Kitty Hawk, eine von Google-Chef Larry Page persönlich gegründete und finanzierte Firma, stellte in der Nähe von Las Vegas die neue Drohne Flyer erstmals Journalisten vor. Das offene Einmann-Fluggerät aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff wird von zehn voneinander unabhängigen, elektrischen Hubrotoren in Luft gebracht. Bisher finden die Demonstrationsflüge nur in geringer Höhe mit gedrosselter, langsamer Geschwindigkeit über einem See in der Nähe von Las Vegas statt. Dabei wird die Drohne von einer Kommandozentrale überwacht.
Die Steuerung an Bord besteht lediglich aus einem Joystick für die Richtungsvorgabe und einem Schubhebel für die Leistung. Kitty Hawk hat mehrere Eingabegeräte erprobt, um die intuitivste Variante zu finden. Angeblich kann das Luftfahrzeug mit 20 Minuten Einsatzdauer bereits nach einer nur einstündigen Einweisung sicher bedient werden. Der Pilot trägt einen Helm mit Funkverbindung zur Einsatzzentrale und sitzt angeschnallt in der bobartigen Kabine mit Überrollbügel. Wesentlicher Teil der Sicherheitseinweisung ist das schnelle Befreien aus dem Sitz, falls das Luftfahrzeug auf dem Kopf in den See fallen sollte.

Der zwei Meter lange und drei Meter breite Flyer beruht auf der pauschalen, amerikanischen Part-103-Zulassung für Ultraleichtflugzeuge. Diese gestatten den weitgehend zulassungsfreien Betrieb von Luftfahrzeugen unterhalb einer Leermasse von 115 Kilogramm durch Piloten ohne jede Lizenz. Diese einsitzigen Luftfahrzeuge dürfen nur bei Tag außerhalb kontrollierter Lufträume auf eigenes Risiko betrieben werden und maximal 55 Knoten (101km/h) schnell sein. Andere Menschen oder deren Eigentum dürfen durch den Flug nicht gefährdet werden.
Die Kitty Hawk Corporation unter der Leitung von Sebastian Thrun ließ sich den Flyer von Chefingenieur Todd Reichert entwickeln, der bereits einen muskelkraftbetriebenen Leichtbau-Hubschrauber und ein 144 km/h schnelles, verkleidetes Leichtbau-Rennrad entworfen hat. Nach etwa 1500 Testflügen mit Google-Mitarbeitern soll nun die öffentliche Akzeptanz des bemannten Drohnenfliegens getestet werden. Kitty Hawk sucht auch bereits Interessenten für den möglichen Kauf einer Drohne, wobei ein späterer Verkaufspreis noch nicht genannt wird.