiden Jets gerade in Warschau landeten, ist heute nicht ganz ersichtlich. Sicher ist nur, dass sie die polnische Hauptstadt aus eigener Kraft nicht mehr verlassen werden.