EASA startet Testflüge mit der Boeing 737 MAX - in Kanada

In Kanada
EASA startet Testflüge mit der Boeing 737 MAX

Veröffentlicht am 09.09.2020
EASA startet Testflüge mit der Boeing 737 MAX
Foto: Boeing

Der Flug über die Landesgrenze dauerte nur 30 Minuten, doch für Boeing könnte er ein Meilenstein sein, um die seit März 2019 gegroundete 737 MAX endlich wieder ins Geschäft zu bringen: Gestern Morgen um kurz nach 8 Uhr Ortszeit hob die 737 MAX 7 mit der Kennung N7201S vom Flughafen Boeing Field in Seattle Richtung Vancouver ab. Mit einem Tag Verspätung begannn dort wenig später eine Abordnung der EASA, den überarbeiteten Jet im Flug auf Herz und Nieren zu prüfen. Ursprünglich hätte die Testreihe schon am 7. September starten sollen.

Boeing

Wiederzulassung nur bei völliger Sicherheit

Von der Bewertung der EASA-Experten hängt ab, ob Boeings mit weltweitem Flugverbot belegter Bestseller zeitnah auch in Europa wieder Passagiere befördern darf. Zuvor hatten die US-Luftfahrtbehörde FAA sowie die kanadische Transport Canada Testflüge mit der 737 MAX absolviert. Im Vorfeld ließ die EASA verlauten, man habe in ständiger Zusammenarbeit mit der FAA und Boeing ausreichende Fortschritte erzielt, um nun praktische Flugtests mit der modifizierten Boeing 737 MAX anzusetzen. Zwar habe Boeing noch "einige abschließende Maßnahmen zu vollenden", so die EASA, die Gesamt-Ausgereiftheit des Veränderungsprozesses sei aber für den Beginn des nächsten Schritts ausreichend. Man wollle eine baldige Wiederzulassung möglich machen, allerdings nur, wenn man von der völligen Sicherheit überzeugt sei.

Boeing

Corona als Hürde

Der Arbeitsprozess mit FAA und Boeing sei durch die COVID-19-Maßnahmen und Reisebeschränkungen zwischen Europa und den USA behindert worden. Deswegen weiche man mit den Flugtests nach Vancouver in Kanada aus. Es liegt nördlich von Seattle an der Pazifikküste und ist aus Seattle, wo sich die Boeing-Flugtestzentrale mit dem Testflugzeug und dessen Telemetrieabteilung befindet, in wenigen Flugminuten erreichbar.

EASA stellt eigene Forderungen

Bei den Modifikationen geht es um verbesserte Anzeigen der Anstellwinkelgeber, von denen nun immer zwei zugleich genutzt und verglichen werden, und eine andere Eingriffslogik der Anstellwinkelschutzautomatik MCAS, die nun nur noch einmal pro Auslösung eingreift und nicht mehr in endloser Folge, wie bei den beiden MAX-Abstürzen in Indonesien und Äthiopien. Angeblich fordert die EASA noch die Nachrüstung eines dritten Anstellwinkelgebers, um die Meßzuverlässigkeit noch besser bestätigen zu können. Dabei könnte aber, statt einer klassischen Sonde, zum Vergleich auch ein errechneter Wert genutzt werden, den die elektronischen Bordsysteme des Flugzeugs ohnehin ständig generieren. Angeblich wäre die EASA auch bereit, eine erst mittelfristige Nachrüstung der MAX-Flotte mit dieser Zusatzsicherung zu akzeptieren, so dass die MAX-Flotte bei einer Freigabe nicht gleich wieder neu gegroundet werden müsste.