In einem Brief an den Vorsitzenden des Aufsichtsrates vom Montag habe Lütke Daldrup darauf verwiesen, dass er seine Aufgabe mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme des BER sowie der Vorlage des neuen Businessplans 2021 erfüllt habe, teilte die Flughafengesellschaft mit. Mit der Vollendung des 65. Lebensjahres sei es Zeit, den Weg für ein neues und qualifiziertes Führungsteam frei zu machen. Nun gehe es darum, dass sich die FBB der Restrukturierung weiter intensiv widme.
Rainer Bretschneider, Vorsitzender des Aufsichtsrates, sagte: "Engelbert Lütke Daldrup hat in einer für die FBB sehr schwierigen Zeit große Verantwortung übernommen und die in ihn gesetzten Hoffnungen und Erwartungen erfüllt. Dass der BER in Betrieb gegangen ist, war maßgeblich der Verdienst seiner Arbeit. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet."
Der Aufsichtsrat der FBB werde sich in seiner Sitzung am kommenden Freitag mit dem Thema befassen und die notwendigen Konsequenzen beraten. Die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft müsse dabei genauso im Fokus stehen wie ihre mittelfristige personelle und strategische Ausrichtung, so Brettschneider.
Lütke Daldrup hatte die problembehaftete Flughafenbaustelle in einer sehr schwierigen Lage übernommen, unbeirrt weiterbauen lassen und immer wieder neue finanzielle Hilfen seitens der Politik erwirkt, die schließlich eine BER-Fertigstellung ermöglichten. Dennoch bleiben die Kostenüberschreitungen in Milliardenhöhe eine Erblast, die auch künftige Flughafenchefs noch auf Jahre beschäftigen werden. Vermutlich wird der Flughafen wegen dieser Verluste noch lange auf Zuschüsse angewiesen bleiben. Zugleich muss der BER in einem derzeit schwachen Markt neue Airline-Kunden und Routen gewinnen, um seine Auslastung zu erhöhen.
Lütke Daldrup hatte zuletzt als Sparmaßnahme das BER-Flughafenterminal T5, den alten Flughafen Schönefeld, "vorübergehend" still legen lassen, um das derzeit schwache Aufkommen nur noch im BER-Neubau zu bündeln. Auf mittlere Sicht dürfte der BER ein "Billigterminal" wie T5 wieder brauchen, denn Niedrigpreisairlines wie Ryanair oder Wizz Air gelten momentan als größte Wachstumshoffnungen im Linienverkehr.