Die britische Zeitung "The Guardian" meldete, BAE Systems als Nachfolgerin des einstigen ATP-Herstellers British Aerospace, habe noch im Mai bei der britischen Luftfahrtbehörde CAA angekündigt, den ATP-Support erst bis Ende 2026 einstellen zu wollen und bis dann deren Betriebsgenehmigung freiwillig an die CAA zurückzugeben. Damit sei die bereits jetzt vollzogene Aufhebung unerwartet früh gekommen.
Zuletzt im Hilfseinsatz für die UNO
Mit dem Ende der Zulassung verliert auch der letzte ATP-Betreiber Encomm Aviation in Kenia alle Einsatzmöglichkeiten seiner ATP-Flotte von zuletzt zehn Flugzeugen. Sie waren ab Nairobi als Frachter in Afrika eingesetzt worden und bewährten sich zuletzt im Einsatz bei Lebensmitteltransporten im Auftrag des Welternährungsprogramms der UNO in afrikanischen Bürgerkriegsgebieten. Unklar ist, wie das Welternährungsprogramm der UNO jetzt seine geplanten Hilfsflüge fortsetzt, wenn das geeignete Fluggerät nicht mehr genutzt werden darf. Laut Guardian mussten bestehende Frachtaufträge für Flüge in den Süd-Sudan, nach Somalia und Kongo storniert werden. Bislang seien 18.700 Tonnen afrikanische Hilfsgüter mit der ATP-Flotte transportiert worden.
Glückloses Regionalprogramm fand erst spät seine Berufung
Für den Flugzeughersteller endet damit die Betreuung eines Regionalflugzeug-Programms, von dem zwischen 1988 und 1996 nur 65 Flugzeuge gebaut worden waren. Die Advanced Turboprop (ATP) war angesichts hoher Ölpreise Anfang der achtziger Jahre als treibstoffsparende Turboprop für bis zu 64 Passagiere aufgelegt worden, die sich an der kleineren Vorgängerin HS748 orientierte. Der Erstflug fand am 6. August 1986 statt. Der 26 Meter lange Twin, max. Startmasse 22930 kg, Reichweite 1825 km, wurde von zwei Pratt & Whitney Canada PW126 mit zweimal 1978 kW (2653 WPS) angetrieben, die auf Sechsblatt-Propeller wirkten. Die ATP litt anfangs an Kinderkrankheiten und mangelnder Zuverlässigkeit und galt im Gegensatz zu ihrer robusten, einfachen Vorgängerin HS748 als kompliziert und "over-engineered." Am Ende bewährte sie sich aber doch mit Langlebigkeit und Robustheit. So kam sie in Afrika auch mit kürzeren Pisten zurecht und vertrug dank ihres hohen und stabilen Fahrwerks auch den Betrieb auf Schotterpisten.





